Nordwest:
Zehlendorf

Denkmalgeschützte Villen, Zweck- und Sakralbauten prägen die Villengegend

Profitierte von der Achse Postdam–Berlin

Durchgangsstraße und grüne Villengegend

Zehlendorf gilt als noble Wohngegend

Eine immense Zahl denkmalgeschützter Villen macht eine Tour durch Zehlendorf zum Vergnügen. Zudem bieten sich dem Architektur- und sozialgeschichtlich Interessierten Siedlungsprojekte unterschiedlicher Tendenzen, die zum „Zehlendorfer Dächerkrieg“ führten. Und wer nach soviel Bauten Erholung in der Natur braucht, geht zur Krummen Lanke oder dem Schlachtensee, traditionelle Naherholung Berlins.

Karte bis 8km Sehenswürdigkeiten in Zehlendorf
Architekturgeschichte aus über zwei Jahrhunderten verteilt auf eine Ortslage.

Geschichtliche Entwicklung Zehlendorfs

Das breite Straßendorf namens Cedelendorp war 1242 Gegenstand eines Kaufvertrages des Markgrafen Johann I., der es an das Zisterzensierkloster Lehnin veräußerte. Damit lesen wir erstmalig von diesem Ort. Wenige Jahre zuvor, so um 1230, müssen hier deutsche Ostsiedler slawische Vorbewohner verdrängt haben. Zumindest deutet der polabische – die damalige Sprache der hiesigen slawischen Stämme – Personenname Sedl bzw. das altslawische Wort sedlo (für Siedlung) darauf hin. Eine Feldsteinkirche mit vierteiliger Apsis und Querturm ist 1254 entstanden, jedoch im Siebenjährigen Krieg zerstört und die Reste 1767 abgebrochen worden. Der darauf aufbauende Sakralbau 1768 ist als oktogonaler Zentralbau ganz ungewöhnlich für eine märkische Dorfkirche.

Das Dorf prosperierte im 14. Jahrhundert und wies neben Bauern und Kossäten einen Krug (Gastwirtschaft) und eine Wassermühle auf. Auch die Fischereirecht auf dem Schlachtensee und der Krummen Lanke waren geregelt. Der kleine Wohlstand zog wohl madgeburgische Raubritter an, die 1411 den Ort überfielen. Dies konnte der Entwicklung offenbar nichts anhaben, denn für das 16. Jahrhundert sind zusätzlich ein Hirte, eine Backstube und eine Schmiede erwähnt. Mit der Reformation endete 1542 die Herrschaft des Klosters Lehnin und Zehlendorf kam unter kurfürstliche Verwaltung Brandenburgs.

Erbbaukrug in Zehlendorf
Der Erbbaukrug. Heute steht an dieser markanten Kreuzung Woolworth.

Der weiteren Entwicklung kam zugute, dass Friedrich Wilhelm I. 1730 einen Schnellweg von Berlin nach Potsdam bauen ließ, den seinen Sohn Friedrich Wilhelm II. 1792 zur ersten Chaussee ausbauen ließ, später dann die Reichsstraße 1 und heute die Bundesstraße 1. Ebenso führte ab 1838 die erste preußische Eisenbahn von Potsdam zur Endstation Zehlendorf, wenig später dann ganz bis nach Berlin zum Potsdamer Bahnhof. Ihr folgte 1874 die Wannseebahn, die von Zehlendorf über Schlachtensee und Wannsee nach Kohlhasenbrück abzweigt.

Zehlendorf wird 1872 eine selbständige Gemeinde im Landkreis Zehlendorf und 1894 wird das Dorf Schönow (s.o.) eingegliedert. Wie auch die meisten vormals Teltower Gemeinden kommt es 1920 zu Groß-Berlin. Im Zuge der Verwaltungsreform von 2001 wurde die damaligen Bezirke Steglitz und Zehlendorf zu einem einzigen fusioniert. Der Ortsteil Zehlendorf gilt als grüne Villengegend. Viele Gebäude sind Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden und stehen unter Denkmalschutz. Aufgrund der großen Zahl können sie hier nicht alle beschrieben werden. 


1S-Bahnhof Sundgauer Straße

Der S-Bahnhof Sundgauer Straße (5,4 km von Ihrer Unterkunft) hat ein Empfangsgebäude aus dem Jahren 1933/34, die Richard Brademann plante. Es handelt sich um einen eingeschossigen Klinkerbau mit einem Mittelbahnsteig von 166 m Länge. Ein Jahr nach der Elektrifizierung der Wannseeebahn konnte der Bahnhof eingeweiht werden und 1985 wurde er saniert.


Bitte haben Sie Verständnis, dass Text und Fotos nach und nach eingestellt werden, da Recherche und Aufnahmen einen nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand erfordern. – Schauen Sie demnach bald wieder rein! Danke!

2Holländische Mühle

Die Holländische Mühle (5,8 km; Schlettstadter Straße 110) hat der Architekt August Andres 1881 gezeichnet. Sie ersetzte einen Holzbau von 1879. Allerdings mussten die Müller Fritz Radlow 1898 feststellen, dass der Wind trotz unbebauter Umgebung nicht ausreichte, so dass sie sein Nachbesitzer Albert Miecke  mit einem Petroleummotor behalfen, der 1918 durch einen Gasmotor ersetzt wurde. Schließlich trieb ab 1921 ein Elektromotor das Mahlwerk an. Die Flügel wurden 1943/44 abmontiert, um feindlichen Fliegern keine Orientierungshilfe zu bieten. Selbst bist 1953 wurde hier noch Getreide gemahlen, dann jedoch Kunststoff recycelt. In den 1970ern wurde sie endgültig stillgelegt und verfiel allmählich, bis ein Investor sie ab 1997 sie aufwändig restaurierte und in ein Wohngebäude umwandelte.


Stephans-Kirche, Zehlendorf

3Stephanus-Kirche

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I

Stephans-Kirche, Zehlendorf

S-Bahnhof Zehelndorf

Ein Fachwerkbau ersetzte 1866 das erste Stationsgebäude und ab 1874 zweigte von dort die Wannseebahn ab (über Mexikoplatz, Schlachtensee, Nikolassee, Wannsee und traf bei der Station Griebnitzsee wieder auf die Stammbahn). Zudem wurde der Teltower Damm unter die Gleise abgesenkt, um das Unfallrisiko zu mindern. Der nördliche Bahnsteig stammt von 1888–91, der südliche von 1910/11. Nach Versuchsfahrten zwischen 1900 und 1902 erfolgte schließlich 1933 die Elektrifizierung der Gesamtstrecke.

Berlin Zehlendorf Bahnhof

Im Zweiten Weltkrieg nutzte die Wehrmacht den Bahnhof, so daß die Bombardierung 1943 und Zerstörung des Empfangsgebäudes nicht verwundert. Im Mai 1945 wurde der Betrieb vorübergehend eingestellt und ab 6. Juni 1945 wieder aufgenommen, ab 21. Juli sogar wieder regelmäßig.

4S-Bahnhof Zehlendorf

Der S-Bahnhof Zehlendorf (6 km; Teltower Damm) ist der älteste Bahnhof Berlins, der 1838 zusammen mit der  Stammbahn von Zehlendorf nach Potsdam eingeweiht wurde. Noch in demselben Jahr wurde die Strecke bis zum Potsdamer Bahnhof in Berlin verlängert, wobei sowohl Dampflokomotiven als auch Pferde eingesetzt wurden.

Alter Bahnhof Zehlendorf

Das zweite Gleispaar montierten Sowjets als Reparationsleistung ab und seit dem Mauerbau endete die Verbindungen in Frohnau. Der Streik der in West-Berlin angestellten Eisenbahner der Deutschen Reichsbahn der DDR 1980 führte zur Schließung des Bahnhof Zehlendorfs. Schließlich hatte die DDR weiterhin die Betriebsführung auf den West-Berliner S-Bahnanlagen inne. Die Gleisanlagen waren nicht Bestandteil der Westsektoren, sondern gehörten zum Hoheitsgebiet der DDR.

Anlass des Streiks war die Begrenzung der Fahrzeiten auf 21:00, wodurch viele ihre Nachtzulage verloren hätten. Die Reichsbahn entließ nach dem Streik viele West-Eisenbahner, gab aber 1984 die Betriebsrechte unbefristet an die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ab. Denn nicht nur war der Betrieb der S-Bahn in West-Berlin – auch durch den Streik – nicht mehr rentabel, sondern aufgrund der Entspannungspolitik sollte die S-Bahn nicht mehr als Mittel des Kalten Krieges herhalten.

Damit konnte die Stammbahn und auch der Bahnhof Zehlendorf nach fünfjähriger Pause wieder eröffnet werden. Allerdings musste nun vorher das Empfangsgebäude wegen Einsturzgefahr abgerissen werden und die Gleise wurde 2002/03 komplett saniert. Die Deutsche Bahn plant nun die Brücke über den Teltower Damm von 14 auf 19 m zu erweitern, einen zweiten und dritten Zugang vom Postplatz zu bauen.

S-Bahnhof Zehlendorf, Bahnsteig B

5Gartenlokal Fürstenhof

Das Gartenlokal Fürstenhof (6,2 km; Teltower Damm 36) ist ein dörfliches Wohngebäude mit Gaststätte seit 1840. Das Gebäude ist denkmalgeschützt, der Architekt unbekannt. Um 1906 war die private Gastwirtschaft dann Eigentum der selbständigen Gemeinde Zehlendorf gekommen. Diese verbot dem Pächter sein Lokal für sozialdemokratische oder gewerkschaftliche Versammlungen zur Verfügung zu stellen. Eine Petition von SPD und Gewerkschaften an die Gemeinde scheiterte, weshalb diese – auch durch das Parteiorgan „Vorwärts“ nicht nur zum Boykott, sondern auf Mitglieder aufforderte, andere vom Besuch der Gastwirtschaft abzuhalten.

Gartenlokal Fürstenhof 1944
Ein blick ins Innere von 1944.

Seit 1998 hat ein Block House Steak-Restaurant Einzug erhalten.
So–Do 12:00–22:00, Fr/Sa 12:00–23:00. +49 30 / 80 90 39 16 block-house.de

Gartenlokal Fürstenhof heute
Seit vielen Jahren ist das frühere Gartenlokal Fürstenhof am Bahnhof Zehlendorf nun ein Block House Steak Restaurant.

Der Wirt klagte und erhielt durch Berliner Richter recht, wonach das Reichsgericht in Leipzig das Urteil aufhob: Zwar sah es die direkte, physische Behinderung des Zugangs von Gästen als unzulässig an, befand aber weder die Berichterstattung des „Vorwärts“ anstössig und noch den Boykott als unzulässig, da es ungerecht sei, dass Sozialdemokraten zwar dort ein Bier trinken, sich aber nicht wie andere Parteien versammeln dürften. Die Leipziger erklärten auch den Wirt nicht zum unschuldigen Dritten, da er dem Verbot von SPD und Gewerkschaften seitens der Gemeinde zugestimmt habe. Kurzum: Die Rechtssprechung der Zeit sah es als legitim an, dass sich die Arbeiterklasse auch mit polemischen Schriften und sichtbaren Auftreten ihren Platz erkämpfen dürfe.


6Postwechselstation

Das Eckgebäude gleich neben dem Fürstenhof diente als Postwechselstation (Teltower Damm 38). Fritz Schirmer hatte es 1883 entworfen. Das heisst, hier wurden zu Postkutschenzeit die Pferde versorgt, während die Kutscher in der Gaststätte nebenan ihren Durst löschten.

Postwechselstation Zehlendorf

Realgymnasium Zehlendorf, heute Schadow-Gymnasium

7 Oberrealschule Zehlendorf


Pauluskirche Zehelndorf

Im unbeschädigten Pfarrhaus gründete sich am 7. Mai 1945 die Landeskirche Berlin-Brandenburg. Und während der ursprüngliche Innenraum einst Bewunderung hervorrief, wurde  unter dem Vorwand technischer Neuerungen im Rahmen der Sanierung die Taufkapelle abgerissen, der Putz und die Malereien abgeschlagen sowie Kanzel und Altar entsorgt, bevor neue Chorfenster eingesetzt, Akustikplatten aufgesetzt und ein steinerner Altartisch sowie Taufbecken hinzugefügt wurde, so dass sie 1959 erneut eingeweiht werden konnte. Davor erhielt sie zudem drei neue Glocken (Franz Schilling (1948) sowie Petit & Gebr. Edelbrock (1960)). Ihre Walcker-Orgel wurde schließlich 1969 eingebaut. Da diese jedoch 2005 versagte und infolgedessen verkauft wurde, konnten 2013 zwei Orgeln eingeweiht (Karl Schuke und Rowan West)werden. Eine erneute Sanierung der Kirche erfolgt 1989 nach Plänen des Architekten Hardy Träger.

8Pauluskirche

Die evangelische Paulus-Kirche (Kirchstr. 6) ist ein Sakralbau in märkischer Backsteingotik mit asymmetrischen Grundriss. Aufgrund der zu kleinen Dorfkirche – bei 1.100 Einwohnern bot sie nur Platz für 300 (1886) – wurde schon lange debattiert als die Gemeinde 1894 ein Baugrundstück für einen Neubau geschenkt bekam. Bei dem anschließenden Wettbewerb evangelischer Architekten gewann Hubert Stier, Sohn des Stararchtiekten und Gründungsvater der bis heute existierenden Studentenverbindung Akademischen Vereins Motiv, Wilhelm Stier (1700–1856). Nach zwei Jahren Bauzeit konnte der Sakralbau 1905 eingeweiht werden. Mit dazu gehört das Pfarrhaus in demselben Stil. Der Kirchturm mit oktagonalem Zeltdach ist seitlich vorgelegt; das Kirchenschiff ist ungleich breite Seitenschiffe. Wie fast alle Kirchen musste sie ihre Glocken für den Ersten Weltkrieg opfern; konnte jedoch 1924 bereits neue anschaffen. Im Zweiten Weltkrieg mußte die Kirche erneut ihre Glocken hergeben, wurde zudem beschädigt und nur notdürftig repariert.

Paulskirche Zehlendorf

Gottesdienst So 10:00. paulusgemeinde-zehlendorf.de


9Rathaus Zehlendorf

Das Rathaus Zehlendorf (Kirchstr. 1/3)entstand 1926–29 nach den Plänen des selbständigen Berliner Architekten  Eduard Jobst Siedler und Otto Bongartz. Vier weitere Bauteile gesellten sich im Laufe der Zeit dem ursprünglichen Hauptgebäude  hinzu.  Im Rathaus ist neben dem Bürgermeister auch die Bezirksverordnetenversammlung und diverse Behörden untergebracht. Übrigens wurde Abgeordnetensaal die Gerichtsszene des Hollywood-Films „Der Vorleser „ mit Kate Winslet gedreht. Sie selbst können übrigens dort auch Räume für Veranstaltungen mieten. Öffnungszeiten Mo–Fr 09:00–18:00. 

Rathaus Zehlendorf
Das Rathaus am frühen Morgen ohne Verkehr.

Die Brunnenskulptur vor dem Rathaus (Kirchstraße 1/3)in Zehlendorf gestaltete die aus Backnang bei Stuttgart stammende Künstlerin  Ursula Sah (*1935). Sag war nach dem Studium der Bildhauerei in Stuttgart eine Meisterschülern der Bildenden Künste in Berlin. Nach Gastprofessuren in Berlin, und Professuren in Braunschweig und Dresden, ließ sie sich, sobald in 2000 emeritiert, in Radebeul nieder, bevor sie 2013 nach Berlin zurückkam. Anstatt Verrat an der Freiheit der Kunst, sah sie die Einflussnahme auf den öffentlichen Raum durch städtische Auftragsarbeiten eher als Erfüllung: „„Mich begeistert es, zu fragen, was einem Ort fehlt, wie man ihn verbessern, wie man ihn für die Menschen angenehmer gestalten kann. Das architektonische Moment fasziniert mich, ich glaube, darin bin ich auch wirklich gut.“

Rathaus Zehlendorf

10Gemeindehaus der ev. Paulsgemeinde

Gemeindehaus der evangelisch Paulusgemeinde

Zehlendorfer Eiche

11Zehlendorfer Eiche

Die Zehlendorfer Eiche (Clayallee 355), direkt vor dem Alten Schulhaus, die der Bushaltestelle den Namen gab, stammt von 1871. Am 2. September wurde sie gepflanzt, um an die Schlacht bei Sedan ein Jahr zuvor und die Gründung des Deutsches Reiches zu erinnern. Das Eiserne Kreuz daran trägt die Inschrift“ 2.9. / Friedenseiche / 1871“.

Tafel an der Friedenseiche

12Dorfkirche Zehlendorf 

Dorfkirche Zehlendorf

Die Dorfkirche Zehlendorf ersetzte, wie oben erwähnt, eine Feldsteinkirche von 1264, die den Siebenjährigen Krieg nicht überlebt hatte. Zuvor noch hatte dort 1732 Friedrich Wilhelm I. Exilanten aus Salzburg mit den Worten begrüßt: „Mir neue Söhne – Euch ein mildes Vaterlande“. So milde erwies sich Brandenburg jedoch dann nicht, schließlich wurde es wie auch anderswo geplündert und gebrandschatzt. Immerhin finanzierte sein Sohn Friedrich II. denn Neubau, u.a. wohl auch deshalb, weil ihn dieser „Schandfleck“ der zerstörten Kirche bei Wechsel der Pferde von Berlin nach Potsdam störte.  Beim Bau wurden offenbar auch Feldsteine des Vorgängerbaus verwendet, die im Zweiten Weltkrieg zum Vorschein kamen, als der Außenputz abfiel. Warum die ungewöhnliche Form eines Achtecks gewählt wurde, ist unklar.

Dorfkirche Zehlendorf

Ein Zentralturm auf dem zeltförmigen, achtseitigen Dach musste bereits 1788 wieder abgebaut  werden, da die Schwingungen der beiden Glocken nicht standhielt. Die eine Glocke aus dem frühen 13. Jahrhundert erklingt seit 1912 in der Johahnneskirche am Schalchtensee; die andere stammt aus dem Jahr 1270 . Seit Einweihung der Paulskirche 1905 (s.u.) werden keine Gottesdienste mehr abgehalten. Bis zur Fertigstellung eines Gemeindehauses bei der Paulus-Kirche nutzten die Mitglieder die Dorfkirche. Dazu wurde sie umgebaut und Orgel wie Kanzelaltar wurde der Gemeinde Züllichau übereignet. Hingegen erhielt die Dorfkirche die Orgel aus der Berliner Dreifalitgkeitskirche aus dem Jahr 1991, von der Berliner Klosterkirche zwei Altarflügel von 1480 und von der Heilig-Geist-Kapelle die Tafelbilder aus den jähren 1577 bis 1646. Insofern ist die Dorfkirche nun besser ausgestattet als je zuvor


Heimatmuseum Zehlendorf
Das Heimatmuseum in zentraler Lage und direkt hinter der Friedenseiche und neben der Dorfkirche.

13Heimatmuseum

Das Heimatmuseum  betreibt der Heimatverein Zehlendorf e.V.  als Nachfolger des Ortsvereins von 1886. Es ist im Alten Schulhaus von 1828 untergebracht, das zusammen mit der Dorfkirche (s.o.) und der Friedenseiche (1871) den Historischen Winkel im Zentrum Zehlendorfs bildet. Im Erdgeschoss sind die Ausstellungsräume Besuchern zugänglich. Das ist beispielsweise eGehrock und Zylinder des „Eisernen Gustavs“ zu sehen. Dieser Droschkenkutscher fuhr 1928 mit seinem Wallach Grasmus von Berlin nach Paris , um gegen den Niedergang seines Gewerbes zu protestieren und zur Völkerverständigung beizutragen. fahr  Im Obergeschoss sind Fotos, Aufzeichnungen und Bücher archiviert, wie beispielsweise die Dorfchronik von 1665.  Der Heimatverein publiziert zur Geschichte Zehlendorfs. Insgesamt 15 Mitarbeiter betreiben ehrenamtlich das Museum.

Mehr auf der Website: heimatmuseum-zehlendorf.de


14Herz-Jesu-Kirche

Die Herz-Jesu-Kirche (Riemeisterstr. 2) und das Pfarrhaus, beide im neogotischen Stil, wünschten sich schon vor der dem Bau 1905 eintausend katholische Christen im evangelischen Zehlendorf. Dazu gründete der Katholische Gesellenverein von 1850 einen Kirchenbauverein. Architekt Christoph Hehl verlieh diesen Wünschen zeichnerischen Ausdruck.  Das Grundstück stellte ihnen die Terraingesellschaft Zehlendorf-Grunewald kostenlos zur Verfügung. Zwischenzeitlich behalfen sie sich mit dem Tanzsaal des Gasthauses Fürstenhof und auch der der Lagerhalle eines Kaufmanns. Schließlich konnte der Sakralbau 1908 eingeweiht werden. Zudem konnte die 1908 von Steglitz abgetrennte Herz-Jesu-Gemeinde von 1910 als selbständige Kuratie ausgegliedert werden und wurde 1920 zur Pfarrei erhoben.

Der verblendete Mauerwerksbau mit quadratischem Grundriss wölbt sich in Kreuzrippen über einen Zentralpfeiler. Strebepfeiler an den Längsseiten schaffen zusätzliche Nische. Ein polygonaler Hauptchor und zwei Nebenchöre schließen es ab. Dort verbindet eine  Sakristei Kirche und Gemeindehaus. Über der offenen Vorhalle der Kirche mit zwei Türen zum Kircheninneren und einer zur Turmhalle ist die Orgelempore. Am Zentralpfeiler sind vier Bronzestatuen des Bildhauers Josef Limburg angebracht. Die 2,20 m hohen Skulpturen stellen Maria, Josef und zwei musizierende Engel dar. Den Taufstein in einer Nische der Taufkapelle deckt eine kupferne Haube von Johannes des Täufers ab. Die nächste Nische beherbergt Beichtstühle.

Die Marienkapelle ist neben der Kanzelsäule untergebracht. Ihre Altarretabel hat der Bildschnitzer Ferdinand Langender gearbeitet. Als Gegenstück findet sich rechts vom Hauptchor die Josefskapelle mit einer geschnitzten Christusstatue auf dem Altar. Daneben steht die Kopie einer Ikone der Gottesmutter, dessen Original in Rom ist. Ein weiterer Beichtstuhl schließt daran an und die letzte Nische fungiert als Gedenkkapelle mit Kerzen für Verstorbene. Drei Bronzereliefs von Carl Kühn zieren die Kanzel und zeigen mit Silas (Mitarbeiter von Paulus), Paulus und einem knienden Gefängniswärter.

Unterhalb der Apsis hängen seit 1998 wieder die ursprünglichen Wandteppiche, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil entfernt worden waren und die seitdem im Dach des Pfarrhauses als Dämmmaterial gedient hatten.

Von den drei ursprüngliche Glocken von 1908 aus der Gießerei Otto waren im Ersten Weltkrieg zwei eingeschmolzen worden. Dem Ersatz durch zwei Glocken 1924 derselben Gießerei erging es in WK II genauso. Ein Neuguss von zwei weiteren 1958 komplementierte die verbliebene , so dass wieder Herz Jesu, Marie und Joseph ihren eigenen Klangkörper haben. Die Orgel von 1911 wurde 1973 durch ein Exemplar der Firma Detlef Kleuker aus Brakcwede ersetzt.

Heilige Messe So 10:30 (und an weiteren Tagen)  herzjesuberlin.de

Herz-Jesu-Kirche

15 Friedhof Zehlendorf

Ein gesonderter Friedhof Zehlendorf (Onkel-Tom-Straße 30) wurde 1871 notwendig, nachdem der Kirchhof um die Dorfkirche (s.o.) keinen Platz mehr aufwies. Und selbst dann mußte 1905/06 sowie 1910 nach Plänen von Emil Schubert und ein drittes Mal 1925 unter Leitung von Max Dietrich das Areal erweitert werden. Die massive Kapelle von 1899 mit Leichenhalle stammt von einem unbekannten Architekten. Hingegen wissen wir, dass Erich Schwiertz die Feierhalle in der nördlichen Erweiterung 1930/31 entwarf, als zudem ein neuer Haupteingang geschaffen wurde.

Ebenfalls dort ist eine Kriegsgräberstätte mit 600 Opfern von Kreis und Gewaltherrschaft angelegt, während die 50 Opfer des Ersten Weltkrieges südlich der Feierhalle ruhen. Auf dem Friedhof sind unter anderem der Schauspieler Götz George sowie sein Vater Heinrich George (mit einem Mahnmal für die seebestattete Mutter), die Bildhauerin Marg Moll und Maler Oskar Moll, der Verleger Julius Springer, die Frauenrechtlerin Agnes von Zahn-Harnack und viele weitere bekannte Persönlichkeiten bestattet. 


16 Versuchssiedlung Am Fitschtalgrund

Die Versuchssiedlung Am Fischtalgrund (zwischen Onkel Toms hatte und Fischtalpark) steht im starken Kontrast zur Siedlung Onkel Toms Hütte; denn diese ist und war mit ihrer Modernität, Sachlichkeit, aber auch Buntheit sowie Pultdächern den Konservativen und Traditionalisten ihrer Zeit und ggf. heutiger Zeit der Zeit ein Dorn im Auge. Demnach gab die Gemeinnützige AG für Angestellten-Heimstätten (GAGFAH), die der Zentrumspartei nahestand, Ende der 1920er ihr eigenes Projekt in Auftrag: Heimatstil mit traditionellen Satteldächern.

Diese Kontrastierung der beiden Siedlungen geht als „Zehlendorfer Dächerkrieg“ in die Architekturgeschichte ein. Und auch Adolf Hitler und Albert Speer pflichteten den Traditionalisten bei und nannten das Gehag-Areal „Papageiensiedlung“. Die Gehag-Architekten, als „Kulturbolschwisten“ diffamiert, emigrierten. Die GAGFAH-ließ die 75 Eigenheime und 40 Wohnungen der Versuchssiedlung  in der Zeit vom 1. September bis 31. Oktober 1928 errichten. Als Koordinator der Architektengruppe fungierte Heinrich Tessenow. Ziel war es, die „kulturellen Bedürfnissen des Mittelstandes“ zu wahren und Zins- wie Mietbelastung niedrig zu halten. Im Klartext bedeutete dies limitierte Quadratmeterzahl und für eine kinderarme Familie wurde eine Zweizimmer-Wohnung als ausreichend angesehen, für kinderreiche eine Dreizimmer-Wohnung.


17 U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte

Der U-Bahnhof Onkel Toms Hütte (Onkel-Tom-Strasse) entstand im Zuge der Bebauung  der gleichnamigen Siedlung (s.u.) und nachdem der preußische Staat seinen Streckenteil kostenlos und schuldfrei an Berlin abzugeben bereit war und die Entwicklungsgesellschaft zudem unentgeltlich Land abgab, setzte Berlin die U-Bahnlinie 3 fort. Alfred Grenander entwarf den Bahnhof 1929 und Otto Rudolf Salvisberg ergänzte die Ladenpassagen 1931/32 – eine Neuheit zu ihrer  Zeit.

Im Jahr 2000 wurde die Station saniert und 2014 wurde denkmalgerecht eine Fahrstuhl eingebaut, um den U-Bahnhof barrierefrei zu gestalten. Ebenso wie die Siedlung wurde die Station nach dem nahgelegenen Ausflugslokal benannt (s.u.), das 1884 gebaut, allerdings 1978 abgerissen wurde.  Dieses Wirtshaus Riemeister bzw. genauer gesagt die Witterungshütten im Biergarten hießen im Volksmund bereits „Onkel Toms Hütten“ und Inhaber Thomas Riemeister mochte zudem den Roman von Harriet Beecher Stowes aus dem Jahr 1852 und übernahm deswegen offenbar gern die Fremdbenennung.

Dennoch fühlen sich Menschen heute wie der gebürtigen Berliner Profi-Basketballer mit afrikanischen Wurzeln Moses Pölking beleidigt, da sie viel Rassismus erlebt haben und in Onkel Tom einen Sklaven sehen, der niemals aufbegehrt hat – einen Verräter der schwarzen Community. Dass die Autorin klar gegen Sklaverei Stellung bezogen hatte und es vermocht hatte, in ihren weissen Lesern eine Bewusstseinsänderung herbeizuführen, wird ignoriert. Stattdessen wird die unterwürfige Haltung der Hauptfigur und trotz Abolitionismus rassistische Stereotypen in dem Roman angeprangert und eine Umbenennung gefordert. Die Petition Pölkings hat mehr als 13.000 Unterschriften gesammelt – bislang allerdings ohne Ergebnis.


18
Onkel Tom Siedlung

Die Siedlung Onkel Toms Hütte beiderseits der gleichnamige U-Bahn-Station (Onkel-Tom-Straße 99) bzw. der Argentinische Allee ist einer wichtigsten der Weimarer Zeit – die Architektur gewann an Klarheit und Einfachheit in einer nie dagewesene Form im Siedlungsbau. Gleichzeitig schaffen Vor- und Rücksprünge sowie lebhafte, farbige  Fassaden eine große Differenziertheit.

Die Architekten Bruno Taut, Hugo Hering und Otto Rudolf Salvisburg bewiesen, dass Serienbau nicht monoton sein muss. Die Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft (Gehag) realisierte die Pläne 1926–32 auf dem lichten Kiefern- und Birkenwaldbestand, der weitestgehend bereits in der Planung berücksichtigt wurde, und schuf somit 1.100 Geschosswohnungen und 800 Einfamilienhäuser, Platz für ca. 15.000 Menschen. Benannt wurde sie nach dem nahegelegenen , 1885 gegründeten Ausflugslokal Onkel Toms Hütte (s.o.), dessen Namenswahl natürlich durch Harriet Beecher Stowes Roman inspiriert wurde. Seit 1995 steht die Siedlung unter Denkmalschutz. 


19
Emmaus-Kirche

Die Emmaus-Kirche (Onkel-Tom-Str. 80 – früher: Ernst-Moritz-Arndt-Kirche) ergänzt die Kapazität von Dorfkirche und Pauluskirche im Stadtteil Zehlendorf, aufgrund des enormen Zuzugs von Gemeindemitgliedern im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Die Kirchengemeinde kaufte dazu 1927 ein 4.800 qm großes Areal, auf dem erst eine Holzbaracke vorläufig als Gemeindesaal diente. Den Architekturwettbewerb 1930 für ausschließlich evangelische Architekten gewann Diez Brandl. Er orientiert sich an der Heimatschutzarchitektur und der Neuen Sachlichkeit.

Demnach ist das Gotteshais schlicht in seinen Formen; orangerote, märkische Ziegel verblenden das Mauerwerk, die Rechteckfenster sind einfach gehalten. Eine achteckige Laterne krönt den Glockenturm. Der Kirchenraum fasst 400 Personen. Empore und Decke aus Holz, wobei letztere bemalt ist. Ebenso ist der Altartisch hölzern mit zwei bronzenen Leuchtern versehen und die in die Rückwand eingeladene Kanzel. Hinter dem Altar dominiert ein zweieinhalb Meter großes Kruzifix. Die ursprünglichen Glocken wurden 1935 gleich schon wieder eingeschmolzen. Drei Klangkörper aus der Glockengießerei Schilling & Söhne aus Apolda hängen seit 1948, respektive 1958, wieder im Turm. Die Orgel stammt aus der Potsdamer Werkstatt von Alexander Schule.

Ein Gemeindehaus kam 1962 und kurz danach ein separates Jugendhaus mit Kindertagesstätte. Mit der Namensnennung nach dem demokratisch ausgerichteten Schriftsteller und Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, Ernst Moritz Arndt (1769–1860), gab die Gemeinde zum Zeitpunkt der Einweihung ein klares Votum gegen den Nationalsozialismus ab. Allerdings wurden der Gemeinde nun auch militant-nationalistische und anti-semitische Äußerungen des Politikers Arndt bekannt, so dass sie sich nach 2019 in Emmaus-Gemeinde umbenannte. Bis 1949 gehörte die Kirchengemeinde zu Zehlendorf, bevor sie selbständig wurde.

Gottesdienst So 10:00. ema-gemeinde.de


21Waldsiedlung Krumme Lanke


22Abhörstation des Luftfahrtminsiteriums


23Schlachtensee


24U-Bahnhof Krumme Lanke

Der U-Bahnhof Krumme Lanke errichtete die Stadt Berlin im Zug der Bebauung von Dahlem und Zehlendorf zusammen mit den Stationen Oskar-Helen-Heim und Onkel-Toms-Hütte im Jahr 1929 (s.dort). Auch diese Station – eine von 70 in Berlin – entwarf der schwedische Angestellte der Berliner Hochbahngesellschaft Alfred Grenander.

Im Jahre 1988 wurde sie abgerissen, da der Stahlbeton praktisch komplett erneuert werden musste,  und nach Originalplänen wieder aufgebaut. Zudem wurde 2009 der bislang namenlose Vorplatz und Park auf Afred-Grenander-Park getauft. Der Umbau des Platzes erfolgte nach der Vorstellung der Künstlerin Simone Eising, die ihr Konzept 2008 vorgestellt hatte. Benannt ist die Haltestelle nach dem ca. ein Kilometer entfernten See, einer der Grunewaldkettenseen aus der Eiszeit. Er ist bis zu 6,60 m tief und ca. 1.100 m lang. Als Badesee ist er sehr beliebt, auch aufgrund der vielen kleine Buchten. Zudem stößt der breite Weg um den See auf viel Zustimmung bei Joggern und Spaziergängern. 

 


25Krankenhaus Waldfriede


26Zinnowald-Grundschule


27Zinnowald-Siedlung


 

28 Haus am Waldsee

Das Haus am Waldsee (Argentinische Allee 30) gab der Unternehmer Hermann Knobloch in Auftrag. Architekt Max Werner setzte die Wünsche seines Kunden nach einer Villa im englischen Landhausstil um. Dazu gehörten der Zeit und dem Einkommen entsprechend eine private Tankstelle, ein Boots- sowie Gewächshaus, ein Schweine- und Hühnerstall, um nicht die Angestelltenwohnungen zu vergessen. Der eigenen Versorgung diente die Streuobstwiese und Fische gab es aus dem Waldsee. Diesen hatte die Landentwicklungsgesellschaft Zehlendorf-West nach 1904 ausbaggern lassen, um den Grundwasserspiegel der zu bebauenden Grundstücke abzusenken, da sich hier zuvor ein Fenn, also eine sumpfige Niederung, befand. Bei einer Länge von 530 m und Größe von 2,5 ha schafft das Gewässer eine idyllische Atmosphäre mitten im städtischen Villenviertel. Durch eine finanzielle Schieflache musste Knobloch jedoch s1926 ein Idyll verlassen, das Haus verkaufen. Der jüdische Textilunternnehmer („Knobloch & Rosemann Herrenbekleidung, Gummimäntel, Fabrikation von Webwaren, Großhandel“) und seine Familie zogen von dort nach Charlottenburg und konnten Anfang der 1930er den Nazis nach Uruguay entkommen.

Nach mehreren Besitzern kaufte es die Villa die Allgemeine Film-Treuhand (AFT) der UFA und machte es zur Dienstwohnung de Generalsekretärs der Internationalen Filmkammer und stv. Präsidenten der Reichsfilmkammer Karl Melzer. Nach Kriegsende war Melzer untergetaucht und die Villa verwaist. Russische Soldaten besetzten das Haus  und Leo Borchard konnte dort die Berliner Philharmoniker sammeln und Konzerte geben. Als dieser Teil Berlins dann im Sommer 1945 dem amerikanischen Sektor zugeschlagen wurde, diente es mit Konzerten und Theaterstücken dem Kunstbetrieb.

Eine kleine Delegation um Gustav Gründgens, Marianne Hoppe und Ilse Werner sprachen bei der Stadtkommandantur vor, um aus dem Anwesen ein Kulturhaus zu machen. Die Idee fand Anklang und bereits im Januar 1946 konnte der Künstler Ewald Vetter eine Ausstellung von Käthe Kollwitz kuratieren. Weitere Ausstellungen  von den Nazis verfemte Künstler folgten gemäß dem Programm, das der Schriftsteller und Musikwissenschaftler Kar Ludwig Kitsch, der als erster Leiter des Hauses fungierte. Das fand in der harten Nachkriegszeit Beachtung: „Mit welchem Mut die Extremen trotz wirtschaftlicher Not bei der Sache bleiben (…) Der Kopf in Marmor von Hartung, die Drahtfigur von Uhlmann und die große Gewandfigur von Heiliger sind Leistungen, mit denen wir uns überall, auch im Ausland, sehen lassen können…“, schrieb der Kunsthistoriker Will Grohmann 1949 im Tagesspiegel. Finanziert hat Haus und Ausstellungen erst der Bezirk Zehlendorf, dann der Finanzsenator von Berlin und schließlich ab 1985 ein privater Trägerverein mit staatlichen Zuschüssen.

In die Jahre gekommen, wurde das Haus 2017/18 saniert und auch der Skulpturenpark 2022 denkmalgerecht umgestaltet. Seit Juni 2022  leitet die Kunsthistorikerin Anna Gritz das Haus am Waldsee. Neben den einzigartigen Ausstellungen und der einmaligen Atmosphäre lädt auch das Café im Haus am Waldsee zum längeren Verweilen ein.

Di–So 11:00–18:00. hausamwaldsee.de


29Letztes Todesopfer der Deutschen Teilung

Dem letzten Todesopfer der Teilung, Winfried Freudenberg (1956–1989), ist eine Gedenktafel (Erdmann-Graeser-Weg Ecke Goethestr. ) gewidmet. Der Elektroingenieur hatte sich zusammen mit seiner Frau Sabine einen Ballon aus Polyethylenfolien gebastelt, den sie in der Nacht vom 7. auf 8. März an der Gas-Reglerstation in der Ost-Berliner Schäferstege mit Gas befüllten. Dazu hatte er eigens eine Arbeit in dem VEB Energiekombinat angenommen. Ein Passant beobachtete jedoch die beiden und verständigte die Volkspolizei. Als diese um 02:00 anrückte, war der Ballon noch nicht voll und hätte keine zwei Personen tragen können. Demnach floh seine Frau zu Fuß, wurde jedoch an ihrer Wohnung verhaftet. Hingegen kappte der 33jährige die Leinen und flog bei zuvor berechneten Wind nach West-Berlin.

Die Vopo verzichtete wegen Explosionsgefahr auf den Einsatz ihrer Schusswaffen. Allerdings verfügte der Ballon über keine Ventile zum kontrollierten Ablassen von Gas und trotz nicht vollständiger Befüllung fehlte das Gewicht seiner Frau, so dass er stundenlang über Berlin schwebte. Eine Rekonstruktion der Ereignisse ergab, dass der nur leicht bekleidete Flüchtling bis 2.000 m bei Temperaturen von –6° aufgestiegen sein muss. Vermutlich leitete er einen übereilten Abstieg ein, der dann zum Todessturz führte.

Die Autorin und Künstlerin Caroline Labusch hat die Geschichte für ihr Buch „Ich hatte gehofft, wir können fliegen“ nachrecherchiert. 


Mexikoplatz

30 Mexikoplatz


31 Heimathaus des Evangelischen Diakonievereins

Das Heimathaus des Evangelischen Diakonievereins (Glockenstraße 8)  ist dem künstlerischen Esprit der Architekten Oskar und Johannes Grothe und dem Geist der Diakonissinnen zu verdanken. Bereits 1894 gründeten Vertreterinnen de rdeutschen Frauenbewegung und der evangelische Theologie Friedrich Zimmer (1855–1919) den „Verein zur Sicherstellung von Dienstleistungen der evangelischen Diakonie“. Ziel war eine eigene Ausbildungsstätte zur Berufsausbildung von Frauen. Im Ersten Weltkrieg versorgten die Schwestern Verwundet in den Lazaretten. Das denkmalgeschützte Gebäude dient seit Fertigstellung 1928  als Zentral des Evangelischen Diakonievereines und als Begegnungsstätte der Schwesternschaft Im Jahre 1933 wurde auch die Diakonissinnen gleichgeschaltet und ihre Verein in die Reichsfachschaft deutscher Schwestern eingegliedert. Im Krieg verliert der Verein 91 Mitglieder durch Kriegsereignisse. Zudem werden die Schwestern auch aus Danzig, Stettin und Schlesien vertrieben. Eine Zweigstelle richten sie 1945 in Göttingen ein, die nach der Wiedervereinigung aufgelöst wird. In der DDR verliert der Verein die Diakonieseminare in den Krankenhäusern der DDR. Im Jahre 2014 wurde das Heimathaus umgebaut und renoviert und Sie können Zimmer und Tagungsräume mieten. . +49 30 / 80 99 70-0. diakonieverein.de

Ebenso befindet sich das Van-Delden-Haus (Glockenstraße 8) auf dem Gelände des Diakonievereins und ebenso entwarfen es Oskar und Johannes Grothe, allerdings schon 1908/09. Benannt ist es nach Vereinsmitglied und  Diakonieschwester Anna Margarete van Delden (1858–1938), die als erste Oberin am Städtischen Krankenhaus in Wuppertal-Elberfeld das erste Diakonieseminar eröffnete. Modern renoviert wird die Villa als Diakonisches Bildungszentrum (DBZ) 2003 eingeweiht und bietet 16 Zimmer und Tagungsräume an.  diakonieverein.de


32 Gaststätte zur Sonne

Die Gaststätte Zur Sonne (Onkel-Tom-Straße 2/4) ist ein Wohnhaus mit Gaststätte und Stall aus dem Jahr 1888 integriert. Heute ist ein Cocktail-Lounge-Bar namens Buffalo eingezogen.


33Brauerei


34Bahnhof Zehlendorf-Süd

Der Bahnhof Zehlendorf Süd (Clauerstr.) war der erste Bahnhofsneubau der Deutschen Reichsbahn (der DDR) in West-Berlin seit 1946 und der einzige, in Eigenregie gebaute S-Bahnhof. Wohl auf Betreiben des Leiters der Justizvollzugsanstalt Düppel (seit 1953) und zugleich auf Erschließung von neuen Kunden eines Neubaugebietes begann die Reichsbahn den Bau eines Haltepunktes nach DDR-Recht, schließlich hatte sie die Hoheitsrechte auf den Gleisen. Die Alliierte Kommandantur bestand hingegen darauf, dass beschlagnahmtes Reichsvermögen der alliierten Kontrolle unterstehe und damit zur Planfeststellung das Reichsbahngesetz von 1939 vorgesehen sei. Als Lösung übernahm eine West-Berliner Senatsdienststelle stellvertretend für die Reichsbahn das Planfeststellungsverfahren und 1972 konnten die Bauarbeiten fortgeführt werden. Im Dezember 1972 konnte der Haltepunkt eröffnet werden, wobei der 70 m lange Seitenbahnsteig nur für Halbzüge geeignet war. Durch den Eisenbahnerstreik 1980 (s. S-Bahnhof Zehlendorf) verkehrten keine Züge mehr zwischen Zehlendorf und dem S-Bahnhof Düppel (s.u.). Die Stationen Zehlendorf Süd und Düppel wurden seitdem nicht wieder eröffnet.


Zehlendorf Gartenstadt

35Gartenstadt Zehlendorf