Südost:
Blankenfelde-Mahlow

Eine kleine Radtour in die südöstliche gelegenen Gemeinden : Dorfkirchen, Schmiede, Schäfer, aber auch eine unbekannte Wirkungsstätte des Repressionssystems des Nazi-Regimes.

Genau die richtige Radentfernung

Dorfkirchen und Dorfleben

Am Berliner Stadtrand

Eine andere Gangart, nicht nur beim Fahrrad: Der Besuch der Dörfer im Süden Berlins hilft beim Entschleunigen. Selbst eine Gräuelstätte des Dritten Reiches bedarf der Zeit und Muße, sich diese zu erwandern und zu besinnen: Das Ausländerkrankenhaus Mahlow.

Karte Sehenswürdigkeiten Blankenfelde-Mahlow
Eine andere Welt als die Großstadt – schnell per Fahrrad zu erreichen.

Die beiden Dörfer Maslow und Blankenfelde wurden 1950 zusammengelegt. Mit der Gebietsreform  1993 kamen die zuvor zu Zossen (Bezirk Potsdam) gehörenden Orte zum Kreis Teltow-Fläming. Die amtsfreie Gemeinde Blankenfelde-Mahlow entstand 2006 durch den Zusammenschluss mit den zuvor selbständigen Gemeinden Dahlewitz, Groß Kienitz und Jühnsdorf.


Mahlow

Vom Dorf Mahlow (11,3 km von Ihrer Unterkunft) hören wir erstmals 1287 als dessen Besitzer, die Familie Fahrland, es an das Benediktinerkloster Spandau gibt. Dennoch lesen wir im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen privaten Besitzverhältnissen und Abgabepflichten des Dorfes. Den Dreißigjährigen Krieg überleben lediglich vier Bauern mit einem Stiefsohn und zwei Knechten. Doch schien es sich zu erholen und ab 1704 wurde sogar ein Vorwerk Mahlow gegründet und eine Windmühle mahlte das Korn der Bauern. Zwar wuchs und gedeiht das Dorf in bescheidenem Maße, doch mit dem 1875 eröffneten Bahnhof und damit Anschluß an die Bahnstrecke Berlin-Dresden entwickelte es sich schnell zu einer Berliner Stadtrandsiedlung. So stieg beispielsweise die Zahl der Häuser von 48 im Jahr 1900 auf 170 im Jahr 1931. Und eine aufgegebene Tongrube, die sich mit Wasser gefüllt hatte, wurde gar als Seebad für die Berliner verpachtet. Mehrere Siedlungen entstanden (Devaheim-Siedlung, Kolonie Nordost, Ulrichsheide und Waldblick mit Heimgarten). Siedlungen und Dorfe übergaben die verbliebenen Bewohner im April 1945 kampflos an die Rote Armee. Die DDR enteignete natürlich die Bauern und verteilte das Land auf über Hundert Alt- und Neubauern neu. Da dies nicht besondern produktiv war, gründeten sie eine LPG Typ III. Vom Abriss des Gutshauses konnten die Mahlower die Funktionäre abbringen, indem sie es als Berufsschule anrieten, was es bis 1960 auch war. Ab 1973 existierte der Volkseigene Betrieb (VEB) Holzbauelemente Zossen.

1Dorfkirche Mahlow

Die eingefriedete Dorfkirche (9,1 km von Ihrer Unterkunft; Mahlower Dorfstraße 14–15) aus Feldsteinen muss in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Vermutlich erweiterten Handwerker bei der Erneuerung 1755–58 den Chor der Saalkirche auf die Breite des Kirchenschiffs, fügten ein barockes Südportal sowie im Westen einen Kirchturm hinzu. Zudem wurden die zuvor spitzbogigen Fenster vergrößert, um sodann mit mehr Licht die Gesangbücher lesen zu können.

Im Inneren sind die Kassetten mit Bibelzitaten verziert. Über dem Kanzelkorb mit Volumen schwebt ein fünfseitiger Schalldeckel mit Strahlensonne und den Initialen FR (Fridericus Rex = König Friedrich I.). Die Orgel von Wilhelm Remier wurde 1887 montiert. Die Glocke von 1508 ist die älteste im Kreis Teltow, da sie dem Kriegsschicksal des Einschmelzens entging. Den Turm ließ die Gemeinde 1935 überholen.

Danach geschah nichts mehr zum Erhalt der Substanz, so dass 2003 gar die Decke einzustürzen drohte. Eine Sanierung inklusive der Orgel 2004 ermöglichte eine erneute Kirchweihe und 2009 wurde auf dem Grundstück zudem eine sanitäre Anlage installiert.

Gottesdienst: So 10:30–11:30. ev-kirchengemeinden-mahlow-und-glasow.de

Dorfkirche Mahlow
Holzturmaufbau und Wetterfahne der Dorfkirche

Ausländerkrankenhaus Mahlow, Stele zu Beginn des Rundgangs

2Gedenkort Ausländerkrankenhaus

Den Gedenkort Ausländerkrankenhaus (Ahornstraße) will die Gemeinde nach und nach als Erinnerungs- und Erfahrungsort gestalten. Das „Krankenhaus der Reichshauptstadt in Mahlow“ mit 848-Betten im Wald zwischen Mahlow und Blankenfelde sollte ab 1942 Zwangsarbeiter mit geringstem medizinischen Aufwand wieder arbeitsfähig machen. Mit 25 Baracken, zehn davon Krankenstationen, waren Abteilungen insbesondere für Tuberkulose, Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie etc. vertreten.

Nach alliierter Bombardierung 1943 konnte durch Instandsetzung bis 1944 wieder der Betrieb mit 700 Betten weiter gehen. Das Personal, von Arzt bis Pfleger, setzte sich ebenfalls zu einem guten Teil aus Zwangsarbeiter zusammen. Bis zur Befreiung durch die Rote Armee am 22. April 1945 kamen 1.494 Menschen, darunter auch Kinder, ums Leben.

Zunächst nutzten die Sowjets die Baracken weiter als Krankenhaus. Ab Herbst 1946 siedelten sich Gewerbebetriebe an und allmählich geriet das Ausländerkrankenhaus in Vergessenheit bzw. wurde aus dem Bewusstsein verdrängt. Erst in den 1980ern wurde die vormalige Existenz durch den Lokalhistoriker Frank Hummeltenberg wieder publik. Derzeit sind neun Stelen mit Informationen, Fotos, Zeitzeugenberichten auf dem 1,2 km langen Waldweg aufgestellt. 

gedenkort-mahlow.de


Blankenfelde

Das Dorf Blankenfelde (11,3 km) ist erstmals im Landbuch Karls IV: 1375 schriftlich erwähnt, wobei es älter sein muss, da die Kirche auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert wird. Das Angerdorf konnte zum Zeitpunkt seiner schriftlichen Existenz immerhin schon neben Bauern wie Kötter einen Krug und eine Mühle sowie eine Pfarrer aufweisen. Komplexe und wechselnde Besitzverhältnisse wie Patronatsrechte kennzeichnen den Geschichtsverlauf bis ins 20. Jahrhundert. Nach der Vereinigung von Rittergut und Dorf ersteigerte 1928 die Süd-Berlin Bodenaktiengesellschaft das Dorf, parzellierte es und verkaufte es in erster Linie an Berliner Siedler, aber auch an die Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten (GAGfAH), die in den 1930ern eine Siedlung baute. Auf Befehl 209 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 9. September 1947 wurde wie vielerorts das Gutshaus abgerissen, Grundbesitzer enteignet und das Land neu aufgeteilt. Aufgrund der unrentablen Zersplitterung schlossen sich Bauern 1953 zu einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Typ I zusammen, die kurz darauf in einen Typ III umgewandelt wurde. Die Gemeinde wurde dem Kreis Zossen im Bezirk Potsdam zugeschlagen. Der1956 gegründete Volkseigene Betrieb (VEB) Pharma Blankenfelde hatte alsbald 99 Mitarbeiter. Später kam dei VEB Elektrogeräte, die VEB Fliesenleger und Plattenbau Zossen und die VEB Wärmetechnik Zossen, die PGH Fernseh-Radio Berlin sowie Gartenbaubetriebe hinzu. Nach der Wende verlegte 1992 die Amtsverwaltung ihren Sitz nach Blankenfelde.

3Dorfkirche Blankenfelde

Die Dorfkirche Blankenfelde (Zossener Damm / Trebbiner Damm) stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wobei erst der rechteckige Chor gebaut wurde und dann im 14. Jahrhundert das Kirchenschiff folgte. Die Feldsteinkirche hat seit dem Barock neue, größere Fenster und einen Außenputz. Der Westturm folgte 1710. Ein Brand im Jahr 1740 vernichtete größte Teile der Kirchenausstattung und 1978 zerstörte ein erneuter Brand die ganze Kirche fast vollständig. Nur Kanzel, Fügte und Teile des Gestühls konnten gerettet werden. Auf den Wiederaufbau 1981 folgte der Orgeleinbau 1983 der Firma Alexander Schuke aus Potsdam. Im Turm schlägt eine Glocke aus dem 14. Jahrhundert sowie zwei neuere Bronzeglocken. Eine weitere Glocke erinnert auf dem Rasen innerhalb der steinernen Einfriedung stehend an den Brand von 1978.

Dorfkirche Blankenfelde
Dorfkirche Blankenfelde

Gottesdienst So 10:00. ev-kirche-blankenfelde.de


Alte Schmiede, Blankenfelde

4Dorfschmiede

Die Dorfschmiede (Blankenfelder Dorfstraße 14) stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1549. Der Schmied Werner Morhmann-Dressel hat die Werkstatt 1998 zu neuem Leben erweckt. Demnach können Sie ihm dienstags bis freitags von 10:00 bis 17:00 bei der Arbeit zusehen oder gar einen Workshop buchen. +49 30 / 6 91 83 50 oder +49 173 / 9 90 73 29. werners-esse.de


5Alte Aula

DieAlte Aula (Zossener Damm 2) errichteten die Blankenfelder 1948 ursprünglich als Gebäude der Karl-Liebknecht-Schule (ab 1950) aus den Materialien des abgerissenen Gutshauses. Von 1986 bis 1994 erhielt stattdessen ein Kindergarten Einzug. Nun ist es ein Festsaal mit Galerien, der Kunstsammlung des Kulturvereins Blankenfelde e.V. Sowie das Archiv zur Heimatgeschichte. Noch erhalten ist die ehemalige Toreinfahrt+49 3379 / 37 44 82 kulturverein-blankenfelde.de

Skulptur "Gärtnerbursche"
Alte Aula, Blankenfelde

Die Skulptur „Gärtnerbursche“ (Zossener Damm 2) hat Karl-Heinz Schamal (1929–2018) noch zu DDR-Zeiten geschaffen. Schamal, der auch an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee lehrte, arbeitete vor allem figürlich vor allem in Bronze und bisweilen Sandstein. Insofern ist die Plastik eine für ihn typische, handwerklich gekonnte Arbeit.


6St.-Nikolaus-Kirche

Die katholische St. Nikolaus-Kirche (Zossener Damm 39 / Jühnsdorfer Weg) weihte der später selig gesprochene Dompropst Bernhard Lichtenberg 1937 zu Ehren des Berliner Bischofs Nikolaus Bares (1871–1935) ein. Lichtenberg (1875–1943) war im nationalsozialistischen Deutschland für Juden eingetreten und hatte offen gegen die Euthanasie protestiert, wofür er verurteilt wurde und 1943 auf dem Weg in das KZ Dachau verstarb. Den Katholiken gilt er als Märtyrer, den Israelis als Gerechter unter den Völkern.

Für die vielen neuen, vor allem Berliner Siedler (s.o.) in Blankenfelde, darunter eben auch Katholiken, war eine eigene katholische Kirche geboten, da der weg nach Lichtenrade offenbar doch viel vom Gläubigen forderte. Der Berliner Diözesanbaurat Carl Kühn plante den Sakralbau mit Turm, der Gotteshaus mit Pfarrhaus verbindet. Bewusst gestaltete Kühn den Turm mittelalterlich und im Mittelteil mit Fachwerk, um einen Bezug zur Dorfkirche herzustellen. Ein Halbrelief des Heiligen Nikolaus ziert den die Fassade links des Eingangs, bei der Kunsthistoriker Konstantin Manthey den Berliner Bildhauer Josef Dorls (1869–1945) als Urheber vermutet, der sich vielen religiösen Themen widmete, sonst jedoch ziemlich unbekannt blieb. Ebenso ist es wahrscheinlich, dass das Altarkreuz (1937), das 2001 aufwändig restauriert wurde von Dorls stammt. Mit Sicherheit ist jedoch dieser aus dem Sauerland stammende Skulpturist für die bauzeitlichen, tönernen Kreuzwegtafeln (49×29 cm) verantwortlich, zumal die XIV. Station mit JD signiert ist. 

Das Jugendheim im Pfarrgarten schufen die Jugendlichen des Dorfes 1951  in Eigenarbeit. Den Umbau 1969 mit Vergrößerung des Altarraums (dann mit Parabelbogen statt Spitzbogen zum Chor), Anbau einer Sakristei und Verlegung des Eingang vom Turm zum Mittelgang sowie die Schaffung einer Orgelempore erledigte der damalige Pfarrer Erwin Zander, ein gelernter Mauer, selbst. Ebenso mit eigenen Händen gestalteten Gemeindemitglieder den Umbau des Jugendheimes und der Doppelgarage aus den 1960ern zum Gemeindehaus im Jahr 1996.

St.-Nikolaus, Blankenfelde
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St.-Nikolaus-Kirche, Blankenfelde

Als erster Seelsorger der Gemeinde diente Bernhard Kuckelmann, der mehrfach von der Gestapo verhört wurde, da er wahrscheinlich Gottesdienste mit polnischen Zwangsarbeitern feierte. Zu DDR-Zeiten wuchs die Gemeinde weiter aufgrund des Zuzugs von Flüchtlingen und Vertriebenen. Von 1947 bis 1991 übten zudem die Schwester der Heiligen Elisabeth ambulante Krankenpflege im Dorf aus. Im Jahr 2005 fusionierte die Gemeinde mit Ludwigsfelde und Trebbin.

Gottesdienste/Heilige Messe So 11:00. kath-kirche-blankenfelde.de


7 Gemeindehaus der Baptisten

Das Gemeindehaus der Baptistengemeinde (Waldstrasse 2) entstand 1970. Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) versammelte sich nachweislich schon 1937. Damals trafen sich die Neuansiedler – zumeist aus Berlin – in Privathäusern, sog. Stubenversammlungen. Schließlich gründet sich die Baptisten-Gemeinde Dahlewitz-Blankenfelde offiziell 1946 und die Zahl der Gemeindemitglieder stieg weiter. Allerdings waren ab 1948 Versammlungen in Privatwohnungen verboten. Demnach trafen sich die Gläubigen nun im Saal der Heimatmission. Dies und die Trennung von der Muttergemeinde in Berlin-Steglitz durch dei deutsche Teilung führte zu einem eigenen Versammlungsraum, der ab 1950 aus einer Baracke für 120 Personen bestand (Zossener Damm 30). Den Pachtvertrag kündigte die DDR-Verwaltung mit der Begründung Wohnungsbau. Die Baracke steht bis heute, doch die Gemeinde räumte bereitwillig, fand am Bahnhof das erwünschte Gelände und konnte 1969 das Gemeindehaus fertigstellen. Im Jahre 1971 wird die Gemeinde selbständig und nach der Wende einigen sich die Gemeinde Zehen und Lübben auf das Teilen eines gemeinsames Pastors. Gottesdienst So 10:00. baptisten-blankenfelde.de


Wohnhaus Bruno Taut
Wohnhaus Bruno Taut mit Informationsstele davor.

8Wohnhaus Bruno Taut

Das Wohnhaus Bruno Taut (Wiesenstr. 13) plante der Architekt und Stadtplaner Bruno Taut (1880–1938) selbst. Von 1920 an hatte er in Dahlewitz gelebt, wo er 1926/28 sein Wohnhaus errichten liess. Taut war ein Vertreter des Neuen Bauens, das er beispielsweise in der Hufeisensiedlung in Britz und Onke-Tom-Siedlung in Zehlendorf umsetzen konnte. Sein Haus in Dahlewitz im speziellen und den Wohnsitz Deutschland im allgemeinen musste Taut 1933 aufgrund der Nationalsozialisten aufgeben Für sie war der Sozialist ein „Kulturbolschewist“ und verlor demnach seine Professur sowie Mitgliedschaft an der Akademie der Künste. Wie viele Akademiker fand er in der Türkei eine neue Heimat, wo er letztlich auch verstarb.

Sein Dahlewitzer Haus beruht als Besonderheit auf einem Viertelkreis als Grundriss. Der Volksmund nannte es schlicht „Käseecke“. Die postulierten Prinzipien, wie Taut sie auch in seinem Buch „Ein Wohnhaus“ (1927) beschrieb, setzte er hier beispielhaft um: Beziehung zur Natur, Wirkung des Lichts, Funktionalität für den Menschen. Dabei ist das zur Straße schwarz, zum Garten weiß gestrichene Anwesen innen voller Farbe, die eine nicht zu erwartende Lebendigkeit vermittelt. Im Jahre 1962 kaufte Dozentin und Pianistin Hanna Dippner das runtergekommene Gebäude und versetzte es nach und nach in den Originalzustand. Als privates Wohnhaus kann es nicht besichtigt werden. 

Bruno Taut
Bruno Taut (1880–1938).

Bahnhof Blankenfelde

9Bahnhof Blankenfelde

Der Bahnhof Blankenfelde (12,9 km),vielfach geplant und erst 1950 auf unkonventionelle Weise entstanden, liegt an Strecke Berlin–Dresden. Zwar hatte Mahlow bereits einen Bahnhof; doch ließ die zunehmende Besiedelung ab 1928 einen Bahnhof in Blankenfelde opportun erscheinen. Bereits 1930 genehmigt, fehlten die finanziellen Mittel zur Umsetzung. Und auch die Planungen des nationalistischen Regimes für ihre Welthauptstadt Germania  sahen einen Haltepunkt vor, wurden jedoch aufgrund des Krieges nicht umgesetzt. Immerhin fuhr bereits ab 1940 die elektrische S-Bahn von Berlin durch Blankenfelde hindurch bis Rangsdorf.

Nach dem Krieg wurde das zweite Gleispaar als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgebaut. Dennoch befürwortete die Reichsbahn der DDR den Bau eines Bahnhofs, wobei die Gemeinde die Kosten inklusive der ersten fünf Betriebsjahre tragen sollte. Mit einem Zuschuss des Landkreises, Beteiligung von drei Mark pro Bürger plus Spenden sowie Erbringung von Arbeitsleistungen am Bau konnte der Bau beginnen. Fehlendes Material wurde vor allem durch Abbau des Mittelbahnsteigs Birkengrund Nord organisiert.

Durch den Mauerbau war der S-Bahnverkehr nördlich von Mahlow unterbrochen. Ab 1963 wurden Vorortzüge über einen Außenring nach Schönefeld geleitet. Erst nach der Wende konnte das West-Berliner S-Bahnnetz wieder mit Umland verbunden werden. Ab 1992 fährt die S-Bahnlinie 2 nun wieder von Lichtenrade über Mahlow nach Blankenfelde und zudem verkehrten dei Regional-Express-Linien RE5 und RE7 den Bahnhof im Stundentakt an.


Dahlewitz

Vom Dorf Dahlewitz, eine slawische Siedlung, die soviel wie Ansiedlung im Tal bedeutet, lesen wir erstmals 1305. Der Markgraf Herrmann übereignete das Patronatsrecht über die Kirche an das Benediktinerkloster in Spandau. Wechselnde Besitz- und Patronatsverhältnisse sowie sich oft ändernde Abgabepflichten charakterisieren den Verlauf des Dorfes bis ins 20. Jahrhundert. Dabei entwickelten sich Dorf und Rittergut immer weiter: Zu den Bauern und Kötter, der Schmiede, Krug und Windmühle Anfang des 19. Jahrhunderts kamen das Gasthaus „Lindenhof“ (1838), eine Schule (1840) und der Zülowkanal (1856/57) zum Transport von Torf hinzu. Außerdem verlief ab 1838 die Provinztal-Chaussee Berlin–Cottbus, später die Bundesstraße 96, durch Dahlewitz. Das Gemeindeleben gestaltete sich mit dem Aufwachsen bunter: Ein Sportverein gründete sich 1921, die Freiwillige Feuerwehr 1924 und zudem baute sich der berühmte Architekt Bruno Taut ein Haus, Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben 1943 diverse Gebäude. Zu DDR-Zeiten gründete sich natürlich eine LPG (Typ I) und zudem eine Maschinenausleihstation (MAS) auf dem Gutshof. Im Jahr 1985 wird die Polytechnische Oberschule Hans Marchwitza, benannt nach einem Arbeiterdichter und Kommunisten, etabliert. Dort wird ein Jahr später eine Sternwarte konstruiert. Im Jahr 1988 eröffnet eine Verkaufsstelle der Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) und das Gasthaus erhält ein Hotelkino. Nach der Wende entsteht ein Gewerbegebiet, in dem die BMW Rolls Royce GmbH der größte Investor ist. Nach vielen Sanierungen beging der Ort 2005 seine 700-Jahr-Feier in neuem Glanze. 

10Alte Schule

DieAlte Schule (Bahnhofstr. 1) nahm ab 1908 in zwei Klassenräumen 90 Kinder auf. Zudem integriert das Gebäude zwei Lehrerwohnungen und die Wohnung des Schuldieners. Mit zur Schule gehörten neben dem Schulhof auch ein Spiel- und Sportplatz und einen Hausgarten. Den Ziegelsteinbau nutzte die Polytechnische Oberschule von 1970 bis 1985. Ab 1988 wurde daraus dann ein Kindergarten und ab 1999 dann die Kindertagesstätte „Blausternchen“ nach entsprechender Renovierung und Anbau. 

Alte Schule Dahlewitz
Klassischer Backsteinbau, der auch heute noch funktional ist.

Dorfkirche Dahlewitz

Im Zweiten Weltkrieg wird das Bauwerk schwer beschädigt, das Dach gar zerstört. Immerhin schon 1948 konnte die Gemeinde den Wiederaufbau weitgehenabschließen, wobeiKanzel und Turmuhr weiterhin fehlen. Schließlich ließ die Gemeinde  1964 der Altarraum neu gestalten. Der Blankenfelder Künstler Kago Gottwald gestaltet 1975 neue Buntglasfenster für die Ostseite. Seit 1988 müssen Kirchgänger aufgrund der elektrischen Bankheizung nicht mehr frieren und können seit 1995 sanitäre Einrichtung in der Sakristei nutzen. Nach Abgaben von Orgelpfeifen im Ersten Weltkrieg (sowie einer Glocke) und Beschädigung im Zweiten konnte erst 1997 eine neu Orgel eingeweiht werden. 

11Dorfkirche Dahlewitz

Die Dorfkirche (Dahlewitzer Dorfstr. 33–34) von Dahlewitz soll aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen. Wie erwähnt war ihre Schenkung der Anlass der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes. Der Sakralbau mit den sorgfältig behauenen Feldsteinen ist als klassische Saalkirche konzipiert. Der Westturm muss im 15. Jahrhundert hinzugekommen sein. Im 17. Jahrhundert gestaltete die Gemeinde, auch dies ganz typisch, die Spitzbogenfenster zu barocken und größeren Formen um. Und auch das Dachgestühl muss aus dieser Zeit stammen, wie eine entsprechende Untersuchung des Holzes ergeben hat. Dann im Jahre 1861 kommt es zu einer Umgestaltung des Innenraumes inkl. eines neuen Altars, Kirchengestühl, Kanzel und Fügte. Schließlich erhält 1880 der Turm eine Uhr und ab 1933 werden die Glocken elektrisch betrieben.

Dorfkirche Dahlewitz

Das Kriegerdenkmal auf der Dorfaue stiftete die Ortsgruppe Dahlewitz des Landfrauenbundes Teltow für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Jahr 1925. Renoviert wurde es 1994, die schmiedeeiserne Begrenzung erneuert und zudem eine Gedenktafel für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft angebracht. 


12Wasserturm

Der Wasserturm auf dem Gutsgelände Dahlewitz ist Teil des ehemaligen Rittergutes Dahlewitz. Der Berliner Architekt Wilhelm Böckmann (1832–1902) hatte 1896 das Gut erworben und anschließend umfangreiche Umbauten initiiert, um ein modernes Mustergut mit elektrischem Betrieb umzusetzen. Dabei ließ er 1897 den Wasserturm errichten. In dem 30 m gemauerten Turm ruht Wasser in einem Stahlbehälter und versorgt somit mit genügend Druck alle Verbrauchsstellen. Das Wasser stammte aus einem Brunnen in der Gutsbrennerei.

Im Zweiten Weltkrieg entstanden durch nahe Bombenabwürfe Risse im Gemäuer und 1969 werden Dach Dachstuhl erneuert. Seit 1989 ist der Turm denkmalgeschützt und seit 2000 ziert er das Kommunalwappen der Gemeinde Dahlewitz als Wahrzeichen des Dorfes.

Wasserturm Dahlewitz

Jühnsdorf

Das Dorf Jühnsdorf (16,8 km von Ihrer Unterkunft) hat viele Varianten seiner Schreibweise gesehen. Bei der ersten urkundlichen Erwähnung 1372 wurde es als Gudenßdorff aufgeführt, aber auch Gudensdorp, Jodenstorff oder Göhnsdorf sind im Laufe der Zeit als Schreibweisen zu finden. Ebenso wechselten die Besitzer von Ort und Rittergut. Der Dreißigjährige Krieg traf die Siedlung offenbar nicht so hart wie das Umland, auch wenn natürlich einzelne Höfe jahrzehntelang unbesetzt blieben. Immerhin waren Schäferei, Weinberg und Windmühle in Funktion. Im Jahre 1823 erbte Friedrich Wilhelm von dem Knesebeck das Gut Lowenbruch, das er verpachtete, sowie Jühnsdorf, das er als Stammsitz wählte und ein Gutshaus berichten ließ (s.u.). Die Nachfahrin Elisabeth von dem Knesebeck (1863–1953) verkaufte das Gut an die Norddeutsche Holzhandelsgesellschaft, die das Gut 1925 an den Kreis Teltow verkaufte, jedoch den Wald landwirtschaftlich nutzte. Die DDR enteignete die Bauern und das Jahr 1960 sah die Gründung einer LPG Typ I. 

Alte Schäferei, Jühnsdorf

13Schäferei

Die Schäferei (Schäferei 1) stammt aus dem Jahr 1848 und ist damit das älteste noch erhaltene Feldsteinwohnhaus des Dorfes. Ebenfalls sehr alt und beeindruckend gleich daneben sind die Eichen (Gersthagener Weg). 


14Dorfkirche

Die Dorfkirche (Dorfstr. 9) geht wahrscheinlich auf das 14. Jahrhundert zurück. Die von dem Knesebecks ließen durch den Zossener Baumeister Klemmte im 19. Jahrhundert jedoch umfangreich Arbeiten ausführen. Dazu gehörten der Westturm, die halbrunde Apsis wie die Erhöhung des Kirchenschiffs inkl. Vergrößerung der Fenster mit Rundbögen. Zudem gestaltete Klemmte den Innenraum neu.

Dorfkirche Jühnsdorf
Dorfkirche Jühnsdorf

Der Altar ist schlicht mit modernen Kruzifix darauf. Auf dem Kanzelkorb sind seit den 1920ern Evangelisten abgebildet. Die Orgel der Firma Wilhelm Remier stammt von 1869 und konnte nach einer Beschädigung erst 2020 wieder instand gesetzt werden. Daneben sind Epitaphe der Familie von Knesebeck angebracht.

Gottesdienst jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat 08:30. ev-kirche-blankenfelde.de


Gutshaus Jühnsdorf

15Gutshaus

Das Gutshaus (Dorfstr. 22) ließ 1824 Friedrich Wilhelm von dem Knesebeck als preussisches Landhaus errichten. Der eingeschossige Bau wurde 1862 dann aufgestockt. Im Zweiten Weltkrieg nutzte die rumänische Botschaft das Anwesen. In der sowjetischen Besatzungszone diente es erst als Frauenschule und später als Lehrlingswohnheim der Landwirtschaftsschule.

Im Jahr 1996 erwarb eine Familie das Gut und sanierte es. Die Architektin Petra Kahlfeldt sanieren den Dachstuhl denkmalgerecht, so dass er nun für Wohnzwecke genutzt werden kann. Ausser dem „Schloss Jühnsdorf“ genannten Bau steht auch der Gutspark unter Denkmalschutz.