Ost:
Marienfelde

Der Dorfanger von Marienfelde ist eine Oase der Ruhe nur wenige Meter vom mehrspurigen Durchgangsverkehr. Aber auch Gutspark und Freizeitpark ermöglichen Abschalten im Grünen.

Ein Tempelritterdorf

Die älteste Kirche Berlins

Am Dorfanger in eine andere Welt tauchen

Sobald wir den sechsspurigen Nahmitzer Damm verlassen und zum alten Dorfkern von Marienfelde vorstoßen, tauchen wir in eine andere Welt und Zeit. Ruhe und Beschaulichkeit vermittelt die älteste Feldsteinkirche Berlins im Zentrum des Dorfangers an einem Teich gelegen. Der Gutspark kurz dahinter tut sein Übriges, um dem Entschleunigen Vorschub zu leisten.

Karte bis 5km Ost Marienfelde
Ins Grüne oder doch zur ältesten Kirche Berlins an dem beschaulichen Dorfanger mit Teich?

Folgen Sie von Ihrem Zimmer aus der aufgehenden Sonne kommen Sie in den Berliner Stadtteil Marienfelde. Etwa um 1220 als Bauernsiedlung um Schutz des Komturhofes Tempelhof (mehr dazu s. Tempfelhof >8 km) entstanden; 1435 ging es bis 1831 in den Besitz von Berlin und Cölln über. Danach folgte eine wechselhafte Besitzerzeit, zuletzt der Landkreis Teltow bis es 1920 zu Groß-Berlin kam. 

1Kloster zum Guten Hirten

Von Ihrer Unterkunft aus kommen Sie als erstes zum Kloster vom Guten Hirten (2,7 km; Maltesers. 171), ein Erziehungsheim für Frauen und Mädchen. 1903–1905 entstand es aus Platzgründen als Ersatz für des Klosters vom Guten Hirten – Rettungsanstalt für Gefallene Mädchen in Alt-Lietzow (gegr. 1858). Dazu zählten eine Haushaltsschule, ein Mädchenschutzheim, eine Wasch- und Plättanstalt, Bäckerei und Landwirtschaft, deren Anbaufläche allerdings 1960 mit Wohnungen bebaut wurde. In den beiden Weltkriegen diente das Kloster als Lazarett. Die zum Erzbistum Berlin gehörende Einrichtung wurde 1967 wegen Nachwuchsmangels geschlossen und zu einem Sozialzentrum umgebaut. Die Kirche im neugotischen Stil nach Plänen von Josef Lückerath hat vier voneinander getrennte, nach Südwesten gerichtete Kirchenschiffe, die mit Kreuzwegstationen ausgemalt sind. Zudem sind die Glasmalereien aus dem Alten und Neuen Testament erhalten geblieben. Eingebüßt hatte sie jedoch 1941 die Glocken für die Rüstungsindustrie, sodaß 1965 drei Bronzeglocken beschafft wurden. Die Orgel aus dem 1888 ist die älteste noch spielbare in einer katholischen Kirche Berlins. Die Wohngebäude des Klosters sind übrigens sternförmig um den Altarraum geordnet, was sich aus der Gefängnisbauweise des 19. Jh. entlehnt. Heutzutage nutzt die Pfarrei St. Maria – Berliner Süden das Gotteshaus. Heilige Messe So 08:30 und 11:00. st-maria-berlin.de


Dorfkirche Marienfelde

2Dorfkirche Marienfelde

Die Marienfelder Dorfkirche (2,6 km) ist ganz traditionell der Mittelpunkt des Dorfangers. Die Feldsteinkirche ist eine der ältesten Kirchen Berlins, manche behaupten sogar die älteste, entstanden 1220–1240. Zumindest kann mit Sicherheit keine ältere nachgewiesen werden. Es ist davon auszugehen, dass der spätromanische Bau mit gotischen Anbauten eine Holzkirche ersetzte. Im Berliner Stadtgebiet ist dieses Gotteshaus die einzige vollständige Anlage mit Westturm (in voller Breite des Kirchenschiffs), Langhaus, Chor und Apsis. Einmalig zudem in Berlin die drei rundbogigen Portale im Turm. Nach der Reformation brach die Gemeinde größere Fenster in das Mauerwerk, um mehr Licht zum Lesen der neu eingeführten Gesangsbücher zu haben. Den Taufstein von 1629 ziert ein Adler der Stadt Cölln (heute Alt-Kölln im Berliner Stadtteil Mitte, vormals eigenständige Zwillings-Stadt von Berlin). Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche nahezu unbeschadet. Seit 1994 macht die neue Orgel der dänischen Fa. Th. Froebius og Sønner mit 32 Registern auf drei Manualen die Kirche zu einem beliebten Konzertplatz. Gottesdienst im Regelfall sonntags 09:30 und 11:00. Mehr unter: marienfelde-evangelisch.de


3Friedhof Marienfelde

Nördlich der Dorfkirche liegt der Kirchhof der evangelischen Kirchengemeinde Marienfelde, kurz Friedhof Marienfeld (2,5 km; Marienfelder Allee 127). Er wurde 1889 aus Platzmangel um die Dorfkirche angelegt. Die neoklassizistische Kapelle aus den Jahren 1927/28 entwarf Bruno Möhring, der dort selbst ein Ehrengrab erhielt. Die Scheiben der Kapelle wurden im Krieg zerstört und nicht originalgetreu ersetzt. Insgesamt 360 Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges sind hier bestattet, u.a. da im Kloster vom Guten Hirten ein Feldlazarett aufgeschlagen war. Allerdings sind die meisten Kriegstoten aus den letzten Kriegstagen von 1945 von Menschen, die glaubten, sich hier am Stadtrand noch für eine längst verlorene Sache aufopfern zu müssen. Auch 33 meist niederländische und tschechische Zwangsarbeiter haben auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden, nachdem ein abgeschossener britischer Bombe in ihre Baracke des Reichsbahnlagers Daimlerstraße stürzte.  


Gutspark Marienfelde

4Gutspark Marienfelde

Der Gutspark Marienfelde (2,9 km entlang der Hildburghauser Straße) liegt unmittelbar neben dem Marienfelder Dorfanger und den Gebäuden des ehemaligen Rittergutes. Gutsbesitzer Adolf Giepert legte ihn 1850 an. Seit 1929 gehört die 5,3 Hektar-Anlage der Stadt Berlin und steht seit 1936 den Bürgern offen. 


5Der Amiberg

Beim Schlehenberg (2,9 km) handelt es sich um einen 64 m Trümmerberg, unter dem sich zwei Tiefbunker des Zweiten Weltkriegs befinden. Sie konnten nicht zerstört werden und so nutzten die Marienfelder das Areal in der Nachkriegszeit als Trümmersammelstätte. Da er 1962 schon mit Mutterboden überzogen war, entschieden sich die amerikanischen Militärbehörden hierauf eine Radarstation zu errichten, um in die DDR hineinzuhorchen – kurz „Amiberg“ genannt. Die Anlage wurde 1991 außer Betrieb gestellt, 1996 abgerissen. Der Berg dient nun mit verschiedenen Wanderwegen der Naherholung. 

Bitte haben Sie Verständnis, dass Text und Fotos nach und nach eingestellt werden, da Recherche und Aufnahmen einen nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand erfordern. – Schauen Sie demnach bald wieder rein! Danke!


Bitte haben Sie Verständnis, dass Text und Fotos nach und nach eingestellt werden, da Recherche und Aufnahmen einen nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand erfordern. – Schauen Sie demnach bald wieder rein! Danke!

6Freizeitpark Marienfelde

Im Freizeitpark Marienfelde finden Sie weitere Erholungsmöglichkeiten für Groß und Klein. Die 40 Hektar große Anlage diente von 1950 bis 1981 als Mülldeponie der Berliner Stadtreinigung (BSR). Nach Schließung und Übererdung entwickelte sich im Laufe der Jahre eine hohe Artenvielfalt. Die Schliessung für weitere fünf Jahre (aufgrund der Gefahr einer Verpuffung durch aufsteigendes Methangas) gab dieser Entwicklung einen weiteren Schub, so dass Fauna und Flora sich weiter entwickeln konnten. Auch ein Skatepark ist mit dabei. Der Park ist 24 Stunden geöffnet und eintrittsfrei.


7Notaufnahmelager Marienfelde

Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde veranschaulicht den wechselvollen Verlauf der Geschichte Deutschlands – inklusive von Flucht: Kümmerte sich ab 1950 die Notaufnahmestelle in Charlottenburg (Kuno-Fischer-Str.) um Flüchtlinge aus der Sowjetischen Besatzungszone, reichte deren Platz bald nicht mehr aus. Mit der Verabschiedung des Notaufnahmegesetzes am 4. Februar 1952 begann die Regierung mit der Planung eines zentralen Notaufnahmelagers. Durch den Grenzsicherungsbeschluss der DDR am 26. Mai 1952 konnten dann nur noch Ostberliner in den Westen kommen. Den anderen war der Weg bereits versperrt. Am 30. Juli 1952 wurde der Grundstein für das Lager in der Nähe der S-Bahn und nicht allzu weit vom Flughafen Tempelhof gelegt.

Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde
Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde an der Marienfelder Allee.
Zimmer im Notaufnahmelager Marienfelde
Ein wieder hergerichtetes Zimmer aus den 1960ern.

Im April 1953 eingeweiht, bot es mit zehn Wohnblocks Platz für 2.000 Menschen. Im September 1956 wurde der einmillionste Flüchtling aufgenommen. Das Lager wurde immer weiter ausgebaut und war doch fast immer überbelegt – bis diese durch den Bau der Mauer 1961 praktisch auf Null zurückgingen. Der östliche Teil des Lagers blieb bestehen und wurde für Aussiedler genutzt, bevor es 1989 erneut zu einem Ansturm auf Marienfelde kam. Von 1993 bis zu seiner Schließung 2010 aufgrund geringer Zuwanderung diente es als „Zentrale Aufnahmestelle des Landes Berlin für Aussiedler“. 

Im Sommer geschlossen, wurde es im Dezember 2010 reaktiviert. Seitdem betreibt es der Internationale Bund im Auftrag des  Landesamtes für Gesundheit und Soziales als Übergangswohnheim für Flüchtlinge und Asylbewerber. Die Erinnerungsstätte selbst ging auf die Initiative von ehemaligen Flüchtlingen und Mitarbeitern zurück. Nachdem die Enquete-Kommission des Bundestages 1998 als Gedenkstätte von gesamtstaatlicher Bedeutung einstufte, wurde die Ausstellung gefördert und überarbeitet. Nun zeichnen 900 Exponate auf 450 qm ein differenziertes Bild der deutsch-deutschen Fluchtbewegung. 

Installation mit Originalen aus der Aufnahmezeit
Installation mit Originalen aus der aktiven Zeit.