Nordwest:
Schmargendorf
Reich geworden durch den Verkauf von Ackerland zu Bauland konnte sich Schmargendorf einiges leisten. Das Rathaus, Prachtsraßen wie der Hohenzollerndamm und viele denkmalgeschützte Villen sind weiterhin Zeugnis davon.
Villen und großbürgerliche Mietshäuser
Aufschwung im Kaiserreich
Vom Dorf zum städtischen Villenviertel
Villen und Mietshäuser prägen heutzutage den Charakter des Stadtteils Schmargendorf. Zwischenzeitlich mutete das kleine Dorf von Schwaben, Thüringern, Westfalen etc. auch recht industriell an. Doch mit der Zigarettenfabrik Reemtsma schloss der letzte große Industriebetrieb und Wohnen auf hoher Qualität ist angesagt.
Geschichtliche Entwicklung Schmargendorf
Vermutlich anders als die übrigen Ortsteile und -lagen im Südwesten der Hauptstadt besiedelten keine slawischen Stämme den kleine Ortsflecken von Schmargendorf. Vielmehr ließen sich ab 1220 Schwaben, Thüringer, Westfalen und Flanderer auf Geheiß der Askanier hier nieder, um die Mark Brandenburg zu stabilisieren. Dies führte dementsprechend auch zum Ortsnamen Margrevendorf, also Markgrafenort Schriftliches Zeugnis haben wir erst 1354 davon. Im 15. Jahrhundert gehörte es den von Wilmersdorf, die es erst 1798 an den Grafen von Podewils auf Gusow verkauften. Kurz danach (1804) erwarb es Karl Friedrich von Beyme. Wie auch in Steglitz verkauft dessen Tochter Charlotte Gerlach nach von Beymes Tod das Gut mit Ländereien an den Preußischen Domänenfiskus. Schließlich wurde 1899 Schmargendorf ein selbständiger Amtsbezirk und 1920 kam es von Teltow zu Groß-Berlin, genauer zum Bezirk Wilmersdorf. Mit der Reform 2001 fusionierte dieser Bezirk mit Charlottenburg zum neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.
Haus Frank
Das Landhaus (7,6 km; Amselstr. 10), auch „Haus Frank“, stammt von niemand anders als Otto Rudolf Salvisberg. Geplant hat er das Wohnhaus 1929–30.
Bitte haben Sie Verständnis, dass Text und Fotos nach und nach eingestellt werden, da Recherche und Aufnahmen einen nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand erfordern. – Schauen Sie demnach bald wieder rein! Danke!
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Haus Lille Ø
Das Haus Lille Ø (7,6 km; Max-Eyth-Straße 12a) kreierte 1934 Fritz August Breuhaus de Groot (1883–1960) für sich selbst: Ein niedriger, eingeschossiger Bau, der einen Innenhof umschließt und der vor allem durch seine Inneneinrichtung brilliert. Schließlich war Breuhaus – de Groot hatte er als Künstlernamen angehängt wie das „van der Rohe“ nach dem Mies – in erster Linie Innenarchitekt. Neben Schlafwagen, Zeppelin „Hindenburg“ und Ozeandampfer Bremen, aber auch Panzerschiffe hatte er beispielsweise die Innenausstattung der legendären „Gorch Fock“ gestaltet. Der Stil des Hauses wirkt mediterran und ist doch verwachsen mit den Kiefern des Grunewalds. Ein wuchtiger Kaminschornstein mit einstmals einem lustigen Hahn als Wetterfahne im Mitteltrakt ist die einzige markante vertikale Linie, zumal der Kamin das Zentrum und Herz des Hauses bildet. Ansonsten ein im Wohnbereich ungewöhnliches Tonnengewölbe über den von Breuhaus zusammengestellten Möbeln. Im Westen Damen-, dann Schlafzimmer und im Osten der Eßbereich bzw. Wirtschaftstrakt, im Gegensatz zum Westflügel fensterlos zum Garten – „auf verhältnismäßig beschränktem Raum ein Höchstmaß an Kultur und Wohnlichkeit“, wie eine zeitgenössische Wohnzeitschrift urteilte. Hier hatte sich Breuhaus eine „kleine Insel“ (=dänisch Lille Ø) geschaffen. Allerdings verließ er diese 1941, da er den Nazis „nicht monumental genug“ (Albert Speer) war und keine Aufträge bekam, obschon er im Ersten Weltkrieg gedient hatte, offenbar ohne Überzeugung 1942 der NSDAP beitrat und auf die Liste der Gottbegnadeten Künstler kam. Der aus Solingen stammende Gestalter ging nach Bad Kissingen und arbeitete nach Kriegsende vor allem für Privataufträge im Rheinland. In Bad Honnef baute er sich sein zweites Wohnhaus, Lille Brøndegaard (Kleiner Brunnen). Lille Ø in Schmargendorf ist heute im Privatbesitz.
Villa Wurmbach
Die Villa Wurmbach (7,6 km; Pücklerstr. 14) ließ 1912 der Unternehmer Julius Wurmbach (1860–1926) durch Architekten Richard Walter im Reformstil erbauen. Nach dessen Selbstmord aus wirtschaftlicher Not erwarb 1926 der Hersteller und Händler künstlicher Perlen Hugo Heymann (1881–1938), verkaufte es jedoch bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers zu einem Preis unter dem Marktwert an den Herausgeber der Potsdamer Tageszeitung Waldemar Gerber. Wahrscheinlich spielte eine Mischung aus finanzieller Lage und Befürchtungen aufgrund der politischen Lage für ihn als Juden für den Verkauf eine Rolle. Nach dem Krieg wohnte der AEG-Manager Hans Constantin Bode in dem Haus, wo ihn Konrad Adenauer mehrfach besuchte. Nach dessen Anregung kaufte der Bund 1962 die Villa und nutzte sie für verschiedenen Zwecke, bevor nach intensiver Renovierung 1998 Bundeskanzler Gerhard Schröder einzog. Danach wurde das Anwesen der dienstliche Wohnsitz des jeweiligen Bundespräsidenten wurde. Hörst Köhler wohnte als erster dort. Im Jahre 2016 gab das Bundespräsidialamt einen Forschungsbericht in Auftrag, um u.a. Die Umstände der Veräußerung zu klären. Ein Stolperstein wurde an der Berkaer Str. 31 für das Ehepaar verlegt, da dies ihr letzter freiwillig gewählter Wohnort war. Mehr dazu im Gutachten sowie in der Publikation zur Villa.
Messelpark
Der Messelpark (7,6 km)liegt zwischen Wildpfad, Bernadottestr., Im Dol, Messelsstr., Waldmeisterstr., Goldfinkweg. Die Clayallee durchschneidet den vier Hektar großen Parkstreiffen. Er ist nach dem Architekten Alfred Messel (1853–1909) benannt, der das Bild Berlins durch zahlreiche Bauten mitgeprägt hat. Neben Villen und Warenhäusern bildeten seine Kleinwohnungsbauten und Siedlungen einen ästhetisch sowie hygienisch vorbildhaften – und prämierten – Gegenentwurf zu den Mietskasernen. Daneben plante er auch das Pergamonmuseum.
Villa Reifenstahl
Die Villa Riefenstahl (8 km; Heydenstr. 30) wurde 1935–36 auf einem Teil des Villengrundstücks der Wertheims errichtete. Die Nationalsozialisten hatten nicht nur die Kaufhäuser enteignet, sondern Georg Wertheim (1857–1939) gezwungen, seine 1910 von Max Landsberg entworfene Villa zu verkaufen. Nach deren Abriss und Parzellieren des Grundstücks erhielt Leni Riefenstahl einen Teil, deren Bebauung (1935–36) sie gemeinsam mit den Architekten Ernst Petersen (1906–1959) und Hans Ostler plante. Ihr Wunsch war eine alpenländische Erscheinung, das Riefenstahl sich seit ihren Bergfilmen mit dieser Welt verbunden fühlte. Heraus kam ein zweigeschossiges Haus mit flach geneigtem Satteldach mit weitem Überstand, Klappläden an den Fenstern (zum Garten) sowie Blumenkästen im Obergeschoss. Eher modernere Elemente sind die großflächig verglaste Eingangshalle, hohen Fenster des Wohnraums zum Garten und Fenster im Querformat. Der Wohnraum konnte zudem als private Kinosaal genutzt werden. Zudem hatte die Filmemacherin noch ein Archiv im Erdgeschoss und eine Dunkelkammer im Keller. Der Garten mit seinen nicht so dichten Baumbestand öffnet sich nach Plänen von Heinrich Wiepking-Jürgensmann der Umgebung, insbesondere dem nahen Grunewald. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkaufte die dann geschmähte Künstlerin ihr Anwesen. Die Villa im Privatbesitz wurde 1950 und 1978 nochmals umgebaut.
Villa Gerstenberg
Das Villa Gerstenberg (Hammersteinstr. 20) entwarf Cal Vohl (1853–1932) 1903–04 für den Versicherungsunternehmer Otto Gerstenberg (1848–1935), der u.a. die Lebensversicherung als Volksversicherung in Deutschland einführte und zudem auch für die Angestellten der von ihm geführten Viktoria-Versicherung bemerkenswerte soziale Leistungen wie ab 1903 der freie Samstag nachmittag und die Werksküche anbot. Bekannt ist er außerdem als Kunstsammler, obschon Teile seiner Sammlung im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden und andere sich als „Beutekunst“ in russischen Museen befinden. Der Rest befindet sich im Familienbesitz und die Sammlung Scharf-Gerstenberg ist nun im östlichen Stülerbau vor dem Schloss Charlottenburg zu besichtigen. Die Villa Gerstenberg im neobarocken Stil repräsentiert großbürgerliche Lebensverhältnisse zur Kaiserzeit. Mit dazu gehören das Wirtschaftsgebäude und Stall, der Schuppen und der Galerietrakt von 1908–09. Ab 1946 nutzte ein Privatkrankenhaus das Gebäude. Im März 2014 verkaufte das DRK das Palais und erst dann kam es zusammen mit dem Parkunter Denkmalschutz. Nun ist es wieder als Wohnvilla im Privatbesitz.
Landhaus
Das Landhaus (7,7 km; Rheinbabenallee 40-40a) entwarf einst Peter Großmann 1922 und bereits 1925 baute Otto Rudolf Salvisberg es schon wieder um. Das Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von 1.113 qm wurde 2018 aufwändig renoviert. Es befindet sich in Privatbesitz.
Zolltechnische Prüf- und Lehranstalt
Die Zolltechnische Prüf- und Lehranstalt (7,6 km; Lentzeallee 8/10) ist seit 2002 Heimat der 1998 gegründeten Berlin International School. Vor ihrem Einzug hatte wurde der Bau für 1,5 Mio Euro saniert; Wände mußten versetzt werden und Stahlträger neu eingezogen werden. Geplant hatten den Bau der Berliner Baurat Walter Kern (1860–1918) und v. Jacobi 1912–14.
Geburtshaus Dahlem
Das Geburtshaus Dahlem (7,6 km; Lentzeallee 12/14) betrieben 1923–71 die Missionsschwester vom „Heiliges herzen Jesu“ von Hiltrup – nur unterbrochen 1938–44 durch ein Nationalsozialistischen „Säuglings-, Mütter- und Entbindungsheim. Die Architekten Paul Mebes (1872–1938) und Paul Emmerich (1876–1958) hatten ihre Entwürfe umgesetzt. Der 1900 gegründete katholische Frauenorden, der direkt dem Papst untersteht, versorgte hier mit 25 Schwester plus 30 in Ausbildung Mütter, Säuglinge und Kinder bis zu zehn Jahren.
Durch Pillenknick und Mangel an Nachwuchskräften schlossen die Schwestern diese Niederlassung. Denn sonst wollen auch heute noch die rund 1.000 Schwestern in 18 Ländern Antwort auf die Nöte des Menschen geben und „Gottes Herz in der Welt“ sein. Nach Nutzung durch die Senatsverwaltung als Bürohaus zog nach entsprechender Sanierung die Kant-Schule ein, als Zweig der Berlin International School, das zusammen mit dem nebenstehenden Gebäude (s.u.) einen Campus bildet. Insgesamt 50 Kindergartenkinder, 240 Vor- und Grundschüler plus 160 Schüler der Oberstufe aus 52 können hier dem Unterricht folgen. berlin-international-school.de
Lentzesiedlung
Die Lentzesiedlung (7,6 km; Lentzeallee 16–72, Misdroyer Str. 1–27 und Zoppoter Str. 36–64) war eine der ersten sozialen Wohnungsbauprojekte nach dem Ersten Weltkrieg. Die zweigeschossigen Reihenhäuser mit eigenem Garten zur teilweisen Selbstversorgung waren für die Angestellten der Preußischen Finanzdirektion bestimmt. Der Architekt Heinrich Schweitzer (1871–1953) entwarf sie im Heimatstil mit Walm- und Satteldächern, Fensterläden im Erdgeschoss und schmalen Vorgärten. Die Siedlung wurde 1992 an die Gesobau verkauft, die es dann 2004 an die Stuttgarter Holding IWG weiter verschacherte. Am Haus Zoppoter Str. 62 erinnert seit 1988 eine Gedenktafel an den christlichen Gewerkschaftsführer und späteren Minister Adam Stegerwald (1874–1945), der hier gewohnt hatte.
Dorfkirche Schmargendorf
Die Dorfkirche (Breite Straße/Kirchstr.) ist die kleinste noch erhaltene Berliner Dorfkirchen. Ungewöhnlich auch die Lage: Nicht in der Mitte des Dorfangers, sondern Gerade einmal 80 Personen passen auf die Grundfläche auf 68 qm. Begonnen haben die Schmargendorfer den Sakralbau wohl um 1280. Der Feldsteinbau auf 16 mal 7,8 m hat einen Rechtecksaal. Der Dachreiter in Fachwerk instand wohl erst 1831, seit 1957 mit Brettern verkleidet. Die beiden Glocken aus dem 14./15. Jh. Entgingen dem üblichen Einschmelzen in einen der beiden Weltkriege.
Das Gestühl wurde erst im 19. Jahrhundert eingebaut – bis dahin standen die Gläubigen während des Gottesdienstes. Größere Umbauten realisierte Baumeister Heinrich Otto Hoffmann: einen Tonnengewölbe, Verlegung des Eingangs an die Nordseite und Vergrößerung der Fenster, was jedoch alles nicht dem Stil der Kirche entsprach und 1937 durch Gustav Wolf weitestgehend rückgängig gemacht wurde. Leider sind die Malereien im Stil der Bauernmalerei von Paul Thol kaum noch wahrzunehmen. Eine neue Orgel mit 14 Registern baute Dieter Noeske 1970. Ein umfangreich Sanierung erfolgte 1990–92. Das Altarkruzifix aus dem 17. Jahrhundert erhielt sich jedoch erst im 20. Jahrhundert aus dem Märkischen Museum. Eine Grünanlage auf dem zugeschütteten Löschwasserteich des Dorfes sowie ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. Von 1862 wichen in der Nachkriegszeit der Verbreiterung der Fahrbahnen.
Friedhof Alt-Schmargendorf
Der Friedhof Alt-Schmargendorf (8,1 km; Breite Straße 38a) ist der Kirchhof des Dorfkirche und geht damit auf Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. Dementsprechend klein ist er mit seinen rund 1.800 qm und es befinden sich heute kaum bekannte Persönlichkeiten darin bestattet wie Johann von Wilmersdorf (1530–1588). Zudem ist das Grabkreuz von Peter Gottfried Salomon Schmidt von 1844 denkmalgeschützt. Und demzufolge machte das Anwachsen des Dorfes eine Erweiterung notwendig, die sich im Friedhof Schmargendorf realisierte.
Friedhof Schmargendorf
Der 1,61 ha große Friedhof Schmargendorf (8 km; Misdroyer Str. 51–53) existiert seit 1853 und grenzt dabei ohne sichtbare Grenze an den Friedhof Alt-Schmargendorf (s.u.) Wie die Namensgebung schon suggeriert, handelt es sich um eine Erweiterung des älteren Bestattungsgeländes, nachdem dessen Kapazitäten mit dem Anwachsen des Dorfes nicht mehr ausreichten. Da die Bevölkerung weiter wuchs, folgte eine zweite Ausweitung des Geländes 1879 und dies setzte sich bis zum Zweiten Weltkrieg fort, so dass manche monumentale Erdbegräbnisse, die ursprünglich an der Außenmauer standen, sich nun mitten im Gräberfeld befinden. Und nach dem Krieg ermöglichten die Zerstörungen von Gebäuden eine zusätzliche Vergrößerung, die jedoch erst 1960 realisiert wurde. Im Jahr 1894 entstand eine Feierhalle in Backsteingotik. Auf dem Areal sind diverse Prominente bestattet wie die Schulbuch-Autorin Hildegard Cornelsen und ihr Mann der Verleger Franz Cornelsen, der Maler und Grafiker Max Pechstein, der Kabarettist Bruno Fritz („Die Insulaner“) und andere. Hervorzuheben sind das Wandgrab (B 5–6) für Julius Habicht, das Josef Rauch 1912 gestaltete, das Mausoleum der Familie H. Zimmermann von 1901 sowie das Familiengrab Tübbecke von 1898 (Grabstätte 19/29), die allesamt denkmalgeschützt sind.
Kino Dedy
Das Kino Dedy (Warnemünder Str. 8) nistete sich in dem 1951 umgebauten Saal des danebenliegende Forsthaus Schmargendorf ein. Ein Nitzsche Matador | B sowie ein Verstärker von Zeiss Icon boten Breitwandfilme mit Cinemascope ursprünglich 303 Besuchern Platz, nach Renovierung und Installation von Polster-Kinosesseln (Schröder & Henzelmann) dann noch 292. Heute nutzt der Discounter Aldi das Gebäude.
Neuapostolische Kirche
Die Neuapostolische Kirche (8,1 km; Warnemünder Str. 3) wurde 1972 eingeweiht. Es handelt sich um einen mit Klinkern verblendeten Mauerwerksbau. Die Glasfenster sind bemalt und im Rahmen der Renovierung von 1980 erhielt die Saalkirche neben einer Heizung auch eine Orgel an der Rückwand. Seit 2022 heißt die Gemeinde Berlin-City West. Gottesdienst SO 10:00 nak-berlin-citywest.de
Judith-Kerr-Grundschule
Zum Heimatmuseum (s.u.) gehörig und ebenso vom Heimatverein betrieben ist die Ausstellung Historische Waschtechnik (6,1 km; Ritterstraße 14) . Sie veranschaulicht, was Waschen früher einmal bedeutet hat und welcher Aufwand dazu ohne Strom und fließendes Wasser notwendig war. Exponate wie Waschbrett, Wurzelbürste, Kessel können teils selbst ausprobiert werden. Eine umfangreiche Waschpulversammlung und auch neuzeitlichere Gerätschaften wie die erste „Schwarzenberg“ des gleichnamigen VEB Wachgerätewerks vervollständigen den Eindruck. Besuch auf Anfrage: +49 175 /5 59 46 12 oder rolltuch @web.de
Aimée und Jaguar
Das Liebespaar Aimée und Jaguar, so die lebten in der Friedrichshaller Str. 23.
Rathaus Schmargendorf
Das Rathaus (Berkaer Platz 1) konnten sich die Schmargendorfer großspurig erlauben, nachdem die Umsatzsteuer aus den Immobilienverkäufe der Bauern die Kassen des Gemeindesäckels gefüllt hatte. Dazu beauftragten sie den Architekten Otto Kerwien (1860–1907), der ihnen 1900–02 im Stil der märkischen Backsteingotik auf 840 qm Grundfläche zwei Flügel eines Baues stellte.
Der 46 m hohe Rathausturm fungiert als „Gelenk“ dazwischen. Er ist bis zum First quadratisch, danach rund. Mit gedanklichen Anleihen aus der Altmark, vor allem Tangermünde und Stendal, präsentiert sich der Amtssitz mit zahlreichen Giebel, Türmen und Zinnen. Weisse Blenden und teils dunkelgrün glasierte Backsteine auf der roten Klinkerfassade sowie Mosaiken zieren darüber hinaus den Bau mit dem Porphyrgranitsockel.
Im Tiefparterre war neben dem Ratskeller, einer Wohnung für den Hausverwalter auch vier Zellen für polizeilich inhaftierte eingerichtet. Das Erdgeschoss besetzten Polizei, Kasse, Steuerverwaltung, Baubüro sowie eine Fünf-Zimmer-Wohnung für einen höheren Beamten.
Der 108 qm große Ratssaal erstreckt sich über zwei Stockwerke, vom ersten Stock beginnend. Dort hängen als Anklang an den nahen Grunewald zwei schwere Leuchter mit Wildschwein- und Bärenköpfen, designed von Otto Nachtigall, von der Decke. Ein großer Kamin, jedoch nicht offen, sondern mit Niederdruckdampfheizung und darüber ein Relief von Wotan und Brunhilde aus dem Feurzauber der Wallküre, geschaffen von Bildhauer Rudolf Franke, schmücken den neun Meter hohen Saal. Zudem Wappenschilde den Kamin und die Buntglasfenster. Flügeltüren und Paneele an den Wänden sind aus Eichenholz. fanden sich neben Registratur und Amtszimmer eine weitere Wohnung. Kreuz- und Sterngewölbe stützten den Bau im Inneren. Mit der Eingemeindung zu Groß-Berlin 1920 verliert das Gebäude seine ursprüngliche Funktion und wird zu einem bis heute beliebten Standesamt. Zudem nutzen die Stadtteilbibliothek und die Musikschule die Räumlichkeiten. Und der Ratskeller hat sich auf Familienfeiern und Reisegruppen spezialisiert. Eine Restaurierung in den 1960ern beseitigte die geringen Kriegsschäden und bescherte neue Bunglasfenster der Künstlerin Helena Starck-Bucholz. Der Innenaufbau wurde mehrfach angepasst, so dass Leuchten, Türen, Zwischenwände und auch das Deckengewölbe nicht immer zu dem historisierenden Erscheinungsbild passen. Für Standesamttermine
Altersheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
Das Altersheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (Berkaer Str. 31–35) existierte bis 1941, als die SS die letzten Bewohner sowie das Pflegepersonal deportierte und im Konzentrationslager ermordete. Das gleiche Schicksal stand dessen Architekten Alexander Beer (1873–1944) bevor, der 1943 in das KZ Theresienstadt verbracht wurde und dort am 8. Mai 1944 den Tod fand. Ab 1910 zeichnete Beer als Leiter des Bauamtes der Jüdischen Gemeinde Berlin verantwortlich für mehrere Bauten der Hauptstadt wie das Jüdische Waisenhaus in Pankow, die Orthodoxe Synagoge in Kreuzberg (Fraenkelufer), die Synagoge in Wilmersdorf und eben dieses Altersheim.
Es handelt sich um einen Rotklinkerbau mit weissen Putzbändern, die dem Gebäude eine äußerst auffallende Gliederung und Charakteristik geben. Die ebenfalls weiss verputzten Balkone, die sich in die Putzbänder integrieren, sind abgerundet.
Der Mittelteil des nördlichen Riegels ist erhöht und zusammen mit der Ecklage wirkt das 7.000 qm große Grundstück und Ensemble markant auf die Umgebung. Das 1929–31 errichtete Gebäude bot Platz für 180 Bewohner sowie eine Synagoge.
Nach der gewaltsamen Inbesitznahme nutzte das Reichssicherheithauptamt Amt IV, das war die Auslandsspionageabwehr, das Gebäude und baute zudem einen Aktenbunker auf dem Hof.
Bei der Befreiung Berlins waren kanadische Einheiten die Erstbewohner des dann Mackenzie King Barracks genannten Baus, danach die britische Streitkräfte bis zur Übergabe an die Stadt Berlin 1951. Diese ließ es sanieren und wies es dem Krankenhaus Wilmersdorf als Außenstelle zu, nach 1988 dem Max-Bürger-Krankenhaus.
Seit 1999 ist es wieder ein Altersheim, das seit 2001 Vivantes betreibt. Nach einer umfangreichen Sanierung 2011 bietet es nun 75 Einzelzimmer und 24 Doppelzimmer.
Villa Waldfriede
Die Villa Waldfriede (8,2 km; Hundekehlestr. 11) steht zwar nicht mehr; an dem Nachfolgebau ist jedoch eine Porzellantafel angebracht, die an den Dichter und Schriftsteller Rainer Maria Rilke (1875–1926) erinnert., der hier von 1898 zwei Jahre lang wohnte. Hier soll er in einer Nacht „Die Weise von Liebe und Tod des Corners Christoph Rilke“ (1912) zu Papier gebracht haben. Nicht erwähnt ist Lou Andreas-Salomé deretwegen Rilke zur Untermiete hierher kam – den Berlinern zum Trotz, die er nämlich sonst „widerwärtig und spießbürgerlich“ empfand. Da die Wohnverhältnisse beengt waren und er sich ständig über den Lärm der Gaststätten beschwerte, zog er von Oktober 1900 bis Februar 1901 in die Misdroyer Str. 1, bevor er Berlin endgültig verließ. Salomé hatte von 1892 mit ihrem damaligen Mann, dem Iranisten Friedrich Carl Andreas (1846–1930), eine kleine Wohnung in der Villa Waldfriede gemietet, bevor das Paar 1903 nach Westend (Rüsternallee) umzog. Schließlich folgte Andreas einem Ruf zu einer Professor in Göttingen und die beiden verließen ebenfalls die Hauptstadt.
Hochhaus am Roseneck
Das Hochhaus am Roseneck (Hohenzollerndamm 105–110), eines der ersten Hochhäuser Berlins (1954–55), steht auf einem Y-förmigen Grundriss mit innenliegenden Treppenhäusern, Aufzügen und technischen Einrichtungen. Dadurch hat jede Wohnung mindestens ein Zimmer nach Süden. Die Idee dazu stammt von Architekten Franz Heinrich Sobotka (1907–1988) und Gustav Müller (1906–1987).
Ungewöhnlich ist zudem der Fassadenputz aus Ziegelsplitt, der aus Trümmerschutt gewonnen wurde, da Baumaterial in der Nachkriegszeit rar war. Nach dieser Erstverwendung hier gab das Bundesministerium für Wohnungsbau das Material für weitere Bauten frei. Die Wohnungen haben ein bis drei Zimmer und zudem (außer den Einzimmerwohnungen) einen Wintergarten. Modern für diese Zeit waren in den Dreizimmerwohnungen die Schiebetüren zwischen Küche und Wohnraum, wodurch der Kochplatz Teil des Wohnens wurde.
Kino Melodie am Roseneck
Das Kino Melodie am Roseneck (Marienbader Str. 9) hatte der Kino-Architekt Hans Bielenberg (30 Kinos in fünf Jahren) nach viermonatiger Bauzeit 1956 seinem Auftraggeber, der Heinz Viehweg KG Filmtheaterbetrieb“übergeben. Damit fand das Melodie, das 1946–56 im vorigen Wehrbereichskommando III am Hohenzollerndamm 144–153 Filme vorführte, eine neue Heimat. Umgeben von grüner Stoffbespannung an den Wänden und Akkustikplatten an der Decke konnten bis 607 Besucher auf 6×12 m Leinwand CinemaScope-Filme sehen. Kronleuchter schufen eine feierliche, geradezu intime Atmosphäre. Eine Vorführmaschine Ernemann IX, ein Verstärker Dominar und Lautsprecher von Zeiss Icon liefen drei Mal täglich. Das Kinosterben wandelte auch dieses Lichtspielhaus 1966 in einen Supermarkt um und schließlich in einen Getränkemarkt.
Jüdische Privathochschule Dr. Leonore Goldschmidt
Die Jüdische Privatschule Dr. Leonore Goldschmidt (8,5 km; Hohenzollerndamm 110a) ist eine Besonderheit im nationalsozialistischen System. Als das Sophie-Charlotte-Gymnasium in Charlottenburg aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 1933 die jüdische Lehrerin Leonore Goldschmidt (1897-1983) entliess, gründete diese mit ihrem Mann Ernst Goldschmidt (1895–1949) einfach eine Privatschule. Denn eine Lücke im nationalsozialistischen Schulsystem erlaubte jüdischen Lehrern die Unterrichtung von fünf „nichtarischen Kindern“.
Zudem fand das Paar Unterstützung durch Goldschmidts ehemaligen Professor Walter Hübner, der im Reichserziehungsministerium angestellt war, sowie im durch die britische Botschaft. Die Schule erhielt 1936 die Abiturlizenz und auch den Status eines Examination Centre of the University of Cambridge, so dass der bilinguale Abschluss die Emigration der 520 Schüler (1937 bei 40 Lehrern) nach Europa und Nordamerika erleichterte.
Auch sicherte der Verkauf der Schule 1938 an den britischen Lehrer Philip Woolley den Fortbestand, da diese nun in ausländischem Besitz war. Die Goldschmidts konnten trotz der sonst üblichen Aufnahmeweigerung Englands die Ausreise der Schüler mit einem Kindertransport am 9. November 1938 in das Königreich erwirken. Die Kinder stammten zu diesem Zeitpunkt nicht nur aus gehobenen jüdischen Familien Berlins, sondern aus anderen Teilen des Reiches.
Leonore Goldschmidt selbst verließ Deutschland im Juni 1939. Ihr Mann war bereits vor einer möglichen Verhaftung mit britischem Visum entkommen. An dem ehemalige Schulgebäude ist seit 1989 eine Gedenktafel angebracht. Ursprünglich ist es eine Villa von 1923 der Roseneck-Terraingesellschaft, die Goldschmidt zusätzlich zu ihrer Internatsschule in der Auguste-Viktoria-Straße 62 erwarb. Aufgrund der steigenden Schülerzahlen nutzten Schülerinnen zudem das Wohnhaus Berkaer Str. 31 und die Knaben ein Einfamilienhaus aus dem Jahr 1903 am Hohenzollerndamm 102 sowie eine Filiale in der Kronberger Str. 24, so dass die SS letztlich am 19.4.1939 vier Gebäude besetzte. Am 30.11.1939 wurde die Schule endgültig geschlossen.
Synagoge Grunewald
Die Synagoge Grunewald (8,9 km; Franzensbader Str. 7–8) ermöglichte der „Synagogenverein Grunewald“, der sich eigens zu diesem Zweck gegründet hatte. Die 80 Mitglieder kauften 1923 ein Gelände mit dem darauf befindlichen Tanz- und Ausflugslokal „Franzensbader Garten“ (erbaut 1895). Die Architekten Bruno und Oskar Neubauer gestalteten das Gebäude um, so dass zum jüdischen Neujahr 1923 die Synagoge eingeweiht werden konnte. Aus dem Tanzsaal war nun eine Gebetsstätte geworden. In der Reichsprogromnacht 1938 setzten Nationalsozialisten das Gotteshaus in Brand, der es so nachhaltig zerstört, dass 1941 die Ruine abgetragen wurde. Nach dem Krieg wurde ein Wohnhaus auf dem Grundstück errichtet, an dem eine Bronzetafel angebracht ist, die an den Sakralbau und dessen Geschichte erinnert. Zudem wurde im Jahr 2003 die nahe Bushaltestelle mit Plakaten zum Gedenkort gestaltet.
Kreuzkirche
Die Kreuzkirche (Hohenzollerndamm 130) ist eine der raren expressionistischen Sakralbauten. Dabei war der Ziegelrohbau von Ernst und Günther Paulus anfangs umstritten wie gefeiert: „Unabhängig und kühn haben die Architekten den Ausdruck der Zeit gesucht – und gefunden … Die Zeitkirche behält ihre Ewigkeitssprache“. Hingegen urteilte die Zeitung „Der Deutsche“: „[…]wir doch ein großer Teil der evangelischen Bevölkerung an dem ganzen Baustil nicht unberechtigt Befremden nehmen“. „Ein Gipfel der Modernität!“, so die Essenz der Empörung.
Dabei ist dies der zweite Entwurf des Architekten, denn den geplanten ersten Baubeginn in der vorigen Version 1916 verhinderte der Erste Weltkrieg. In den neuen Plänen werden außergottesdienstliche Bedürfnisse stärker berücksichtigt: „Eine Kirche für 1000 Plätze und Gemeindesaal mit Bühne und Teeküche für 600 Plätze, ein Pfarrhaus, zwei Konfirmandensäle, eine Kirchdienerwohnung und Küsterei.“ forderte nun die Gemeinde ein. Erst 1927 konnte der Grundstein gelegt werden und das Gotteshaus 1929 eingeweiht werden.
Der Ziegelrohbau mit Oldenburger Eisenklinkern basierend auf einem Stahl- und Betonskelett steht über einem achtseitigen Grundriss mit 19 m Länge und 24 m Breite. Eine Orgelempore ist im Westen, ein Altarraum im Osten angebaut. An den 54 m hohe Glockenturm mit seinen drei Turmspitzen schließt sich ein Kreuzgang an, der in Zentralbau übergeht. Zu diesen drei Baukörpern gesellen sich die einstöckige Küsterei und das zweigeschossige Pfarrhaus hinzu.
Aus dem Turm erklingen vier, 1928 bei Schilling & Lottermann gegossene Glocken. Ungewöhnlich auch der Eingang aus blauer Keramik, der eher an eine Pagode erinnert. Die Säulenfiguren dazu gestaltete ebenso wie die Engelsfiguren an den Turmecken der Berliner Bildhauser Felix Kupsch (1883–1969).
Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg lassen nun moderne, jedoch bauzeitliche Fenster nach Vorbild der gotischen Glasgestaltung des Xantener Doms Licht hinein, um die wiederhergestellte Wandbemalung zu erleuchten. Ursprünglich hatte Erich Wolde eine gelbe Brauthalle, einen roten Kreuzgang, einen grünen Krichenraum mit blauen Bänken sowie einen violetten Altarraum den Regenbogen in das Gotteshaus gebracht. Die Fenster des 20 m hohen Kirchenraumes hingegen schuf in abstrakter Form in den 1960ern Willy Rakuttis, der auch andere Berliner Betstätten mit farbigem Licht versah.
Ebenso erklang erst 1957 die Schuke-Orgel, nachdem das Original von 1929 der Fa. Steinmeyer beschädigt worden war. Als herausragende Gemeindeaktivitäten ist die Vortragsreihe „Kirche und Gesellschaft“ bekannt. Wer mehr über Kirche und Gemeinde in ihren ersten Jahrzehnten wissen möchte, freut sich sicher über die Arbeit des Historikers Manfred Gailus „Kreuzkirche, Kirchenkampf und Kriegsjahre. Die Kreuzkirchengemeinde in Berlin.“ Gottesdienst So 11:00. kreuzkirche-berlin.de
Haus Schöndorff
Das Haus Schöndorff (9,1 km; Auguste-Viktoria-Str. 75) plante 1929–30 der Architekt Philipp Schaefer für den jüdischen Kommerzienrat Hermann Schöndorff (1868–1936), einem Mitglied des Karstadt-Vorstandes. Im Jahre 1934 emigrierte er in die Schweiz, wo er 1936 an Krebs verstarb. Nach erfolgtem Umbau gemäß Margot Zech-Weymann zog 1962 das Oberlin-Seminar, eine Privatschule des Diakonischen Werkes, ein. Nach erneuter Umgestaltung durch die Innenarchitektin Esther Bachrach Yaacobi 1998 wurde es zur Residenz des Israelischen Botschafters. Im Zuge dessen entwarf Orit Willenberg-Giladi ein neues Botschafts- und Konsulatsgebäude im Jahre 2000.
Villa Hollaender
Die Villa Hollaender (9 km; Hubertusallee 76) erblickte ihr Dasein 1907–10 nach der Phantasie des Architekten und Theaterbauers – allein sieben Stück in Berlin – Oskar Kaufmann (1873–1956). Nicht von ungefähr also, dass er für den Victor Hollaender (1866–1940), einem der international beliebtesten Komponisten von Unterhaltungsmusik seiner Zeit, eine Villa entwarf, Theatersaal im Erdgeschoss inklusive. Das Satteldach erweist sich als sehr steil, während das Untergeschoss mit grob behauenen Steinquadern gemauert ist. Das Obergeschoss wiederum kleiden Schieferschindeln und der Rest ist verputzt. Natursteine umrahmen die Fenster.
Ein unpassender Anbau wurde 1979 hinzugefügt. Nach längerem Leerstand renovierten es die neuen Privateigentümer 2005–08. In dem Haus wuchs übrigens auch Victor Holländers Sohn Friedrich Holländer (1896–1976) auf, der als Kabarettist die Zwanziger Jahre in Berlin mitgestaltete („Ich bin die fesche Lola“, „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ etc.). Natürlich musste er Deutschland 1933 verlassen, zumal der jüdisch-stämmige Musikdichter die Nazis zuvor verspottet hatte („An allem sind die Juden schuld“).
Über Paris ging er in die USA, kehrte jedoch 1955 nach Deutschland zurück. In München schrieb er Revuen für Die kleine Freiheit, konnte jedoch nicht mehr an vorige Erfolge anknüpfen, da die Art des Kabaretts, die er mit Kurt Tucholsky, Klabund und Joachim Ringelnatz mitbegründet hatte, vorbei war.
Haus Salzbrunn
Das Haus Salzbrunn (9,7 km; Salzbrunner Str 25/29) ist ein Mietshausblock, 1928–29 von Harry Rosenthal (1892–1966) entworfen. Es ist ein Repräsentant des Neuen Bauens mit expressionistischen Zügen. Im 21. Jahrhundert wurde denkmalgerecht das Dachgeschoss des dreistöckigen Baus ausgebaut.
Evangelisches Gymnasium zum Grauen Kloster
Das Evangelische Gymnasium Zum Grauen Kloster (9,4 km; Salzbrunner Str 41–47) ist das älteste Gymnasium Berlins. Ursprünglich nutzte die 1574 von Kurfürst Johann Georg (1525–1598) begründete Bildungsstätte die säkularisierte Klosteranlage des Franziskanerordens in der Klosterstraße (Berlin-Mitte) und wurde wegen der grauen Kutten der Bettelmönche auch ganz offiziell als das Berlinische Gymnasium ‚Zum Grauen Kloster‘ bezeichnet.
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zogen die Gymnasiasten nach Berlin-Tiergarten, wo ihnen die SED 1958 den Namen entzog und in Erweiterte Oberschule Berlin-Mitte ummünzte. Name und Tradition wurden 1963 offiziell auf das 1949 gegründete Evangelische Gymnasium in Schmargendorf (zuvor in Tempelhof) übertragen.
Das Schulgebäude entwarf 1927/28 Paul E. Hoppe als Verwaltungsgebäude. Der Architekt J. Scherer baute das im Krieg ausgebrannte Gebäude mit Mitteln des Marshall-Planes 1953–55 zur Schule um. In diesem Stil fügten Werner Harting 1957 und 1971 zusammen mit Gerhard Strauchmann Erweiterungsbauten in Stahlskelett- bzw. Mischbauweise an. Das altsprachlich-humanistische Gymnasium nimmt Kinder ab der fünften Klasse auf. Der Lernalltag ist auch weiterhin durch Andachten und Gottesdienst geprägt. graues-kloster.de
Marienburg Oberschule
Die Marienburg-Oberschule (9,2 km; Kranzer Str. 2–3) befindet sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Realgymnasiums Schmargendorf. Otto Solbach (1874–1938) hatte 1910–12 die Idee für die dreigeschossige, zweiflügelige Anlage. Auf der Rückseite sind Spiel- und Sportmöglichkeiten gegeben. Ein Uhrenturm mit Aussichtsplattform überrag den Bau. Ab 1920 hieß das Gymnasium Heinrich-von-Kleist-Realgymnasium.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es eine Grundschule, mit der es die Oberschule Technischer Zweig (OTZ) 1953–57 gemeinsam nutzte, bevor die OTZ es ganz übernahm und 1958 nach der Hochburg des Deutschen Ritterordens Marienburg umbenannt wurde. Seit der Fusionierung mit der mit der Otto-von-Guericke-Oberschule 2010/11 heißt die Bildungsstätte heute Sekundarschule Wilmersdorf.
Reichsbank-Siedlung
Die Reichsbank-Siedlung (8,8 km; zwischen Forckenbeckstr., Cunostr., Kissinger Platz, Tölzer Str.) war das Erstlingswerk von Werner March, dem Erbauer des Olympiastadiums Die denkmalgeschützte Gesamtanlage im Heimatstil entstand 1925/26 in Blockrandbebauung, so die dreigeschossigen Gebäude einen Hof erschaffen, der ebenfalls geschützt ist.
Beim zweiten Bauabschnitt (Reichenhaller Str. Cunostr., Kissiner-Platz und Tölzer Str.) hingegen weist zwei zusätzliche Flügelbauten auf, wodurch drei Wohnhöfe umschlossen werden. Eckvorbauten gliedern die Fassaden und Kunststeinpfeiler und -portale umrahmen die Eingangsbereiche. Besonders sind die schmiedeeisernen Geländern an den Ecktreppenhäusern. Insgesamt standen damit den Reichsbankangestellten 259 Wohnungen zur Verfügung, wobei je nach Stellung Drei-,Vier-, Fünf- oder gar Sechs-Zimmerwohnungen vergeben wurden.
Salvator-Kirche und Kolleg
Die Salvator-Kirche und -Kolleg (8,7 km; Tölzer Str. 25) folgte einer Hauskapelle in einer Villa im Rohbau von 1924. Schließlich waren die Salvatorianer 1919 gerufen worden, um hier die Caritas zu übernehmen. Als jedoch aufgrund der Urbanisierung Schmargendorfs mehr und mehr Katholiken zum Gottesdienst kamen, erklärte sich die Ordensgemeinschaft bereit, eine Pfarrei zu übernehmen. Ein 1928 gegründeter Kirchenbauverein sollte dann nach Einrichtung der Kuratie Schmargendorf 1932 die 1933 Kirche nach Plänen des Kirchenbaumeisters Wilhelm Fahlbusch (1877–1962) betreuen. Die Hallenkirche mit zwei niedrigen Seitenschiffen bietet Platz für 600 Personen. Stilistisch entspricht sie in Anklängen der Neuen Sachlichkeit. Der Bildhauer Otto Hitzberger (1878–1964) gestaltete die überlebensgroße Statue des Segnenden Christus aus Eiche. Die Gemeinde konnte 1935 die Orgel der Firma Klais aus Bonn und 1938 drei Glocken einweihen. Davon mussten sie jedoch 1942 zwei wieder als Kriegsopfer abgeben. Insgesamt überstand der Sakralbau den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Dennoch erfolgte 1951 eine erste Renovierung, 1961 eine zweite, bei der sie 36 neue Fenster erhielt und 1979 wandte sich die Gemeinde einer Überarbeitung des Innenraumes zu. Die katholische Ordensgemeinschaft der Salvatorianer, offiziell Societas Divini Salvatoris (Gesellschaft des Göttlichen Heilandes; SDS), hat 1881 Franziskus Maria von Kreuze Jordan (1848–1918) gegründet, um Christus als Heiland der Welt zu verkünden. Das Salvator-Kolleg ist eine der acht Niederlassungen in Deutschland (von insgesamt 30 Ländern) mit neun Mitbrüdern. In Schmargendorf wendete sie sich mehr und mehr der Pfarrseelsorge zu, so dass ein Pater als Gefängnisseelsorger in Tegel arbeitet, ein anderer die Patienten des Malteser-Krankenhauses betreut und zwei weitere für ein Hospital und ein Seniorenheim im Pfarrbezirk zuständig sind. Dieser fusionierte 2003 mit der katholischen Kirchengemeinde St. Karl Barromäus. Gottesdienst So 09:30. karl-borromaeus.de
Kissinger-Platz
Der Kissinger-Platz (8,8 km) existiert seit 1891 und hat damit nicht mit dem US-Politiker zu tun, sondern ist nach der bayerischen Stadt Bad Kissingen benannt. Wahrscheinlich gestaltete ihn Werner March im Zuge des Baus der Reichsbank-Siedlung.
Die Brunnenskulptur Knabe mit Fisch schuf 1925 der Berliner Bildhauer und Medailleur Paul Leibküchler (1873–1947), wobei seit 1954 ein Neuguss das Original ersetzt, der wiederum 1987 restauriert wurde.
Erstaufnahmeheim Forckenbeckstraße
Die Erstaufnahmeheim Forckenbeck (8,8 km; Forckenbeckstr. 16–17) ist ein Obdachlosenheim, das Unterkunft, Clearing und Hilfebedarfermittlung sowie sozialpädagogische Beratung für wohnungslose Menschen ermöglicht.
Als Verwaltungsgebäude und Beamtenwohnhaus der Gasanstalt plante das Gebäude der Architekt Eugen Reissner 1893. Der Seitenflügel des Verwaltungsgebäudes springt etwas vor, die Gesimse haben durch Kragsteine eine eigenen Charakter. Der Mauerwerksbau mit Stahlfachwerk im Inneren ist das letzte Zeugnis des damals größten und modernsten Gaswerks auf ursprünglich 40 ha.
Doch die Anlage wurde ständig erweitert, um Dampfkessel, Maschinenhaus, Wasserturm, Pumpenhaus, Gasmessergebäude etc. aufzunehmen. Ein Gasbehälter von 67 m Durchmesser befand sich seit 1895 ebenfalls auf dem Gelände. Zum Ersten Weltkrieg erreichte die Anlage eine Tageskapazität von 260.000 m3 Gas, produzieret durch Kohle, die über eine Ringbahn angeliefert wurde. Berlin musst seine Laternen zum Leuchten bringen.
Im Jahr 1923 wird die Stilllegung beschlossen und alles bis auf das Verwaltung und Wohnhaus abgerissen. Die Reissnerstraße wird zu Hohenzollerndamm umbenannt. Auf dem Gelände entsteht 1951 das Stadion Wilmersdorf und weitere Sportanlage, nachdem zwischenzeitlich Blaupunkt eingezogen war, jedoch als Rüstungsbetrieb bombardiert wurde. Im Jahr 1931 werden die beiden Gebäude zu Wohnhäusern umgebaut. Zeitweise nutzt die Senatsabteilung für Jugend und Sport die Bauten als Kinderbetreuungsstätte.
Benannt sind Straße und Erstaufnahmeheim übrigens nach dem Oberbürgermeister von Berlin Maximilian von Forckenbeck (1821–1892), Gründungsmitglied der Fortschrittspartei. Eine Zeitung urteilte 1878: “Was an ihm läge, werde er thun; denn daß er ein liberaler Mann sei, beweise seine Stellung an der Spitze der Stadt Berlin, ein Oberbürgermeister von Berlin könne nur ein freiheitlich gesinnter Mann sein“. Damals war Berlin eine, wenn nicht die modernste Großstadt der Welt.
Zigarettenfabrik Reemtsma
In der Zigarettenfabrik Reemtsma (8,3 km; Mecklenburgische Str. 32), 1958–59 auf einem Kleingartengelände errichtet, produzierten zuletzt 200 Mitarbeiter 16 Milliarden Glimmstängel jährlich. Im Jahre 2008 beschloss Imperial Tobacco, zu dem Reemtsma seit 2002 gehört, die Aufgabe des 75.000 qm großen Standorts, die letztlich 2012 erfolgt. Nach jahrelangem Leerstand belebt seit 2018 ein privater Investor, Die Wohnkompanie Berlin GmbH & Co. KG, das Quartier unter dem Namen „GoWest“ als eine Mischung aus Gewerbehof inkl. Kino, Theater, Läden und Hotels wie Wohnungen. Auf einem Campus sollen Märkte abgehalten werden.