Süd:
Kleinbeeren / Großbeeren
Kleine Dörfer, große Schlachten: Vor über 200 Jahren stritten hier Deutsche und Franzosen um die Zukunft Europas. Darüber hinaus laden Museum, Denkmäler und Gedenkstätten zum Besuchen, Besinnen und Verweilen ein.
Ein Gang durch die Jahrhunderte
Kleine Dörfer, große Schlachten
Hier wurde Europas Schicksal mitentschieden
In der Schlacht von Großbeeren 1813 konnte die Truppen Napoleons geschlagen werden. Damit endete die französische Besetzung. Zuvor schon hatte eine nationale Gesinnung ihren Anfang genommen. Dessen Extrem führte zur grausamen Auswüchsen: Arbeitserziehungslager Großbeeren – eines von 200 im gesamten Nationalsozialistischen Reich. Die heutige Beschaulichkeit der beiden Dörfer läßt dies fast vergessen.
Kleinbeeren
In Kleinbeeren weisen altsteinzeitlichen Knochenfunde und Spuren einer germanischen Dorfes auf eine lange Zeit der Besiedlung hin. In geschriebener Form wissen wir seit 1285 von der Existenz dieses Ortes. Es gehörte der Familie von Beeren. Wechselnde Besitz- und kirchliche Patronatsverhältnisse ergaben sich über die Jahrhunderte. Im 13. Jahrhundert gab es außer der Dorfkirche auch schon eine Kneipe, damals als Krug bezeichnet. Um 1600 entstand ein Gutshaus, das 1608 zum Rittersitz ausgebaut wurde. Allerdings überlebten nur wenige Bewohner den Dreißigjährigen Krieg, gerade einmal drei Bauern, und es dauerte mehr als einhundert Jahre, bis das Dorf sich wirklich erholte. Ende des 18. Jahrhunderts ist eine private Windmühle nachgewiesenen sowie ein Park, als „Lustgarten“ bezeichnet. In den Befreiungskriegen wurde es zum Kriegsschauplatz: General Graf von Bülow ließ General von Borstell den Ort besetzen, was den Auftakt zur Schlacht von Großbeeren am 23. August 1813 bildete (mehr zur Schlacht s.u.). Von hier aus starteten 35.000 Preussen um sechs Uhr am Abend ihren Angriff auf französische und sächsische Truppen in Großbeeren. Danach wurde es wieder ruhig um das Dorf, das sich langsam und stetig weiterentwickelte. Im Jahr 1881 erwarb die Stadt Berlin den Ort, um hier sogenannte Rieselfelder (s.u.) anzulegen, also Abwässer zu klären. Wie in ganze Brandenburg wurde 1928 das Rittergut mit dem Gutsbezirk zu einer Gemeinde vereinigt. Ein Rieselmeisterhaus sowie Forsthäuser kamen 1932 hinzu. Weiterhin dominierte die Landwirtschaft, so daß nach dem II. WK 1959 eine LPG Typ entstand, die 1969 zu einem Typ III umgewandelt wurde. Mit der Vereinigung der LPG Mahlow-Ohlsdorf 1975 zog die Verwaltung in das Gutshaus. Kleinbeeren gehört zum Landkreis Teltow und ist seit 1950 zu Großbeeren eingemeindet.
Dorfkirche Kleinbeeren
Die Dorfkirche (7,5 km von Ihrer Unterkunft) ist, typisch für die Gegend, aus behauenen Feldsteinen errichtet; vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, spätestens Anfang des 14. Jahrhunderts. Südportal, später zugesetzt und durch ein Mittelportal im Süden ersetzt, und Priesterpforte gewährten Zugang zu der Saalkirche, die wohl einst eine flache Decke hatte. Auch die ursprüngliche Dreifenstergruppe im Chor wurde später zugemauert. Um 1700 ersetzte ein ziegelgemauerter Turm einen erster Turm (um 1500). Ebenso wurde die Kirche im Zuge dieser Überarbeitung mit Ziegelsteinen höher gebaut und die einstigen schmalen Fenster barock überformt.
Ebenso wie der Kanzelaltar schufen Kunsthandwerker das hölzerne, mit Akanthus verzierte Taufbecken, in Norddeutschland auch Fünte genannt, wohl um 1700; es wurde 1996 renoviert. Die Epitaphe, also künstlerisch gestaltete Tafeln zur Erinnerung an Verstorbene in oder an einer Kirche, sind auf 18. und Anfang 19. Jahrhundert zu datieren. Die Glocke soll noch im 15. Jahrhundert gegossen worden sein. 1975 erneuerte die Gemeinde das mit Biberschwanzziegeln doppelt gedeckte Satteldach, Gesimse und Turmkreuz und 1987 folgte die Sanierung des mit Kachelofen beheizbaren Innenraumes und des Dachstuhles. Südlich des Sakralbaus ist den Gefallenen der beiden Weltkrieg ein Denkmal gewidmet. Gottesdienst sonntags 11:15. ev-kirche-grossbeeren.de
Gutshaus Kleinbeeren
Gleich neben der Kirche steht das Gutshaus (7,5 km) aus vermutlich dem 16. Jahrhundert, das als sog. „Grosses Haus“ in T-Form mit quadratischem Anbau Bedienstete bereits integrierte und nicht mehr in gesonderten Gesindehäusern unterbrachte. Über einem tonnengewölbten Keller stehen 1,10 m dicke Mauern, die sich nach oben verjüngen. Die Familien von Beeren ließ das Haus 1608 zu einem Rittergut ausbauen. Danach lebten zumeist die jeweiligen Besitzer von Kleinbeeren in dem Gebäude – unter anderem die Familie Mumme ab 1824, aus der Theodor Fontanes Großmutter stammte. Besuche bei „Onkel Mumme“ im Gutshaus gehören zu Fontanes Kindheitserinnerungen (s. Fontane, Theodor: „Meine Kinderjahre“). Von 1866 bis 1945 nutzte eine „Erziehungsanstalt für verwahrloste Mädchen“ die Räumlichkeiten und in den 1930ern diente der Vorbau zur Straße als Bäckerei. Beschädigungen aus dem Zweiten Weltkrieg sowie ein Brand in den 1960ern ließen das Gebäude mehr und mehr verfallen, nachdem es auch zeitweise als Sitz der einer LPG war. Ein Investorengruppe sanierte das verfallene Objekt 2015/16 von Grund auf und schuf damit ein Mehrfamilienhaus mit Wohnungen zwischen 50 und 130 qm.
Friederikenhof
Großbeeren
Das Dorf Großbeeren verdankt seine Bekanntheit vor allem der gleichnamigen Schlacht in den Befreiungskriegen. Ein Mal im Jahr feiert die Gemeinde den Sieg im Rahmen eines Volksfestes mit historischen Uniformen und militärischem Gerät. Die Historie des Ortes geht jedoch weiter zurück als nur bis 1813. Erstmals urkundlich erwähnt in 1271 als Grossen Bern aufgrund der Besitzer, dem Geschlecht der von Berne (von Beeren). 1450 erschien es als Großenberne in den Urkunden und war 52 Hufen groß, hatte einen Krug (Gastwirtschaft) und eine Mühle. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) reduzierte sich die Einwohnerzahl auf drei Bauern. Auch im Siebenjährigen Krieg (1757–1763) wurde es schwer verwüstet, erholte sich vergleichsweise schnell. So gab es 1773 bspw. eine adelige Windmühle und um 1800 lebten sechs Ganzbauern und sechs Ganzkötter im Ort. Das Vorwerk, also ein Bauernhof als Zweigbetrieb , Neubeeren kam hinzu. Der letzte Gutsherr aus dem Geschlecht der von Beeren war Hans Heinrich Arnold von Beeren, den Theodor Fontane in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ als „Geist von Beeren“ nannte. 1824 übernahm die Familie Mumme das Rittergut (s.o.), ab 1827 die Familie von Beyer.
Danach gab es wechselnde Besitzverhältnisse bis Berlin 1881 Groß- und Kleinbeeren erwarb, um auf den umliegenden Flächen sogenannte Rieselfelder anzulegen (s.u.) Von 1906 bis 1945 wechselte die Gerichtsbarkeit nach Berlin-Lichterfelde. Im Dritten Reich, genauer im September 1942, errichtete die Gestapo ein „Arbeitserziehungslager“ für politische Gegner sowie für Zwangsarbeiter (s.u.). Am 23. April 1945 besetzte die Rote Armee Großbeeren. 51 ha Land wurde enteignet und auf Alt- und Neubauern verteilt. Das noch zum Kreis Teltow gehörende Großbeeren kam 1952 durch die Neugliederung der DDR bis 1990 zum Kreis Zossen des Bezirkes Potsdam. Im Volkseigenen Betrieb (VEB) Fahrzeugwerke Großbeeren produzierten ab 1956 86 Beschäftigte als Fortsetzung der Siegfried Karosserie KG (ab 1880) Karosserieaufbauten und Hänger für LKW sowie Acker- und Kastenhandwagen für Kleinsiedler und Neubauern. Der Betrieb wurde 1967 dem VEB IFA-Automobilwerk Ludwigsfelde angegliedert. Die 1960 gegründete LPG Typ I wurde 1970 aufgelöst und es entstand das Lehr- und Versuchsgut Großbeeren, das wiederum gemäß den SED-Zielvorgaben 1973 eine Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) wurde. und eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) Rundfunk und Fernsehen. Seit 1993 gehört Großbeeren zum Landkreis Teltow-Fläming und wurde 2001 zur amtsfreien Gemeinde.
Schinkelkirche
Die Evangelische Schinkelkirche (7, 8 km von Ihrer Unterkunft; Berliner Straße) entwarf Karl Friedrich Schinkel und sah sie 1818–20 Wirklichkeit werden. Dieses Geschenk an die Gemeinde von Friedrich Wilhelm III. aus Dank für die Schlacht von Großbeeren (s.u.) ersetzt den 1760 im Siebenjährigen Krieg von russischen und österreichischen Truppen niedergebrannte Sakralbau , wobei auch diese bereits ein Ersatz für die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Feldsteinkirche von 1409 war. Allerdings stammte das Geld für den Neubau nicht allein aus FWs Schatulle, denn in Berlin wurde Geld dafür gesammelt.Die beiden ursprünglichen Glocken wurden 1890 durch ein Dreiklangeläut aus Bochum ersetzt, 1896 kam eine Turmuhr hinzu und durch Veränderung von Empore und Kanzel wurden mehr Sitzplätze geschaffen. Ebenso wurde 1912 die ursprüngliche Orgel durch ein Exemplar der Fa. Alexander Schule aus Potsdam ersetzt. Eine Schieferdeckung ersetzt seit 1960 das ursprüngliche Zinkdach. Und schließlich erhielt die Kirche nach einer umfassenden Sanierung 2011 drei neue Bronzeglocken im Jahr 2020. Gottesdienst So 10:00. ev-kirche-grossbeeren.de
Obelisk Schlacht von Großbeeren
Den Obelisken zur Erinnerung an die Schlacht von Großbeeren (7,8 km; s.u.) schuf Karl Friedrich Schinkel 1817. Er ruht auf einem Steinsockel auf dem ehemaligen Kirchhof der Evangelischen Kirche. Auch stiftete das Offizierskorps des Collbergschen Grenadier-Regiments Graf Gneisen den Gedenkstein für das Preußische Grenadier-Regiment Nr. 9 auf dem Kirchhof. Die Inschrift lautet: „Den Tapferen des Collbergschen Regiments, die am 23. August 1813 diesen Kirchhof mit stürmender Hand nahmen.“
Museum Preußische Traditionen
Bei dem Museum Preußische Traditionen (7,7 km; Berliner Str. 51) handelt es sich um ein Privatmuseum, das nur noch Absprache besucht werden kann. Es ist der Militärhistorie, insbesondere der preußischen, über die Befreiungskriege, der NVA bis zur Bundeswehr gewidmet. Ansprechpartner A. Bujak +49 33701 / 5 59 48.
Gemeindeschule
Die einstige Gemeindeschule (7,8 km; Teltower Str. 1), heute Otfried-Preußler-Schule, wurde 1910 errichtet. schule-grossbeeren.de
Verwaltungsgebäude des Rieselguts
Das Verwaltungsgebäude des Rieselguts (7,9 km; Am Rathaus 1) wird heute als Rathaus der Gemeinde Großbeeren genutzt. In dem dreigeschossigen Bau können Bürger sämtliche Anliegen erledigen. Es diente einst der Bewirtschaftung der Rieselfelder (s.u.)
Bahnhofsgebäude
Das heute nicht mehr genutzte Bahnhofsgebäude (9,9 km) von Großbeeren und dessen Nebengebäude stehen unter Denkmalschutz; schließlich ist das 1868 eingeweihte Bauwerk eines der ältesten Bahnhöfe Brandenburgs. An der Anhalter Bahn, also der Strecke Berlin-Halle, gelegen, war der Bahnhof ursprünglich nur eine Wasserstation zur Versorgung von Dampflokomotiven; 1848 wurde ein Bahnhof daraus. Das ursprüngliche Bahnhofsgebäude von 1841, das seit dem Neubau 1868 als Wohnhaus gedient hatte, wurde vermutlich beim Streckenausbau 1940 abgerissen. Denn die nationalsozialistische Verwaltung hatte auch für den Schienenverkehr große Pläne für die Welthauptstadt Germania, die kriegsbedingt nur ansatzweise umgesetzt wurden. Aus dem großen Rangierbahnhof Großbeeren wurde 1941 nur ein Hilfsrangierbahnhof., der Güterring um Berlin wurde nur eingleisig und provisorisch fertiggestellt. Diese Gleise wurden als Reparationsleistung nach dem Zweiten Weltkrieg abgebaut. Doch noch bis 1952 verkehrten von hier Nahverkehrszüge bis zum Anhalter Bahnhof in Berlin und bis zum Mauerbau 1961 gab es noch die Umsteigemöglichkeit via S-Bahn in Teltow. Danach waren Großbeeren und Teltow nur noch vom Süden zu erreichen. Die DEFA drehte 1964/65 hier den Film „Die Abenteuer des Werner Holt“ und 1994 – noch vor dem Umbau der Gleisanlagen entstanden Szenen von „Totes Gleis“ aus der Reihe „Polizeiruf 110“. Nach dem Mauerfall wurde auf dem Gelände des Rangierbahnhofs der Nazis nun das Güterverkehrszentrum (GVZ) der Deutschen Bahn gebaut, das 1998 in Betrieb ging. Dann konnte ab 2006 die neugebaute Strecke zwischen Ludwigsfelde und Teltow über Großbeeren vollständig befahren werden. Statt des alten Bahnhofes von 1868 nutzt der Personenverkehr nun ein neues Gebäude ein Stück südlich davon, offiziell nur ein sog. Haltepunkt, also fast so wie zur Zeit der Dampflokomotive.
Gutsarbeiterhäuser
Die beiden Gutsarbeiterhäuser in der Dorfaue 8/8a sie und dasBeamtenwohnhaus mit Waage und Einfriedung (7,9 km; Dorfaue 3) sowie das Landarbeiter-Wohnhaus (8,2 km; Ruhlsdorfer Str. 4) sind denkmalgeschüzt. Genaueres über Architekten, Geschichte und Entstehung sind leider nicht bekannt.
Gedenkturm Schlacht von Großbeeren
Der Gedenkturm an Schlacht von Großbeeren ist ein 32 m hohes, denkmalgeschütztes Bauwerk aus Stahlbeton in Trapezform, das Prinz Eitel Friedrich von Preußen am Gedenktag 1913 einweihte. Der Turm steht im Schnittpunk Bahnhofstraße, Am Sportsplatz, Berliner Straße und Genshagener Straße. Die Ausstellungshalle im Sockel zeigt ein Diorama mit einer Schlachtszene. Seit der Sanierung 1998–2001 stabilisiert nicht nur ein Innenliegendes Stahlskelett den Bau, sondern führen 137 Stufen zur Aussichtsplattform unter dem mit Kupferblech verkleideten Kuppeldach. An der Nordfassade stehen über der Schlachtszene mit Pferd die Jahreszahlen 1813 und 1913, dazwischen ein Eisernes Kreuz und unterhalb eine Krone die Initialen FW (Friedrich Wilhelm) und die Inschrift: „Hier wurde am 23.8.1813 die französische Armee von den preußischen Truppen unter General von Bülow geschlagen. Der Sieg bewahrte Berlin vor drohender französischer Besetzung.“
Die militärische Auseinandersetzung in und um das Dorf beendete zudem die siebenjährige Herrschaft Napoleons über Preussen und bildete den Auftakt für die Niederlage der Franzosen in der Völkerschlacht bei Leipzig. Ermutigt durch die Niederlage Bonapartes in Russland 1812, rief Friedrich Wilhelm III. von Preussen im Februar 1813 „Preußen und Deutsche zum Kampf für einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmreichen Untergang“ auf. Aufgrund der nun folgenden „nationalen Massenstimmung“ und Bildung von Freiwilligeneinheiten setzte Napoleon nach Ablauf eines Waffenstillstands eine 70.000 Mann starke Armee zur Besetzung Berlins in Marsch. Die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Sachsen überquerten bei Lukau die preussische Grenze und standen am 21. August 1813 22 km vor Berlin. General Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz, im Süden Berlins in Stellung, ignorierte die Weisung des oberkommandierenden schwedischen Kronprinzen Karl Johann (in Charlottenburg positioniert, die russischen Kräfte standen in Spandau), nach Tempelhof auszuweichen. Stattdessen ließ von Bülow General von Borstell den Ort Kleinbeeren besetzen, um zu verhindern, dass die Franzosen weiter vorrücken konnten. Die Inbesitznahme Kleinbeerens bildeten Auftakt zur Schlacht von Großbeeren, das General Reynier einnahm, nachdem die Artillerie seines 7. Armeekorps die Preussen von dort in das Dorf Heinersdorf (s.o.) vertrieben hatte. Nach einem Austausch von Geschützfeuer gingen von Kleinbeeren aus 35.000 Preussen um sechs Uhr am Abend zum Bajonettangriff über – in der Annahme nicht die volle Truppenstärke gegenüber zu haben. Dabei nutzten sie den strömenden Regen, der den Einsatz der Musketen mit Steinschlössern verhinderte und beraubten damit den Franzosen ihres technischen Vorteils. Stattdessen folgte ein „Hauen und Stechen“ mit Gewehrkolben und Bajonetten, das 3.000 Preussen, Sachsen und Franzosen tot zurückließ. Einen Nachtangriff mit 2.000 Reitern zur Unterstützung der Kameraden in Großbeeren (vom nah gelegenen Ahrensdorf aus) durch Marschall Oudinot schlugen die Preussen zurück. Oudinot und Reynier beschlossen noch in derselben Nacht den Rückzug nach Wittenberg und die von Magdeburg anrückende Division Girard wurde am 27. August bei Hagelberg aufgerieben. Öffnungszeiten des Turms: Mai–Sept. jeden 2. und 4. Sonntag im Monat 15:00–18:00, Eintritt 2 €, ermäßigt 1€; Führungen nach Absprache +49 33701/328843 oder pressestelle@grossbeeren.de.
Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus
Die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus ist den 1.197 Gefangenen gewidmet, die hier im „Arbeitserziehungslager“ (AEL) der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) den Tod fanden. Die AELs waren für Arbeitskräfte bestimmt, die die Arbeit verweigerten oder aus Sicht des Dritten Reiches die Arbeitsmoral gefährdeten, was einer Sabotage gleichkam. Erste AELs existierten bereits vor dem Erlass Heinrich Himmlers, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, vom 28.5.1941. Erste Vorläufer wurden im Zuge des Westwallbaus 1939 improvisiert und weitere entstanden insbesondere in der Nähe von kriegswirtschaftlich bedeutsamen Projekten. Die Zahl wuchs von acht im Jahr 1940 auf 200 gegen Ende des Krieges. Lagerleiter waren Gestapo-Beamte, Wachmannschaft jedoch Schutzpolizei und um deren Zuständigkeit abzusichern, wurde die Haft als Präventivmaßnahme dargestellt.
Damit war die Arbeitserziehungshaft neben der Schutz- und der Vorbeugehaft als dritte Form willkürlicher Repressionsmaßnahmen etabliert. Anders als in Konzentrationslagern (KZs), in denen eine Entlassung spätestens seit Kriegsbeginn nicht mehr vorgesehen war, dauerte die Haft in AELs im Regelfall sechs Wochen bis drei Monate. In dieser relativ kurzen Zeit sollten Insassen gebrochen werden, um schnell wieder zum Arbeitseinsatz zurückgeführt werden zu können. Dies machte die Lager umso brutaler, weshalb in manchen Lagern zwei Häftlinge pro Tag ums Leben kamen.
Bei den Insassen handelte es sich in erster Linie um Zwangsarbeiter, die versucht hatten, sich dem Zwangsarbeitseinsatz durch Flucht zu entziehen. Auf Antrag der Arbeitsämter wurde jedoch auch Deutsche eingewiesen. Erst nachdem in der zweiten Hälfte des Krieges spezielle Abteilungen eingerichtet waren, fanden sich Frauen in den Lagern. Zumeist hatten sie gegen Kontaktverbote zwischen Deutschen und Ausländern verstoßen oder gehörten gesellschaftlichen Randgruppen an. Ab 1944 waren auch Angehörige von Widerstandsgruppen und untergetauchte „Dienstpflichtverweigerer“ in AELs inhaftiert. Das Arbeitserziehungslager Großbeeren hatten von September 1942 bis Kriegsende ca. 45.000 Menschen aus 25 Ländern durchlaufen. Die Toten (1.197 oder 1.289) wurden in der früheren Kiesgrube oder dem nahegelegenen Friedhof begraben.
Bülow-Pyramide
Die Bülow-Pyramide, i.e. zehn Meter hoch gestapelte Feldsteine, ist mit einer Tafel versehen: Mit den Worten „Unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen, nicht rückwärts.“ soll General von Bülow den Befehl des Schweden Karl Johanns (s.o.) mißachtet haben. Berliner Bürger hatten 1906 Granitfindlinge auf dem ehemaligen Schlachtfeld gesammelt und zusammengetragen. Architekt Voß und Steinmetzmeister C. Witschel errichteten daraus auf dem Windmühlenflügel den Gedenkort. Die Pyramide steht an der Ruhlsdorfer Straße, ganz in der Nähe des Tennisplatzes des TC Rot-Weiss Großbeeren.
Technikdenkmal Rieselfeld
Das Technikdenkmal Rieselfeld (Trebbiner Str./Rohrweg) südwestlich des Ortes besteht aus Klärbecken, Standrohr, zwei Absetzbecken, Bewässerungsgraben, Nachklärteich und Standrohr etc. Es ist denkmalgeschützt, denn es vermittelt eine Vorstellung von der Idee der Rieselfelder des preußischen Stadtplaners James Hobrecht (1825–1902) für die Abwasserbeseitigung. Dazu werden die Abwässer auf wasserdurchlässigem Boden „verrieselt“ und die festgehaltenen Inhaltsstoffe durch Mikroorganismen abgebaut. Diese Praxis setzen auch die damals noch selbständigen Gemeinden Charlottenburg, Spandau und Schöneberg um und so war Berlin mit seiner Kanalisation mit den zwölf Radialsystemen mit eigenständigen unterirdischen Kanälen und den Rieselfeldern damals die modernste und sauberste Großstadt der Welt. Trotz der 1906 erbauten Kläranlage in Stahnsdorf setzte die Stadt Berlin diese Praxis bis 1998 fort. Die DDR ließ sich vom Westen den Fäkalienimport allerdings genauso gut bezahlen wie die Aufnahme des Mülls vom Klassenfeind. Apple Karten / Google Maps