West:
Kleinmachnow
Das naturgeschützte Bäketal, der Kleinmachnower See und die Schleuse laden zum Entspannen im Grünen ein – wer will mit viel Geschichte: u.a. von Hochtechnologieforschung der Nazis bis SED-Kaderschmiede.
Ob Kaiser-, Weimar-, Nazi-, DDR-Zeit oder Wende
Brennspiegel deutscher Geschichte
Mit Naherholungswert in Natur
Geschichtliche Entwicklung
Später als die umliegenden Dörfer wurde Kleinmachnow erst im Landbuch Karl V. 1375 erwähnt. Dabei ist der Ort schon wesentlich länger besiedelt. Nachdem im vierten und fünften Jahrhundert die Sueben ihre Heimat an Havel und Spree verlassen hatten, siedelten slawische Stämme auf der Grundmoränenfläche Teltows. Der Name ist demnach slawisch und bedeutet soviel wie „moosreicher Ort“. Zur Unterscheidung von Orten gleichen Namens wurde später „Panva“ („Klein“) hinzugefügt. Im Zuge der Ostbesiedelung bauten die Askanier als neuen Herren Brandenburgs nach 1157 am strategischen Übergang des Flusses Bäke auf dem Handelsweg Leipzig–Saarmund–Spandau eine Burg. Mindestens eine weitere Burg sollte an dieser Stelle folgen, die dann über Jahrhunderte der Familie von Hake gehörte. Dementsprechend war der Zoll mit die wichtigste Einnahmequelle des Rittergutes. Junker Heinrich von Hake aus Lebus hatte Anfang des 15. Jahrhundert das Gut mit Burg von der Familie Quast gekauft und bis ins 20. Jahrhundert sollte es im Familienbesitz bleiben. Die alte Hakeburg, sog. Festes Haus, und das klassizistische Herrenhaus des Architekten David Gilly sind jedoch nicht mehr erhalten. Stattdessen ließ Dietloff von Hake 1906–08 die Neue Hakeburg (siehe Nr. 11) am Seeberg errichten.
Teltow-Kanal und Erschließung
Mit dem Bau des Teltowkanals (1901–06) und der zunehmenden Erschließung des Berliner Südwestens per Bahn wollten Immobiliengesellschaften die Erfolge der Villenkolonien Lichterfelde, Zehlendorf, Wannsee kopieren. Die Zehlendorf-Kleinmachnow A.G. kaufte den von Hakes Land ab. Der Erste Weltkrieg und der dann doch schwierige Verkauf – schließlich war die Infrastruktur nicht so entwickelt wie in den anderen Siedlungsprojekten – trieb die Gesellschaft jedoch in den Bankrott. Erst ab Ende der 1920er und Anfang der 1930er versuchten es Immobilienfirmen mit neuer Zielgruppe Mittelstand wieder. Standardisierte Einfamilienhäuser aus dieser Zeit (in der Bürgerhaussiedlung) sowie später weitere Ein- (75%) und Zweifamilienhäuser (16%) prägen demnach bis heute den Charakter der Kleinstadt in Berlins Speckgürtel.
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben die alte Hakeburg und den alten Dorfkern. Im Dritten Reich wird der Ort an das Stromnetz angeschlossen. Bei Kriegsende verläuft die Hauptkriegslinie unterhalb der Hakeburg. Die Wehrmacht hatte die Teltowkanalbrücken gesprengt, was die Rote Armee jedoch nicht hindert, das Gebiet zu nehmen. Allerdings zieht sie sich von Ende Juni bis 3. Oktober zurück, in der irrigen Annahme, dass das Gebiet zu Zehlendorf und damit zum amerikanischen Sektor gehört. In dieser Zeit der Gesetzlosigkeit kommt es zu Plünderungen und Gewalttätigkeiten von offenbar beiden Besatzungsmächten.
DDR
Die DDR machte den Ort zur ideologischen Kaderschmiede, musste dabei jedoch gegen die konservative Einstellung der Kleinmachnower Kleinbürger ankämpfen: Auf dem Gelände der Hakeburg schulte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) an der Parteihochschule Karl Marx (1948–1954) ihre Führungskräfte, während gerade einmal 200 Bewohner SED-Mitglieder waren. Doch nicht nur das. Eine Resolution von 2.000 Einwohnern gegen die Verkehrsbeschränkungen nach West-Berlin 1952 veranlasste das Zentralkomitee unter Walter Ulbricht im Februar 1953 zu einem Schauprozess gegen die „Provokationen in Kleinmachnow“. Mehrere Angeklagte inklusive der vorigen Bürgermeister wurden zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.
Bis zum Mauerbau sollten 4.800 Kleinmachnower fliehen. Und auch nach dem Mauerbau, das den Ort von drei Seiten einschloss und nur noch mit strengen Zugangsbeschränkungen zugänglich machte, herrschte Unzufriedenheit bei den Bildungsbürgern wegen nun fehlender kultureller Kontakte nach West-Berlin. Die SED versuchte mit dem Intelligenzclub Joliot-Curie zwischen 1965–69 dem etwas entgegenzusetzen, was jedoch nie über die unmittelbare Region an Bedeutung gewann. Das ZK probierte dann ab 1973 eine zentrale Sonderschule zur Weiterbildung führender Kader in Agitation, Propaganda und Kultur. Letztlich funktionierte sie dann die Hakeburg ab 1979 zu einem Gästehaus für Staatsgäste um.
Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung Deutschland stellte die Rückgabeansprüche auf mehr als der Hälfte vorhandener Wohnungen den Ort und das Rechtssystem vor Herausforderungen, die bis selbst bis heute noch nicht alle gemeistert sind. In der Hochphase 1994 konnte die Bürgerbewegung und Partei Kleinmachnower Bürger gegen Vertreibung bei Wahlen 25% der Stimmen gewinnen. Mit entsprechenden Bauprojekten sucht Kleinmachnow als eine der beliebtesten und teuersten Gemeinden im Berliner Umland an frühere Erfolge anzuknüpfen und will Einkaufsmöglichkeiten mit kurzen Wegen schaffen (Fuchsbaueck 1993, Uhlenhorst 1995, Wochenmarkt am Adam-Kuckhoff-Platz 1996, Geschäftskomplex am OdF-Platz 1997, Geschäfte am Thomas-Müntzer-Damm 2002). Mit dem Bau des Rathaus inkl. Wohn- und Geschäftsbebauung entstand 2004 ein neuer Ortsmittelpunkt.
Bäkemühle
Die Ursprünge der Bäkemühle (Zehlendorfer Damm 217, 8,8 km von Ihrer Unterkunft entfernt), einer Wassermühle, liegen im 17. Jahrhundert. Die Inschrift von 1695 ist noch erhalten: „Anno 1695 hat Herr Ernst Ludwig von Hake, Seiner churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg ‚Friderici III‘ Oberster bei der Garde zu Fuß, diese adlige Freymühle hinwiederumb ganz neue aus dem Grunde gebauet, weilen die alte ganz zerfallen. doch ist die Mühle mehrfach abgebrannt.
Das heutige Bauwerk stammt von 1862. Allerdings setzte der Teltowkanal sie außer Betrieb, obschon zuvor Dampf- und dann Elektrobetieb sie angetrieben hatten. In den 1970ern verfiel die aufgegebene Mühle zusehends bis Bürger mit massiven Protesten 1979 die Sprengung der Mühle verhinderten. Daraufhin baute sie 1987–89 ein Hotelmanager zu Unterkunft und Gaststätte um. Heute nutzt eine Facharztpraxis das denkmalgeschützte Gebäude.
Alte Dorfschule
Die Alte Dorfschule (Zehlendorfer Damm 212) ist der älteste Profanbau der Gemeinde Kleinmachnow. Als Einklassenschule mit Lehrerwohnung 1846 errichtet hatte der Gutsherr von Hake für die Kinder Kleinmachnows und Stahnsdorf auf einem 2.300 qm großen Grundstück bewilligt. Ein Aufbau mit einem zweiten Klassenraum und einer zweiten Lehrerwohnung wurde auf den vormals eingeschossigen Bau 1876 aufgesetzt.
Das Haus wurde 1901 renoviert und dann zwischen 1927 und 1929 modernisiert, wobei die Toiletten dennoch im Stall verblieben. Bis zu 170 Schüler wurden hier unterrichtet, bis der Schulbetrieb 1936 eingestellt und das Gebäude zu einem Wohnhaus wurde. Die Stiftung „Kirche und Kultur im Alten Dorf“ hat das Gebäude erworben und der Förderverein Begegnungsstätte Alte Schule will das menschliche Miteinander und den Dialog fördern. So ist das seit 2015 ein Begegnungscafé für geflüchtete Menschen im Erdgeschoss eingerichtet und die evangelische Kirchengemeinde nutzt den ehemaligen Schulraum für Veranstaltungen und Unterricht.
Medusenportal
Das Medusenportal (Zehlendorfer Damm 209) bildet den Eingang zum Gut Kleinmachnow. Davon sind die alte Hakeburg und das Herrenhaus, entworfen vom Architekten David Gilly, nicht mehr erhalten, da sie im Zweiten Weltkrieg zerstört und dann abgetragen wurden. Doch tuen sich nach Durchschreiten des Tores immer noch die Dorfkirche, die Bäkemühle und einige Wohnhäuser auf.
Das Portal ist nach der darauf abgebildeten Medusa benannt, eine Gorgonin der griechischen Mythologie mit Schlangenhaaren, glühenden Augen und heraushängender Zunge, deren Anblick zu Stein erstarren ließ. Götting Athene hatte den von Perseus abgetrennten Kopf als besonderen Schutz auf ihren Schild angebracht. Das zweite Abbild auf dem Tor zeigt die Athene als Beschützerin der Handwerker, des Gewerbes, der Dichter und Lehrer. Ahtene, die Göttin der Weisheit, steht jedoch auch für die taktische Kriegsführung und ist die Hüterin des Wissens.
Dorfkirche Kleinmachnow
Die Dorfkirche (Zehlendorfer Damm 209) ließ die Gutsherrin Margarete von Hake, geborene von der Schulenburg, 1597 neben der alten Hakeburg errichten. Damit ist sie einer der ersten rein evangelischen Sakralbauten Brandenburgs und ersetzte für die von Hakes die Stahnsdorfer Dorfkirche als Grablege. An der ziegelsteingemauerten Saalkirche mit sechseitigem Chor ist im Westen ein Querturm angebaut.
Im Inneren besticht ein zweifach wandelbaren Flügelaltar, den Hans Zinckeisen 1599 schnitzte. Auf dem Sockel sehen wir Moses vor dem brennenden Busch, im Schrein das Abendmahl und auf den Flügeln vier Passionsszenen. Nach der ersten Wandlung werden acht gemalte Szenen von Christus sichtbar und auf den Außenseiten ist die Verkündigung mit Pinsel verewigt. Das Taufbecken hat Nickel Zinckeisen 1597 geschaffen. Die Kanzeluhr wurde 1711 gefertigt. Ein Engel krönt den geschnitzten Deckel.
Zudem sind Erinnerungsstücke derer von Hakes in der Kirche ausgestellt. So zehn Fahnen, die Ernst Ludwig von Hake (1651–1713) seinen in den Türkenkriegen gefallenen Brüdern gewidmet hat. Auch befindet sich das Epitaph des Preußischen Generals Friedrich von Hake (1743) in der Kirche. Theodor Fontane meinte zu dem Bau, als er ihn 1882 besichtigte: „Es ist ein überraschend gefälliger, beinah feinstilisierter Backsteinbau […] reizend zwischen Bäumen und Efeugräbern gelegen und von einer Steinmauer eingefasst.“
Gotteseinst So 11:00. ev-kirche-kleinmachnow.de
Forsthaus
Das Forsthaus (Allee am Forsthaus 5) gehörte ebenso wie die Bäkemühle zu den vorigen Hackeschen Besitzungen. Es liegt am nördlichen Rande des Gutsparks zum. Machnower See. Ein auf Lebenszeit angestellter Förster sah hier nach 753 ha Wald der Hakes (Gesamtgutsbesitz 1.055 ha); pachteten doch auch die Kurfürsten dieses Areal für ihre Jagden.
Tram 96
Die Tram 96 (Schleuse Kleinmachnow / Wannseestraße) ist ein Straßenbahnwaggon von 1938, genauer ein Triebwagen TM 36, der heute als Informationszentrum dient. Von Lichterfelde-Ost wurde 1887 ein zunächst eingleisige Strecke nach Teltow geführt, die 1901 bis Stahnsdorf und 1905 zur Machnower Schleuse verlängert wurde. Die ursprünglichen. Dampffahrzeuge konnte nicht immer die leichte Steige bei Teltow-Seehof nehmen und hießen deswegen auch „Lahme Ente“. Erst mit dem elektrischen Betrieb ab 1907 verbesserte sich das Fahrerlebnis. Ab 1930 hieß wurde die Bahn zur Linie 96. Mit dem Mauerbau 1961 wurde der Betrieb eingestellt und der Triebwagen überdauerte die Zeit am Straßenrand Teltows. Mit dem Umzug 2009 zur ehemaligen Endhaltestelle an der Schleuse und der umfassenden Sanierung steht die Tram Besuchern wieder offen: April–Okt. Sa/So 13:00–18:00.
Schleuse Kleinmachnow
Die Schleuse Kleinmachnow (Stahnsdorfer Damm 1)eröffnete Kaiser Wilhelm II 1906, nachdem ihr Bau 1901 zusammen mit dem Teltowkanal begonnen wurde. Es handelt sich um eine Doppelschleuse, deren Südkammer seit dem Zweiten Weltkrieg außer Betrieb ist. Das Architektenduo Christian Hafenstadt und Max Contag aus Wilmersdorf sorgten mit ihrem Projekt für einen im Durchschnitt 2,86 m hohen Ausgleich zwischen der mittleren Spree und Potsdamer Havel. Die Kleinmachnower Schleuse ist auf dem 38 km langen Teltowkanal die einzige Schleuse.
Die Verbindung der beiden 67 m langen Kammern ermöglichte die wechselseitige Beschickung und optimale Nutzung, was zum Vorbild für den Panama-Kanal (1909–14)wurde. Der Ausbau der Reichswasserstraßen nach der Vorstellung von Albert Speer ab 1939 erforderte eine größere Schleuse, da Schiffe bis eintausend Tonnen u.a. U-Boot-Teile aus Berlin-Tempelhof ab 1940 verschiffen sollten. Die dann gebaute, 85 m lange und 12 breite Nordkammer war jedoch nur bis 1943 in Betrieb und wurde dann mit Kies gefüllt, um im Falle einer Bombardierung eine Katastrophe zu verhindern. Diese trat nicht ein, stattdessen trafen die Alliierten die alte Hakeburg. Die Schleusenbrücke an der Westseite sprengte die Wehrmacht am 20. April 1945.
Während eine Behelfsbrücke bald wieder für den Fahrzeugverkehr zur Verfügung stand, blieb die Schleuse bis 1981 ungenutzt. Interessanterweise funktionierten selbst dann noch alle beweglichen Teile.
Aufgrund von Protesten von Umweltschützern folgte die Bundesrepublik im Falle Kleinmachnows nicht dem Rat der Europäischen Gemeinschaft zum Ausbau der Wasserstraßen: Der Teltowkanal soll nicht über die Wasserstraßenklasse IV hin ausgebaut werden und damit verbleibt die Schleuse, wie sie ist. Das ursprüngliche Gasthaus des Kreises Teltow von 1906 musste 1939 der Schleusenerweiterung weichen. Stattdessen entwarfen Prof. Walter und Prof. Johannes Krüger einen Funktionsgebäude als „Schleusenkrug“, das allerdings architektonisch nicht zum Ensemble passte. Zerstörungen durch Bombentreffer wurden bis 1948 beseitigt, doch da das West-Berliner Publikum in der Nachkriegszeit ausblieb, entstand nach Plänen von Prof. Starke eine Einrichtung für Berufsbildung. Hingegen kann der Besucher auf der gegenüberliegenden Seite bei „Schleusenwirt“ einkehren, das seit 1905 besteht.
Die Schleusnerbude direkt neben der Schleuse ist ein Informationszentrum über den Teltowkanal. Sa/So/Feiertags 12:00–18:00.
Reichspostforschungsanstalt
Die ehemalige Reichspostforschungsanstalt entstand auf dem Gelände der Neuen Hakeburg nach dem Verkauf der Neuen Hakeburg die Reichspost. Das Wirtschafts- und Verwaltungsamt der SS leitete dort kriegswichtige Forschungsprojekte für beispielsweise Breitbandkabel, Funktechnik auch in Hochfrequenz, fernsehgestützte Panzer- und Raketensteuerung, Infrarot-Nachtsichtgeräte aber auch für Flugzeuge wie das Nachtjägerleitsystem oder die Entwicklung des Nurflügler Allerdings konnten die Bauarbeiten erst 1939 beginnen und rund 900 der insgesamt 1.200 Forscher schließlich 1943 von provisorischen Büros in Berlin-Tempelhof in eines der sieben Institutsgebäude der Hakeburg ziehen.
Regelmäßig unterrichtete Ohnesorge Hitler über die Fortschritte. Im Mai 190 stellt er bspw. einen Fernseh-Torpedo vor und 1942 hatten die Wissenschaftler den Code für den Funkverkehr zwischen London und Washington geknackt. Mehr dazu in Hubert Faensens Buch „Hightech für Hitler. Vom Forschungszentrum zur Kaderschmiede. (2001). In den Institutsgebäude ist heute die Berlin Brandenburg International School (BBIS) ein private, englischsprachige Ganztagsschule untergebracht.
Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge war offenbar auch einer der treibenden Köpfe der Atomforschung. Mehrere Spruchkammern stuften ihn nach dem II. Weltkrieg als Hauptschuldigen ein, wobei die Urteile zurückgenommen wurde. Zwar erhielt er nicht mehr seine vorigen Vermögenswerte zurück, dafür jedoch eine Pension. Er starb 1961 in München.
Hubert Faensen: Hightech für Hitler. Die Hakeburg – Vom Forschungszentrum zur Kaderschmiede. 2001.
Auf dem Seeberg in Kleinmachnow südlich von Berlin entstand zwischen 1939 und 1943 ein streng abgeschirmter Gebäudekomplex der Reichspostforschungsanstalt. Hier ließ Minister Wilhelm Ohnesorge neue Waffentechnologien entwickeln, mit denen der Krieg gewonnen werden sollte. Hauptforschungsgebiete waren Hochfrequenztechnik, Fernsehen, Radar und die Atomphysik…
Eiskeller am See
Der Eiskeller am Seeberg (ca. 200 m südwestlich der Neuen Hakeburg) wurde vermutlich nach dem Neubau der Hakeburg errichtet und diente der privaten Rittersitz sozusagen als Kühlschrank.
Gedenkstein Nordahl Grieg
Der Gedenkstein Nordahl Grieg liegt im am Nordufer des Machnower Sees, südwestlich der Neuen Hakeburg. Er erinnert an den norwegischen Nationaldichter Nordahl Grieg (1902–1943), der als Kriegsberichterstatter einen Bombeneinsatz der britischen Royal Air Force am 2. Dezember 1943 begleitete. Die deutsche Flugabwehr schoss jedoch die Lancaster LM 316 ab, die am Machnower See niederging. Alle acht Besatzungsmitglieder starben und wurden auf dem Döberitzer Garnisonsfriedhof beigesetzt, den die Sowjets jedoch 1952 einebneten.
Auf Bitten der norwegischen Botschaft stellt die Gemeinde Kleinmachnow 2003 einen Findling zur Erinnerung auf. Eine 2002 aus dem Machnower See geborgene Tragfläche des britischen Bombers ist seit 2002 in der norwegischen Botschaft in Berlin ausgestellt. Am Nationalfeiertag, dem 17. Mai, gedenkt die norwegische Gesandtschaft mit einer Kranzniederlegung dem Lyriker und Dramatiker. Er wurde bei vielen seiner Landsleute durch die norwegischen Sendungen des BBC beliebt, in der er seine Gedichte vorlas. Dies zeigt sich auch daran, dass sein Gedicht „Til ungdommen“ (Für die Jugend) von 1936 nach Anders Breivik Anschlägen am 22. Juli 2011 immer wieder bei Feierlichkeiten und Gedenkgottesdiensten rezitiert wird.
Til Ungdommen
von Nordahl Grieg (1936)
Kringsatt av fiender,
gå inn i din tid!
Under en blodig storm –
vi deg til strid!
Kanskje du spør i angst,
udekket, åpen:
hva skal jeg kjempe med
hva er mitt våpen?
Her er ditt vern mot vold,
her er ditt sverd:
troen på livet vårt,
menneskets verd.
For all vår fremtids skyld,
søk det og dyrk det,
dø om du må – men:
øk det og styrk det!
Stilt går granatenes
glidende bånd
Stans deres drift mot død
stans dem med ånd!
Krig er forakt for liv.
Fred er å skape.
Kast dine krefter inn:
døden skal tape!
Elsk og berik med drøm
alt stort som var!
Gå mot det ukjente
fravrist det svar.
Ubygde kraftverker,
ukjente stjerner.
Skap dem, med skånet livs
dristige hjerner!
Edelt er mennesket,
jorden er rik!
Finnes her nød og sult
skyldes det svik.
Knus det! I livets navn
skal urett falle.
Solskinn og brød og ånd
eies av alle.
Da synker våpnene
maktesløs ned!
Skaper vi menneskeverd
skaper vi fred.
Den som med høyre arm
bærer en byrde,
dyr og umistelig,
kan ikke myrde.
Dette er løftet vårt
fra bror til bror:
vi vil bli gode mot
menskenes jord.
Vi vil ta vare på
skjønnheten, varmen
som om vi bar et barn
varsomt på armen!
Für die Jugend
übertragen von Peter Otto (2011)
Umgeben von Feinden –
sie steh’n vor dem Tor;
die Schlacht ist zu schlagen
bereite dich vor!
Vielleicht fragst voll Angst du,
wehrlos wie ein Kind,
welches deine Waffen
für die Kämpfe sind.
Hier nun ist die Waffe,
Schwert gegen Gewalt:
Glauben als Bekenntnis
Menschenwürd‘ alsbald.
Zukunft von uns allen,
der bist du es schuld‘:
selbst Opfer deines Lebens,
sei stark, hab‘ Geduld!
Terror und auch Schüsse
hier in deinem Land?
Der Tod darf nicht siegen
dein Geist ist dein Pfand.
Verachtung des Lebens
stellt Frieden nicht her.
Nimm all‘ deine Kräfte:
der Tod soll verlier’n.
Lieben und Träumen
allein bringt voran.
Der Zukunft entgegen
die Antwort nur dann.
Fabriken ungebaut,
Sterne unbekannt.
Baue und erforsche!
schon‘ dabei dein Land!
Würde ist dem Menschen,
seine Erde reich.
Gibt es Not und Hunger,
ist Verrat dem gleich.
In des Lebens Namen
vergiss das Unrecht!
Sonne, Brot und Geist
bringen es zurecht.
Waffen, sinket nieder!
Menschen sind es wert,
dass wir Frieden schaffen
hier auf dieser Erd‘!
Verantwortung zu tragen
ist des Menschen Bürd‘.
Mehr als alle Tiere
sei IHM diese Würd‘!
Darum wir versprechen,
Brüder, ihr seid’s wert,
sorgsam umzugehen,
mit der Menschen Erd‘.
Leben braucht auch Schönheit,
Wärme wie ein Kind –
g’rade erst geboren –
so wir alle sind.
Neue Hakeburg
Den Bau der Neuen Hakeburg (Am Hochwald) beauftragte der Adlige Dietloff von Hake (1870–1941). Der Architekt und Burgenforscher Bodo Heinrich Justus Eberhardt (1865–1945) entwarf sie im neuromanischen Stil. Allerdings musste sie von Hake, der sich auf eine zweibändige Chronik seiner Familie konzentrierte, 1936 wegen finanzieller Probleme an die Reichspost verkaufen. Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge (1872–1962), ein NSDAP-Mann der ersten Stunde (Mitgliedsnummer 42) und technikbegeisterter Physiker, machte es einerseits zu seinem Dienstwohnsitz und andererseits zur Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost (RPF) (s.o.).
Die DDR enteignete die Reichspost und übertrug das Gebäude der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Diese ließ die 1946 in Liebenwalde gegründete Parteihochschule 1948 hier einziehen, um als höchste Bildungsstätte junge SED Funktionäre in meist zweijährigen Kursen auszubilden und Führungskräfte in Halbjahreskursen auszubilden. Ein Viertel der Studierenden kam zumeist unter anderem Namen aus der Kommunistischen Partei der westlichen Besatzungszonen. Hier studierten Wolfgang Leonhard („Die Revolution entläßt ihre Kinder“), der FDJ-Begründer und dann westlicher DDR-Forscher Herrmann Weber und die Doppelspionin Carola Stern („Doppelleben“).
Im Jahre 1955 zog das „Rote Kloster“, wie es im Volksmund hieß, in die Berliner Rungestraße, so dass die Hakeburg nur noch als Bezirksparteischule diente. Zwischen 1965 und 1969 etablierte der DDR-Kulturbund den Klub der Intelligenz Joliot-Curie, benannt nach dem kommunistischen Resistancekämpfer und Physiker Frédéric Joliot-Curie (1900–1958). Der auch als „Curry-Club“ genannte Treff sollte einen interdisziplinäre Austausch anzuregen und den seit dem Mauerbau 1961 fehlenden Kulturkontakten nach West-Berlin geistige Anregung und allgemeine Orientierung entgegenzusetzen. Hier hatte auch die Schriftstellerin Christa Wolf mit „Der geteilte Himmel“ ihr Debüt.
Nach der Wende wurde der Club zum Kulturverein Kleinmachnow, der jedoch 2010 aufgrund von Nachwuchsmangel aufgab. Zudem entstanden auf der Neuen Hakenburg Wohnungen für regionale Großbetriebe sowie ein exklusives Restaurants für Trauungen und Jugendweihen. Dann errichtete 1973/74 das Zentralkomitee eine Sonderlehrstätte für ausländische Kader, bevor es ein Gästehaus des SED-Regimes wurde. Darin übernachteten dann Staatsgäste wie Nikita Chruschtschow, Fidel Castro, Yassir Arafat und Michael Gorbatschow.
Nach der Wende übernehmen immer wieder wechselnde Hotels das Areal. Die meiste Zeit stand das Gebäude jedoch leer. Die Burg dient zudem mehrfach als Kulisse für Hochzeitsfotos und als Drehort, zum Beispiel für „Wege zum Glück“, „18 – Allein unter Mädchen“ und „Schattenmoor“ .Die Treuhand übergibt 1995 das Gebäude an die Telekom als Nachfolgerin der Deutschen Reichspost. Ein 1997 eröffnetes Hotel ging 1998 wieder in Konkurs. Schließlich verkauft der Konzern die ehemalige Forschungsanstalt an die Internationale Schule Berlin-Brandenburg. Eine Investorengruppe sanierte nach 2020 das Objekt und schuf Eigentumswohnungen.
„In Kleinmachnow südwestlich von Berlin entstand auf dem Seeberg zwischen 1939 und 1943 ein streng abgeschirmter Gebäudekomplex der Reichspostforschungsanstalt. Hier ließ Minister Wilhelm Ohnesorge neue Waffentechnologien für das NS-Regime entwickeln, mit denen der Krieg gewonnen werden sollte. Zugleich baute er sich das angrenzende »Wohnschloß« zu seiner Privatresidenz aus, die vom wilhelminischen Hofarchitekten Bodo Ebhardt 1906 bis 1908 errichtete Neue Hakeburg...“
Stele „Stille Helden“
Die Stele „Stille Helden“ (Margarete-Sommer-Platz = Hohe Kiefer/Förster-Funke-Allee)) erinnert an Menschen, die im Dritten Reich Verfolgten geholfen haben und sich gegen das Regime gestellt haben. Das Künstlerhepaar Julia und Rainer Ehrt hat das Denkmal in Form einer Art Hauses 2014 gestaltet, bei dem in den Fenstern auf umklappbaren Metalltafeln die Namen der Verfolgten und auf der anderen Seite ihrer Helfer stehen. Der Gedanke des Hauses dabei war, Türen und Fenster zu öffnen, Schutz gewähren, beherbergen.
Eine Kleinmachnower Projektgruppe aus drei Generationen und zwei Konfessionen war bei den Recherchen zu Stolpersteinen auf Kleinmachnower Bürger gekommen, die durch große oder kleine Heldentaten anderen geholfen haben.
Im Zuge der Enthüllung am 8. Mai 2014 wurde auch der Platz an der Kreuzung Hohe Kiefer / Förster-Funke Allee in Margarete-Sommer-Platz umbenannt. Die katholische Sozialarbeiterin und Laiendominikanerin Dr. Margarete Sommer (1893–1965) war eine dieser Helden: Als Geschäftsverführerin des Hilfswerk bei Bischöflichen Ordinariat verhalf sie Juden zur Emigration, versteckte sie, sorgte Lebensmittel, Kleidung und Geld. Zudem schrieb sie detaillierte Berichte an die Kirchenleitung über die Verfolgungen, Lage in den KZ und Massenerschießungen. Nach 1950 floh sie vor den Kommunisten aus Kleinmachnow nach West-Berlin, wo sie 1960 pensioniert wurde und 1965 verstarb. Im Jahre 2003 erhielt sie den Titel „Gerechte unter den Völkern“.
Verkaufsbüro der Bürgerhaus-Stiftung
Das Verkaufsbüro der Bürgerhaussiedlung (Karl-Marx-Str. 117) etablierte 1931 die Zehlendorf-West Terrain-Actiengesellschaft, um das 1927 erworbene und parzellierte Areal südlich der Stammbahn mit den dann darauf erbauten kostengünstigen Eigenheimen zu verkaufen. Das Haus weist bereits die strenge, kubische Form und rationale Gliederung auf, die für die Siedlungshäuser typisch war, stand schließlich der Inhaber dieser Immobilienfirma, Adolf Sommerfeld, dem Bauhaus nahe. Das denkmalgeschützte Haus vergab die Gemeinde 2019 im Erbbaurecht mit entsprechenden Auflagen an privat.
Sowjetisches Ehrenmal
Das sowjetische Ehrenmal an der Hohen Kiefer weihte die Rote Armee 1946 feierlich ein. In den letzten Kampftagen (22. April –2. Mai 1945) waren 104 ihrer Kameraden in Kleinmachnow gefallen. Der Heimatverein konnte 41 Namen ermitteln sie 2012 auf einer Tafel anbringen. Willi Ernst Schade hatte das Ehrenmal entworfen. Ein Metallkranz auf der Vorderseite gilt als verschollen und zudem beschädigten und beschmierten moderne Vandalen das Totengedenken.
Waldfriedhof Kleinmachnow
Der Waldfriedhof Kleinmachnow (Steinweg 1) wurde 1938 angelegt. Im Zentrum steht die von Erich Dieckmann geplante Kapelle. Sie weist einen runden Gemeinderaum sowie einen quaderförmigen Anbau für Apsis und Nebenräume auf. Dabei besticht der de März–Nov 07:00–20:00, Dez–Feb 08:00–18:00.
Gedenkstein Adolf Sommerfeld
Der Gedenkstein Adolf Sommerfeld (An der Stammbahn 57) ist dem jüdischen Bauunternehmer Adolf Sommerfeld bzw. anglisiert Andrew Sommerfeld (1886–1964) gewidmet. Nach einer Zimmermannslehre schuf er einen Baukonzern in Berlin, in der er mehrere Terraingesellschaften zusammenfasste. Mit seinen Ideen (und Geld) prägte er nicht nur den Berliner Südwesten, sondern entwickelte städtebauliche und soziale Lösungen.
Seine Suche nach innovativen Lösungen bei für den Mittelstand finanzierbaren Preisen machten ihn zum Protagonisten des Neuen Bauens. Dabei arbeitete er so eng mit Bauhauskünstlern und namhaften Architekten wie Walter Gropius und Bruno Taut zusammen, dass er als Förderer und Geldgeber des Bauhauses gesehen werden kann. Nach Terraingesellschaften in Zehlendorf und Dahlem erwarb er 1927 in Kleinmachnow vom Gutsherrn Dietloff von Hake 100 Hektar Land und seine Siedlungsgesellschaft mbH Kleinmachnow begann 1932 mit dem Bauabschnitt am Düppelpfuhl der Bürgerhaussiedlung in Kleinmachnow, im Volksmund immer noch „sommerfeld-Siedlung“ genannt. 1933 musste Sommerfeld, der in Berlin-Lichterfelde (Limonenstr. 30) wohnte, Deutschland verlassen. Zuerst emigrierte er nach Palästina, schließlich Großbritannien, um sich dann 1948 am Wiederaufbau Deutschlands zu beteiligen. Im Jahre 1954 verlegte er seinen Wohnsitz in die Schweiz, wo er 1964 verstarb.
Gedenkstein Opfer Deutscher Teilung
Ein Gedenkstein für die Opfer deutscher Teilung (Adam-Kuckhoff-Platz) erinnert an die über 120 Menschen, die bis 1989 ihr Leben verloren. Vier davon stammten aus Kleinmachnow. Ein paar Schritte davon erinnerte ein Kreuz für Karl-Heinz Kube, der 1966 als Siebzehnjähriger Flüchtling an der Mauer erschossen wurde..
Neue Kammerspiele Kleinmachnow
Die Kammerspiele Kleinmachnow (Karl-Marx-Str. 18) waren ursprünglich ein Lichtspielhaus. Bauherr und Betreiber war Karl Bornemann, dessen Sohn 1961 in dei Bundesrepublik, da die SED nach Gründung der DDR ihre Welttanschauung auch im Kulturprogramm der Kammerspiele durchzusetzen. Danach enteignete der Staat das Gebäude und der Kreislichtspielbetrieb Potsdam übernahm die Rechtsträgerschaft. Anfang der 1970er sanierte und modernisierte dieser das Gebäude und es entwickelte sich zur größten kulturellen Einrichtung des Ortes.
Dann übernahm Mitte der 1980er die Gemeinde das Anwesen und schließlich wurde es nach der Wende rückübertragen. Von 2004 bis 2012 führte der Enkel des Gründers den Betrieb weiter. Seitdem haben sich engagierte Bürger zur Kulturgenossenschaft Neue Kammerspiele zusammengefunden, um die Kulturstätte zu bewahren und als Begegnungsstätte zu nutzen. neuekammerspiele.de
Auferstehungskirche
Die Auferstehungskirche (Jägerstieg 2) war eine Kirche in Kleinmachnow, die 2018 entwidmet wurde. Im Jahre 1930 wurde erst das Gemeindehaus gebaut, das 1947 erweitert werden konnte. Zuvor gab es im nationalsozialistischen Regime einen Baustopp für alle nicht kriegswichtigen Bauvorhaben. Das aktuelle Kirchenschiff stammt von 1955. Auch kamen Anfang der 1950er Altar, Kanzel und Taufstein hinzu.
Der Bau verbindet Gemeindehaus und Glockenturm., der ein 1938 gegossene Glocke beherbergt. Die bunten Kirchenfenster gestaltet Herbert Sander in den 1980ern. Die Kirchengemeinde, 1948 von Stahnsdorf ausgegliedert und als hatte zudem einen Segensgarten in Kreuzform umrahmt von einer Buchsbaumhecke angelegt. Aufgrund der nach der Wende stark gestiegenen Mitgliederzahlen hatte die Gemeinde einen Neubau beschlossen.
Der Name der Kirche ging 2018 auf die Neue Kirche im Gemeindehaus (Zehlendorfer Damm 211) über. ev-kirche-kleinmachnow.de
Eigenherd-Schule
Die Eigenherd-Schule (Im Kamp 2–12) entwarf der Architekt Friedrich Blume. Sie wird im April 1933 eingeweiht und erhält ihren Namen nach der Siedlungsgenossenschaft Eigenherd GmbH, die in den 1920ern mit günstigen Einfamilienhäusern Kleinmachnower Flächen erschlossen hatte. Im Zweiten Weltkrieg nutzt das Regime den Schulbau zu Musterung und Verwaltung. Danach kommen Flüchtlinge und Obdachlose hier unter. In der DDR wird es zur Einheitsschule bis zur achten Klasse, wobei die Klassen sich alle zwei Wochen mit Vor- und Nachmittagsunterricht abwechseln. Im Jahre 1972 erhält sie dann nach dem ersten bulgarischen Ministerpräsidenten den Namen Georgi-Dimitroff-Oberschule bis 1990, als sie in Eigenherd-Schule rückbenannt wird. eigenherd-schule.kleinmachnow.de
Seemannserholungsheim
Das Seemannserholungsheim (Zehlendorfer Damm 71/71c) hat das Architektenbüro Giesecke & Wenke aus Charlottenburg 1910 entworfen. Auf Anregung von Kaiser Wilhelm II. gründete sich 1905 ein entsprechender Verein zum Bau der Anlage, damit Angehörige der deutschen Kriegs- und Handelsmarine sowie der deutschen Schutztruppen „nach überstandener schwerer Krankheit Gelegenheit finden, ihre verlorengegangene Kräfte wiederzugewinnen“, wie es zu dieser Zeit hieß.
Gutsherr von Hake stellte bereitwillig ein Grundstück zur Verfügung und die Kaiserin-Auguste-Stiftung beschaffte das Baugeld. Die vier Gebäude – Casino, Offiziershaus, Verwaltung und Badeanlage – hatten gemauerte Sockelgeschosse aus Kalkstein, Fassten mit körnigem Putz und Holzaufbauten. Eine Niederdruck-Dampfheizung sorgte für Wärme in Wohn- wie Aufenthaltsräume sowie dem Schwimmbad. Nach dem Ersten Weltkrieg gibt es keinen Kaiser mehr, keine Schutztruppen und praktisch keine Kriegsmarine mehr und damit keine Kurgäste.
Die Evangelisch-lutherische Freikirche erwirbt 1922 das ehemalige Seemannserholungsheim vor allem mit amerikanischen Spenden und gründet die Theologische Hochschule Klein-Machnow. Den Zweiten Weltkrieg überleben nur zwei Gebäude und die Einfriedung, die Theologische Hochschule jedoch nicht. Sie verlegte nach Oberursel und die Trümmer des Bombenangriffs vom 3. März 1944 dienten zu DDR-Zeiten als Baumaterial für Garagen der Umgebung. Das VEB Geräte- und Reglerwerke nutzten das Hauptgebäude als Ledigen-Wohnheim. Nach der Wende leben erst vier Mietparteien in der Anlage.
Den 2008 unter Denkmalschutz gestellten Bau kaufte dann 2011 der Rapper Bushido, der jedoch die historische Mauer und Toreinfahrt einreissen ließ. Nach entsprechendem Urteil mußte er sie wieder aufbauen und ein Dachstuhlbrand sorgte ebenso für Zerstörungen am historischem Bauwerk wie es für Unklarheiten der Ursache hervorrief. Der Streit Bushidos, mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Youssef Ferchichi , mit seinem langjährigen Weggefährten, Geschäftspartner und Miteigentümer der 16.000-qm-Villa, Arafat Abou-Chaker, sorgte immer wieder für Schlagzeilen vor allem in der Boulevard-Presse. Nach Bushidos Wegzug nach Dubai ersteigerte Abou-Chakers Sohn Ahmed für 7,4 Mio € (bei einem Gutachterwert von 14,8 Mio €) bei der Zwangsversteigerung im Juni 2022 das ehemalige Seemannserholungsheim. Wie der mittellose Kleinkriminelle diese Summe aufbringen kann, wird sicherlich die Regenbogenpresse weiter beschäftigen.
Landhaus Lily
Das Landhaus Lily Braun (Erlenweg 29) bezog zusammen mit ihrem Ehemann Heinrich Braun die Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin Lily Braun im Jahre 1910. Die Villa, in Kleinmachnow, praktisch die erste in dem neu zu erschließenden Gebiet, entwarf der Wegbereiter der modernen Architektur, Karikaturist und Möbeldesigner Bruno Paul (1874–1968) ab 1904. Die adlige Generalstochter, geb. Amelie Jenny Emilie Johanna von Kretschmann (1865–1916), engagierte sich vor allem für die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Berufstätigkeit („Memoiren einer Sozialistin“, 1911).
Sie brach 1916 infolge eines Schlaganfalls zusammen, als sie auf einem Postamt einen Brief ihres Sohnes Otto von der Front erwartete, und starb. Sie wurde zusammen mit ihrem Sohn, der letztlich doch 1918 in Frankreich fiel, auf dem Grundstück beerdigt. Ihr Mann, der ebenfalls sozialdemokratische Politiker und Publizist, lebte dann mit seiner zweiten Frau Julia Braun-Vogelstein bis zu seinem Tod 1927 in der Landvilla.
Erbin Julia-Vogelstein emigrierte 1936 in die USA und nach dem Krieg wandelte die DDR das Gebäude in ein Kinderheim um. Nach der Wende erwarb der Berliner Immobilienkaufmann Christian Meyer das Anwesen von einer amerikanischen Stiftung, die es bis dahin verwaltet hatte, und parzellierte es.
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark kaufte die Villa mit dann noch 2.200 qm großen Teilstück und brachte die Förderschule Albert Schweitzer unter. Nun will jedoch ein Kleinmachnower Immobilienmakler das Anwesen zu Wohnzwecken veräußern. Das Grab Lily Brauns befindet sich nun jedoch auf einem Grundstück eines danebenliegenden Mehrfamilienhauses. Im Schatten einer alten Eiche ziert ein Grabstein des Berliner Bildhauers Hugo Lederer (1871–1940) die Gräber von Lily Braun und ihrem Sohn, wobei die zuvor auf den Grabplatten angebrachten Urnen später verschwunden waren.
Landhaus Paterman
Das Landhaus Patermann (Erlenweg 33) ließ der Biomalz-Fabrikant Georg Paterman durch den Berliner Architekten Joseph Ernster 1912/13 entwerfen. Eine Veranda mit dorischen Säulen dominiert das zweigeschossige Landhaus mit Mansardenwalmdach auf dem 1.700 qm großen Grundstück. Die Wohnfläche von 400 qm verteilt sich auf zwölf Zimmer.
Patermann musste 1925 das Haus aus finanziellen Gründen verkaufen. Unbeschadet überstand es beide Weltkriege und wurde zu DDR-Zeiten in ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten unter staatlicher Verwaltung umgewandelt. Nach der Wende versteigerte die Treuhand das denkmalgeschützte Anwesen und es befindet sich jetzt in Privatbesitz.
Wohnhaus Paul Heckels
Das Wohnhaus Paul Henckels (Am Weinberg 5) hat der Egon Eiermann 1936 entworfen, der sich zu einer der bedeutendsten Architekten der Nachkriegsmoderne entwickeln sollte. Unter anderem gehörte der Neubau der Berliner Gedächtniskirche zu seinen Werken.
Das Kleinmachnower Wohnhaus aus Ziegelstein zeichnet sich durch einen asymmetrischen Dachaufbau aus. Der Auftraggeber und Namensgeber der Villa, Schauspieler Paul Henckels (1885–1967), ist vielen vor allem durch seine Rolle als Professor Bömmel in der Feuerzangenbowle und seinen Spruch bekannt: „Wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns mal janz dumm…“
Als Halbjude konnte er durch Protektion im nationalsozialistischen Regime an Gustav Gründgens Preußischen Staatstheater Berlin 1933–45 weiter arbeiten – er stand auf der Liste der „Gottbegnadeten Künstler“ und war somit auch vom Wehrdienst befreit. Nach dem Krieg zog er nach Essen. Die Villa ist offenbar in Privatbesitz.
Weinberg-Gymnasium
Das Weinberg-Gymnasium (Am Weinberg 20) wurde 1937 im Stil nationalsozialistischer Heimatarchitektur errichtet, wobei der rechte Seitenflügel und ein Wohnanbau an die Turnhalle wegen Kriegsbeginn nicht fertiggestellt wurden. Auch das Innenleben ab September 1938 spiegelte von Anfang an die Werte des Regimes wieder: keine Koedukation, Rassenkunde, Wehrertüchtigung. Mädchen konnten zwischen dem sprachlichen Zweig oder dem „Pudding-Abitur“, also hauswirtschaftlichem Zweig, wählen.
Ab 1943 werden ältere Schüler zu Luftwaffenhelfer ausgebildet und in den letzten Kriegstagen geht es zu Straßenkämpfe an die Berliner Front. Das Gebäude dient hingegen als Lazarett.
In der sowjetischen Besatzungszone werden im Oktober 1946 einige Schüler entlassen, die bei der Forderung des Ortskommandanten murren, den Heldentaten der Roten Armee, der Revolution und der Befreiung vom Faschismus zu gedenken. Und auch später kommt es immer wieder zu Konflikten mit der DDR-Obrigkeit, da viele Schüler aus bildungsbürgerlichen Elternhäuser entstammen und das System gleichzeitig mit Fahneneiden, Wehrkunde und gleichgeschalteten Jugendorganisation propagandistisch einzuwirken versucht.
Seit der Wende werden nun erstmals demokratische Werte auf den Weg gegeben. wbgym.de