Nord:
Lichterfelde
Die Gegend zwischen Lichterfelde-Ost und Steglitz ist reich an Villen. Der Teltowkanal bedeutete nicht nur Abwasserentsorgung, sondern Warentransport, Elektrifizierung und Erholung. Damit unterstützte der Wasserweg den Aufschwung in diesem Teil Berlins.
Zwischen den zwei Bahnstrecken und durchzogen vom KANAL
Gleise und Kanal als Motor der Entwicklung
Das Dorf Lichterfelde wird zur Villengegend
Einst noch Teil von Teltow kam Groß-Lichterfelde 1920 nach Berlin. Doch die Grundlagen für gute Entwicklung waren schon gelegt: Zwischen den Bahnstrecken Anhalter Bahn und Potsdamer Bahn und durchzogen vom Teltowkanal war das ehemalige Dorf prädestiniert – dank der Weitsicht des Stadtentwicklers von Carstenn – wohlhabendes Klientel anzuziehen. Der Developer residierte dann im ehemaligen Gutshof und ließ auch den heutigen Schlosspark anlegen, wovon ein Teil unter Naturschutz steht. Ihn im Rahmen eines Kanalspaziergangs zu besuchen lohnt dabei durchaus.
Wir nähern uns, von Ihrer Unterkunft aus in nördlicher Richtung, mit zunehmender Wegstrecke dem Angerdorf Lichterfelde. Dabei stoßen wir zuerst auf den Teltowkanal, dem wir weiter folgen. Ein beschaulicher Spaziergang, im Regelfall umgeben von Radfahrer, Kinderwägen und Joggern.
Treidellokomotive
Einst zogen Menschen oder Pferde den Flüssen entlang. Mit dem Bau des Teltowkanals 1901–05 und der ersten elektrischen Straßenbahn in Lichterfelde-Ost entschieden sich die Betreiber für elektrische Lokomotiven mit 8PS (550 V Gleichstrom). Diese waren so bemessen, dass sie per Drahtseile zwei Normalkähne mit 1.200 Tonnen Nutzlast mit einer Geschwindigkeit von 4 km/h entlang des neuen Wasserweges ziehen konnten. Immerhin waren 20 Stück davon im Betrieb.
Mit der Sprengung der Teltowkanalbrücken am Ende des Zweiten Weltkrieges endete diese Praxis. Die Gleise und Führungsmasten wurden abgebaut. Das Land Berlin stellt an der Emil-Schulz-Brücke diese Lokomotive und Glaskasten darüber auf.
Bitte haben Sie Verständnis, dass Text und Fotos nach und nach eingestellt werden, da Recherche und Aufnahmen einen nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand erfordern. – Schauen Sie demnach bald wieder rein! Danke!
Emil-Schulz-Brücke
Täglich queren rund 26.000 die vier Spuren dieser Balkenbrücke in Stahlverbundbauweise. Das war zur Bauzeit 1963–65 state of the art, um entsprechend eine Länge von 65 m und Breite von 27,61 m zu erreichen. Nach langem und intensiven Gebrauch musste sie zweieinhalb Jahre lang (2012-14) saniert werden inkl. Leitungen von acht unterschiedlichen Betreibern (Kosten 3,3 Mio). Jetzt soll sie für weitere 30 Jahre nutzbar sein.
Die Brücke ist nach dem Amts- und Gemeindevorsteher von Groß-Lichterfelde und Mitglied der Kreis-Kanalkommission Emil Schulz benannt.
Postamt
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I
Denkmal Otto Lilienthal
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Stadion Lichterfelde
Noch südlich des Teltowkanals, am Ostpreussendamm 3–17 gelegen, hat der Lichterfelder FC 1892 seine Heimat. Der 1912 gegründete Verein wuchs stetig und machte sich alsbald einen Namen. Der FC verschmolz 1988 mit dem 1892 gegründeten, ebenfalls hier beheimateten FV Brandenburg 92, schließlich lag Lichterfelde noch in der Mark. Derart verstärkt hat der FC nun die größte Jugendabteilung Deutschlands. Die 1. Herren spielen in der Oberliga, die 1. Frauen in der Regionalliga. Und so trainieren nun 1.200 Fußballer in 55 Mannschaften im Stadion Lichterfelde (3,4 km).
Dessen Bau haben 1924 die Stadtverordneten beschlossen. Von Fritz Freymüller 1926 geplant und 1929 fertiggestellt. Die ursprünglich ebenfalls geplante Tennishalle sowie Frei- und Hallenbad wurden nicht umgesetzt. Zwischen 1933 und 1945 hieß die Anlage Adolf-Hitler-Stadion.
Im Krieg stark beschädigt, erfuhr der Sportplatz danach eine Doppelnutzung: Baseballplatz für die US-Soldaten und Kartoffelacker für die Bevölkerung. 1949 wurde es wieder aufgebaut und 1951 neu eingeweiht. Seitdem wurden diverse Abschnitte überholt und die Ausstattung erweitert (Flutlichtanlage, Kunststoffbahn, Kunstrasenplätze). 4.300 Menschen können nun Sportlern auf zwei Kunstrasenplätzen für Fußballer, einen für Handballer, zwei Rasenplätze, zwei Übungsbahnen für Kugelstoßer, einen für Speer- und Hammerwerfer und auf einer Übungswiese zuschauen. Darüber hinaus hat es eine 400-Meter-Bahn.
Mäusebunker
Den 120 m langen, brutalistischen Bau aus Sichtbeton mit horizontal herausragenden Lüftungsrohren in der Krahmerstraße 6, der eher an ein Kriegsschiff erinnert, entwarf der Architekt Gerd Hänska zusammen mit seiner Frau Magdalena und dem Sohn Thomas 1967–1970.
Erst 1981 konnte er fertiggestellt werden und beherbergte die Forschungseinrichtung für Experimentelle Medizin, vormals Zentrale Tierlaboratorien der Freien Universität Berlin (seit 2003 Teil der Charité) – deswegen im Volksmund kurz “Mäusebunker” (3,3 km von Ihrer UUnerkunft). Dieser beschreibt es etwas besser; denn es diente bis 2020 schlicht für Tierversuche. Seitdem wurde es aufgegeben und die Zukunft ist ungewiss: Gegen einen Abriss spricht, dass es zu einer der bedeutendsten Bauwerke des Brutalismus in Deutschland zählt. Und auch das Landesdenkmalamt urteilt, dass das Ensemble von Mäusebunker und gegenüberliegendes Institut für Hygiene und Mikrobiologie eine “unbestreitbar bedeutende bauliche Manifestation ihrer Zeit darstellt”.
Steglitzer Hafen´
Der Steglitzer Hafen (3,3 km) liegt auf dem gegenüberliegenden Ufer des Bäkeparks. Das Flüsslein sorgte für einen morastigen Boden, der leichter ausgehoben werden konnte. Denn der Hafen entstand wie auch der Lichterfelder und Lankwitzer Hafen erst im Zuge der Schaffung des Teltowkanals (1900–1906). Mit dieser Verbindung von Spree und Havel verkürzte sich die Strecke von Elbe zur Oder um 16 km, während gleichzeitig enge wie kurvenreiche Fahrten durch die Innenstadt vermieden wurden. Dabei schlugen die Initiatoren gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Viele der aufstrebenden Gemeinden im Süden Berlins hatten keine wirksame Entwässerung und Versorgungsgüter plus Baumaterialien sowie Brennstoffe konnten nun leicht geliefert werden. Denn 1910/11 entstand gleich daneben das Kraftwerk Steglitz, das bis 1998 mit Schweröl befeuert wurde, dann jedoch auf Erdgas umstellte. Seit 1973 ist Steglitz auch der Heimathafen des Motor-Rennbootclub-Berlin e.V. (MRC Berlin).
Schlosspark Lichterfelde
Der Schlosspark Lichterfelde (3,7 km von Ihrer Unterkunft) erstreckt sich über 5,7 Hektar vom Hindenburgdamm zum Teltowkanal. Hinzu kommt das 2,6 Hektar große und älteste Naturschutzgebiet Berlins (von 1923), das Naturschutzgebiet Schlosspark Lichterfelde. Es ist das Restgebiet des ursprünglichen Bäketals. Den Park ließ von Carstenn 1867 neu anlegen und manche Bäume stammen noch aus dieser Zeit. Ein Teil des Wäldchens ist eingezäunt, um holzbewohnenden Insekten und Vögeln wie Buntspecht, Nachtigall und Zaunkönig ungestörtes Brüten zu ermöglichen. Zudem schaffen zwei Spielplätze und eine Liegewiese Entspannung inmitten der Stadt.
Carstenn-Schlößchen
Zum Park gehört das Gutshaus Lichterfelde (3,7 km), vermutlich aus dem Jahr 1780 auf einem Vorgängerbau errichtet. Hier zog 1865 der Großgrundbesitzer und Unternehmer von Carstenn ein; deswegen auch ‘Carstenn-Schlösschen’ genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm das amerikanische Militär das Gebäude zur Gründung eines Nachbarschaftsheimes.
Der 1948 neu gegründete Nachbarschaftsheim Steglitz e.V. mietete das Objekt bis zu seiner Insolvenz 1999. In dessen Nachfolge trat das Stadtteilzentrum Steglitz e.V., das nun soziale Beratung, Kulturveranstaltungen und Kurse anbietet. Im Nachbarschaftscafé können Sie Kaffee und Kuchen mit Blick auf den Park geniessen.
Dorfkirche Lichterfelde
Gleich hinter dem Stadtpark stoßen wir auf den Dorfanger von Lichterfelde. Auf der Mittelinsel der sich teilenden Straße („Hindenburgdamm“) steht die alte Dorfkirche von Lichterfelde (3,9 km) aus dem 14. Jahrhundert (Hindenburgdamm 101). Aus Feldsteinquadern errichtet, ist eine der über 50 Dorfkirchen in Berlin und hat sehr wahrscheinlich eine frühere Holzkirche ersetzt. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt, blieb ungenutzt, bis sie 1701 wiederhergestellt werden konnte. Zusätzlich erhielt sie eine Fachwerk-Dachturm. Die Sakristei im Südosten wurde erst 1939 angefügt. Auf dem kleinen Friedhof auf dem Vor- und Hinterhof liegen zahlreiche Gräber, darunter das des Bauunternehmers Johann Anton Wilhelm von Carstenn (1822–1896). Wenige Meter dahinter ragt die Paulskirche aus dem 19. Jh. hervor.
Pauluskirche
Trotz eines Erweiterungsbaus der Dorfkirche (s.o.) im Jahr 1895 reichte der wachsenden Gemeinde der Platz nicht aus. Dementsprechend beauftragten die Lichterfelder Fritz Gottlob, einem der wichtigsten Vertreter der Backsteingotik, mit dem Bau der Pauluskirche (3,9 km)mit ihrem 66 m hohen quadratischen Turm, eingeweiht 1900. Wie auch die Petruskirche (s.u.) musste sie im Ersten Weltkrieg ihre Glocken für Rüstungszwecke hergeben. Gleichermassen diente sie als Möbellager für ausgebombte Anwohner, die dann nach einer Bombennacht das Ausbrennen des Gotteshauses eine Woche lang andauern ließen. Immerhin hatte die Pfarrei in der Zeit des Nationalsozialismus vier Pfarrer der Bekennenden Kirche. Von Pfarrer Peter Petersen ist ein Predigtausschnitt überliefert: “Meine Herren von der Gestapo, schreiben Sie bitte mit: Der Teufel kann auch durch den Mund eines Reichsleiters oder Reichsministers reden.” 1951 begann die Gemeinde den annähernd originalgetreuen Wiederaufbau. Der Maler der “Verschollenen Generation” Hermann Kirchberger (1905–1983) entwarf die Glasfenster. Eine Orgel der Fa. Schuke ersetzte 1960 das im Krieg zerstörte Vorgängermodell.
Energie-Museum
Wählen Sie einen alternativen Weg nach Steglitz kommen Sie beim interaktiven Energie-Museum (3,5 km; Teltowkanalstraße 9, 12247 Berlin) vorbei. Es ist untergebracht im ehemaligen Kraftwerk Steglitz von 1910, dem größten jemals in Deutschland betriebenen Batterie-Speicherkraftwerk (unter Denkmalschutz). Im Kalten Krieg konnte es ab 1984 für ca. 20 Minuten 17 MW für West-Berlin mit seiner Insellage abgeben. Durch die Wiedervereinigung und damit der Verbindung der Stromnetze obsolet geworden, wurde es 1994 stillgelegt. Sei 2001 stellt ein eigens gegründeter Verein Exponate aus Kraftwerks- und Netztechnik, Messen, Schutz und Kommunikation, Haushaltsgeräte und öffentlicher Beleuchtung aus. Der Eintritt ist kostenfrei und da ehrenamtlich organisiert ohne feste Öffnungszeiten. Also anmelden unter energie-museum.de
Steglitzer Stadtpark
Als Landschaftspark planten der damaligen Gartendirektor Fritz Zahn und Gartenbauinspektor Rudolf Korte 1906–1914 den Steglitzer Stadtpark (4,2 km; Albrechtstraße, 12167 Berlin – Haltestelle Bus 282 “Steglitzer Damm/Bismarckstraße” oder Bus 186 “Vionvillestraße”). Kleine Teiche, Rosengärten, Liegewiesen ziehen Wasservögel, Spaziergänger und Sonnenbadende an. Die Laternen bilden noch das alte Steglitzer Wappen ab. Auch eine Bacchus-Figur des Bildhauers Richard Ohmann ist zu entdecken. Anfang der 1920er besuchte Franz Kafka mit seiner Freundin Dora Diamant den Park.