Südwest:
Teltow

Nach jahrelanger Sanierung präsentiert sich das einstige Ackerbürgerstädtchen und dann Industriestadt mit Weltfirmen wieder als echtes Schmuckstück, zu dem ein kleiner Ausflug sicher lohnt.

Aufschwung eines Dorfes

Vom Ackerbürger zum Industriellen

Teltow-Kanal als Motor der Entwicklung

Zwar gehörte der Großteil des Berliner Südwesten einst zu Teltow, so war es aufgrund der dörflichen Struktur dennoch keine reiche Stadt. Erst mit dem Bau des Teltow-Kanal erlebte die Ackerbürgerstadt einen großen Aufschwung. Berliner Industriebetrieb setzten auf die günstige Lage and erWasserstraße und Nähe zur Hauptstadt.

Karte bis 8km von Ihrer Unterkunft: Sehenswürdigkeiten in Teltow
Entlang des Teltowkanals stoßen wir auf interessante Artefakte aus verschiedenen Jahrhunderten.

Von der Unterkunft in west-südwestlicher Richtung liegt Teltow (6 km). Erstmals ist der Ort 1265 urkundlich erwähnt, wenn auch Bodenfunde auf Besiedlungen 300 v. Chr. hinweisen. Im Zuge der Völkerwanderung im 4. und 5. Jahrhundert hatten die Sueben die Ansiedlung am – später für den Teltow-Kanal trockengelegten – Schönower See verlassen. Slawische Stämme besetzen den vermutlich siedlungsleeren Raum. Diese Dominanz endet mit dem Landausbau nach Osten durch den Askanier Albrecht I. ab 1157.  Die Askanier verkauften die Stadt zusammen mit umliegenden Dörfern an 1299 an den Bischof von Brandenburg. In dessen Besitz blieb es, bis der Hochstift Brandenburg nach der Reformation 1571 im Kurfürstenhut Brandenburg aufging. Allerdings kamen die Bürger abseits der Haupthandelswege nicht auf einen grünen Zweig. Schindel bzw. stroh-gedeckte Holzhütten dominierten das Stadtbild, so dass mehrere verheerende Brände mehrfachen Wiederaufbau erforderten. Der Dreißigjährige Krieg tat sein Übriges und so war 1652 die Siedlung großteils entvölkert.

Nachdem mehrere Jahrhunderte lang die Familien Schwanebeck und Wilmersdorf die Geschicke der Stadt bestimmt hatten, nahmen die Bürger nach den Stein-Hardenbergschen Reformen 1808 ihr Los selbst in die Hand. Jedoch erst der Bau des Teltow-Kanals 1906 zusammen mit der Schleuse Kleinmachnow (s.u.) bildete die Initialzündung für Industrialisierung und Wohlstand. Die Dampfstraßenbahnlinie von Groß-Lichterfelde und der 1901 eingeweihte Bahnhof an der Anhalter Bahn hatten dies noch nicht vermocht. Neben Land und Wasser  erobert die Stadt 1910 sogar noch ein weiteres Element: ein Flugfeld, den die Nordflug-Werke betrieben und an dem der Berliner Briefträger Gustav Witte 1912 eine Fliegerschule eröffnet und der preisgekrönte Union-Pfeil-Doppeldecker produziert wird. Mit dem Versailler Vertrag endete jedoch diese Ära. Im II. Weltkrieg zerstörten Bomben und Artillerie große Teile Teltows; Brücken waren bewusst gesprengt worden. Einzig der Altstadtkern blieb erhalten.

Nach dem Krieg entwickelte sich neben dem Drawolid-Werk (s.u. Denkmal „Die Forderung“) die Askania Feinmechanik und Optik GmbH ab 1946 zum Hauptmotor von Teltows Entwicklung. Bereits 1948 verstaatlicht und 1954 in VEB Geräte- und Reglerwerke Teltow (GRW Teltow) umbenannt, bildete das Werk mit 12.000 Beschäftigten das Zentrum der Automatisierungstechnik der DDR. Die meisten Gebäude der GRW Teltow in der Oderstraße 74–76 sind heute abgerissen und neue Firmen haben sich angesiedelt. Nach dem Mauerfall wurde die Altstadt 1994 zum Sanierungsgebiet erklärt. Die Stadterneuerung wurde erst 2011 abgeschlossen. Seitdem ist Teltow ein Schmuckstück im Berliner Speckgürtel. Für eine Besichtigungstour gibt es hier einen Stadtplan von Teltow

Die Nennung der Stadt ohne Erwähnung des Teltower Rübchen ist nicht möglich: Die Brassica Papa teltowiensis ist eine besondere Form der Speiserübe, die sich durch ihre Größe von ca fünf Zentimeter Länge bei einem Durchmesser von 1,5 bis drei cm sowie schlanke Kegelform und Querstreifen unterscheidet. Ursprünglich stammt sie aus den Regionen Polen und Finnland. Friedrich der Große führte sie 1770 ein, vor allem um die sandigen Böden für Viehhaltung nutzbar zu machen. Seitdem entwickelte sie sich zu einer Delikatesse, die auch am französischen Hof und auch bei Goethe und Kant geschätzt wurden. Sie wird roh zu Salaten, gekocht als Suppe oder Beilage gegessen. Eine klassische Zubereitungsart ist im Ganzen oder halbiert gegart mit Butter in karamelisierten Zucker, abgelöscht mit Fleischbrühe, wodurch eine dunkle Sauce entsteht, die mit wenig Mehl gebunden wird. Zu DDR-Zeiten wurde sie kaum angebaut. Doch nach der Wende nahmen Anbau und Verzehr wieder zu. Der Förderverein für das Teltower Rübchen e.V. gründete sich schließlich 1998.

Die gesamte Altstadt  steht seit Wiedervereinigung und Sanierung unter Denkmalschutz (1997). Schließlich ist Teltow eine der wenigen märkischen Ackerbürgerstädte, die noch fast vollständig erhalten ist. Sanierte Häuser und Höfe charakterisieren die Szenerie mit zahlreichen Details wie Treppen, Toreinfahrten und Türen.

Doch schon auf dem Weg ins Zentrum von Teltow können wir das ein oder andere Mal einen Halt einlegen, denn wir passieren bereits diverse Kleinode der Geschichte und Architektur. 


1Arco-Villa

Die Arco-Villa (3,4 km von Ihrer Unterkunft; Kantstraße 53) gehörte dem Physiker Georg Graf von Arco (1869–1940), einem von zwei Geschäftsführern der 1903 gegründeten Telefunken-Werke. Zudem war evon Arcor maßgeblich bei der Erforschung und Entwicklung der Hochfrequenztechnik beteiligt. Der Architekt Otto Laternser entwarf 1941 den zweigeschossigen Feldstein- und Ziegelsteinbau mit Ziegeldach und Pförtnerhaus. Die Gesamtanlage inkl. Einfriedung ist wie viele Werke von Laternser denkmalgeschützt. 

Bitte haben Sie Verständnis, dass Text und Fotos nach und nach eingestellt werden, da Recherche und Aufnahmen einen nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand erfordern. – Schauen Sie demnach bald wieder rein! Danke!


2Villa Erica

Die Villa Erica (Max-Sabersky-Allee 42)gehört ebenfalls zu einer der ersten Bauten der Villenkolonie Seehof. Es soll nach der Villa Salomon das zweite Haus gewesen sein, das in der Villenkolonie gebaut wurde. Nach Sanierung werden heute dort Apartments auf booking.com und AirBnB vermietet.


Bitte haben Sie Verständnis, dass Text und Fotos nach und nach eingestellt werden, da Recherche und Aufnahmen einen nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand erfordern. – Schauen Sie demnach bald wieder rein! Danke!

3Sabersky-Villa

Die Sabersky-Villa (3,7 km; Max-Sabersky-Allee 22/ Ecke Hauffstr. 2a) entstand Anfang der 1880er zusätzlich zum Herrenhaus des Gutsparks (s.o.). Hier wohnte dann auch der Industrielle Max Sabersky. Das inzwischen sanierte Haus mit seinen 574 qm Wohnfläche, zwölf Zimmern und fünf Bädern können Sie für 9.500 €  kalt/ Monat mieten (Stand August 2022). 


4Villa Salomon

Der Berliner Bankier Emil Salomon ließ 1873 einen Sommersitz für seine Familie in Seehof, Ortsteil von Teltow, bauen. Die Villa Salomon (4 km; Max-Sabersky-Allee 2) war die erste Villa außer dem Herrenhaus des Gutsparks Sabersky und trug zur Entwicklung der Seehofer Villenkolonie am Teltower See bei (aufgrund des Teltow-Kanal-Baus nicht mehr existent); zumal Salomon sich finanziell an der Dampfstraßenbahn, „Lahme Ente“ genannt, von Lichterfelde nach Teltow beteiligte, um diesen Ortsteil besser zu erschließen. Salomon schaffte hier eine heile Welt mit Bootsfahrten und Kegeln in dem damals ländlichen Teil Berlins, schließlich war er selbst als Reserveoffizier im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 schwer verwundet worden.

Hier verbrachte auch Sohn Erich seine Kindheit, der später als Fotograf und Pionier des Bildjournalismus weltberühmt wurde. Dr. Erich Salomon, seine Frau und Sohn Dirk wurden 1942 in ihrem niederländischen Exil, wo sie sich versteckt hielten, nach Denunziation aufgespürt , deportiert und im Juli 1944 in Auschwitz ermordet.

Die Villa hatte er bereits 1925 aus Geldnot verkauft. Zu DDR-Zeiten war in dem Gebäude mit 5.000 Grundstück der Kindergarten „Jenny Matern“ (nach der von Nazis verfolgten Kommunistin und späteren Sozialpolitikerin der DDR, 1904–1960) dort untergebracht, nach der Wende in „Däumelinchen“ umbenannt. Ab 2000 stand das Gebäude leer bis es 2007 unter Denkmalschutz gestellt wurde und private Investoren übernahmen das Haus mit seiner „städtebaulichen, personen- und ortsgeschichtlichen Bedeutung“ (Landesdenkmalamt).

Fotograf Erich Salomon
Der Fotograf Dr. Erich Salomon verbrachte hier seine Kindheit.


5Sabersky-Park

Der Gutspark, Sabersky-Park (3,8 km), liegt zwischen Lichterfeld Allee und Rosegger Straße. Im Jahr 1856 hatte der jüdische Kaufmann Herrmann Jacobson dieses Areal von einem Ackerbürger gekauft und eine Herrenhaus darauf errichten lassen, das er „Seehof“ nannte aufgrund des Teltower Sees (durch den Bau des Teltow-Kanals verschwunden). Anfang der 1870er kauften dann die Brüder Max und Albert Sabersky Haus und Land, parzellierten es und gaben damit den Startschuss für die Entwicklung der Villenkolonie Seehof, in der sich alsbald Künstler, Wissenschaftler und Unternehmer niederliessen. 1890 entstand ein Kurhaus und drei Badestellen wurden am See ausgewiesen. Im Winter wurde Schlittschuh gelaufen bzw. das Eis in Blöcken für Fleischereien, Gaststätten und Privathaushalte herausgebrochen. Max Sabersky zeigte großes Interesse an Gartenbaukunst und der Königliche Hofgärtner Theodor Carl Gustav Nietner (1823 – 1893) entwarf Mitte der 1870er einen Parkplan für seinen 17.600 großen Garten und veröffentliche ihn in einer Fachzeitschrift. Dass dieser Plan jemals umgesetzt worden war, bestritt jedoch die heutige Erbengemeinschaft in ihrer gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem Landesdenkmalamt. Die erste Erbengemeinschaft – die beiden Brüder Max und Albert waren inzwischen verstorben –waren vor den Nationalsozialisten geflohen, die das Land weiter stückelten und zu DDR-Zeiten verwilderte der ehemalige Gutspark – es war Grenzgebiet und der Kfz-Sperrgraben läßt sich noch erkennen. Nach der Wende konnte den Sabersky-Nachkommen nach einem der umstrittensten, 20 Jahre währenden Restiutionsprozess das Gelände zurückgegeben werden. Die Bebauung wurde jedoch unmöglich, da einerseits der Park 2011 unter Denkmalschutz gestellt wurde, was nach einem Vergleich 2017 wieder aufgehoben wurde, und andererseits Anwohner danach gegen eine Besiedelung protestierten. Nun will die Stadt Teltow den Park kaufen.


6Altersheim Bethesda

Das Altersheim Bethesda, 1928/29 erbaut, (Mahlower Str. 148) ist heute das Evangelische Seniorenheim Bethesda. Der Name bedeutet im Hebräischen „Haus der Gnade“ und bezieht sich auf einen Teich in Jerusalem, von dem Menschen gem. Johannesevangelium Heilung erhofften. Der 1854 gegründete „Christliche Frauenverein zur Begründung eines Siechenhaus zunächst für weibliche Sieche“ erweiterte neben dem ursprünglichen Sitz in Schöneberg, dann Plötzensee seine Tätigkeit durch den Erwerb eines Grundstückes in Teltow im Jahre 1901, als Pläne des des Westhafens bekannt wurden. Jedoch erst 1928 wurde der Grundstein gelegt und schließlich 1929 das Gebäude eingeweiht. Den Klinkerbau hatte Jürgen Bachmann und Julius Funk entworfen. Das viergeschossige Gebäude gilt als Beispiel der Klassischen Moderne und ist samt Kapelle denkmalgeschützt. lafim.de/einrichtung/teltow-evangelisches-seniorenzentrum-bethesda


7Siedlungskirche

Die Siedlungskirche mit Gemeindezentrum (Mahlower Str. 150), entworfen von Architekt Prof. Winfried Wendland, wurde 1935 errichtet, nachdem 1928 die Kreissynode die Stelle eines „Kreispfarrers für Siedlungen“ beschlossen hatte. Aufgrund der Entstehung Groß-Berlins 1920 und neuer Siedlungen in den Randlagen sahen sich nämlich die Gemeinden nicht mehr in der Lage, dort die Gläubigen adäquat zu betreuen. Dementsprechend sah die Dienstvereinbarung des ersten Kreissiedlungspfarrers Konrad Zipfel am 1. März 1929 aus: Er „hat im Allgemeinen die Aufgabe, Mittel und Wege für die kirchliche Arbeit in den Siedlungen, Laubenkolonien, Wochenendplätzen usw. ausfindig zu machen und auszubauen. Im Besonderen wird er im Benehmen mit dem Kreissynodalvorstand  in bestimmten Siedlungen die Pastorisation als Grundlage seiner Tätigkeit übernehmen“. Die Siedlungskirche umfasste Kindergarten, Versammlungsraum für 120 Personen, Schwesternstation und Arbeitsraum für den Kreispfarrer. Der dritte Siedlungspfarrer, Dr. Hans Böhm, war ein aktiver Anhänger der Bekennenden Kirche, den nationalsozialistischen Sicherheitsorgane in seiner Amtszeit vier Mal verhafteten. Böhm spielte eine führende Rolle im Kirchenkampf und war Schatzmeister, Sprecher und ökumenischer Referent der Bekennenden Kirche. Und er betrieb aktiv Planung und Bau der Siedlungskirche. Zwei Jahre nach deren Einweihung wurde ein freistehender hölzerner Glockenturm mit zwei Bronzeglocken (Hofglockengießerei Franz Schilling, Apolda) an der östlichen Seite hinzugefügt. Allerdings wurden beide Glocken 1942 an die „Reichsstelle für Metalle“ abgegeben; dafür erhielten die Kirche jedoch nach Kriegsende zwei Glocken aus Debno in Polen, die 2011  zurückgegeben wurden. Nach 1948 wurde das Kreissiedlungspfarramt aufgelöst und die Pfarrstelle der Ortskirchengemeinde zugeordnet. Dennoch blieb die Siedlungsgemeinde mit eigenem Kirchenrat bestehen. Eine Empore wurde 1964 ebenso eingebaut und eine Orgel aus der Potsdamer Werkstatt Alexander Schule . mit Führenden Oppositionellen in der DDR wie Pfarrer Rainer Eppelmann, Stephan Krawczyk oder Bettina Wagner besuchten die dortigen Konzerte und Veranstaltungen. In der Wendezeit organisierte Pfarrerin Ute Bindemann einen Runden Tisch für die Stadt Teltow, woraus sich die kommunale Bürgerinitiative Teltow (B.I.T.) als Freie Wählergemeinschaft etablierte. Ein zweigeschossiger Anbau wurde 1994/95 hinzugefügt. Gottesdienst So 10:30kirche-teltow.ekbo.de/informationen/kirchen/siedlungskirche.html


8Vogelpark Teltow

Der private Vogelpark und Streichelzoo Teltow (6km, Feldstr. ) ist seit Jahrzehnten insbesondere bei Kindern beliebt, aber nicht nur. Den seit 1968 existierenden Park hat das betreibende Ehepaar Lübeck in den 1980ern für Besuche zugänglich gemacht. Über 300 Tiere können bewundert und teils gestreichelt werden: Neben heimischen und exotischen Vögeln, lieben es Kinder, Schafe, Ziegen, Kaninchen und Esel zu füttern.

Esel füttern im Vogelpark Teltow
Grosse Spielzeugauswahl im Vogelpark Teltow

Zudem wechseln die Kleinen zwischen Spielplatz, Tieren und den vielen kostenlosen Gefährten wie BobbyCar, Roller, Laufrad etc. hin und her. An manchen Tagen im Sommer lädt zudem eine Hüfburg zum Toben ein. Di–So 10:00–18:00, Winterzeit 10:00–17:00. +49 171 / 3 86 17 63. vogelpark-streichelzoo-teltow.de

Nicht nur alle möglichen Vogelarten

9 Sanctissima Eucaristia

Die Katholische Kirche Sanctissima Eucharistia (5,9 km; Ruhsldorfer Str. 28) wurde 1954 bis 1957 erbaut. Doch schon1916 hatte der Pfarrer von Lichterfelde, Maximilian Beyer, weitsichtig hier ein Grundstück erworben. Schließlich hatte er bereits eintausend Katholiken in der aufstrebenden Industriestadt zu betreuen. Ab 1920 behalf er sich erst einmal mit einer Militärbaracke aus Würzburg als Notkirche. Bis zum allgemeinen Bauverbot 1938 bemühte sich die Gemeinde um den Bau einer Kirche; nicht zuletzt weil immer mehr kinderreiche Katholiken zur Gemeinde stießen. Schließlich erhielt Teltow 1957 mit Spenden aus der Bundesrepublik ihre Kirche. Den Putzbau mit der fensterlosen Apsis und 28 m hohen, südlichem Turm entwarf der Architekt Johannes Robert Reuter (1897–1975). Im Inneren finden wir eine kastenförmige Halle mit Holzbalkendecke. Die Apsis ziert ein apokalyptisches Lamm, ein Mosaik des Malers und Bildhauers Rudolf Brückner-Fuhlrott (1908–84). Seit 1969 ist eine Orgel der Firma Jehmlich aus Dresden mit 21 Registern im Einsatz. Unter dem Altar sind zwei Reliquien bestattet: eine des frühchristlichen Märtyrers Hl. Gaudentius und eine der Jungfrau und Märtyrerin aus Rom, der Hl. Prospera. Gottesdienste: So 09:00, Mo 08:00 Di 08:45, Fr 18:30. sanctissima-eucharistia.de


Marktplatz mit Stubenrauch-Denkmal
Teltow Standesamt

10Marktplatz

Mit Verleihung des Stadtrechts 1265 konnte Teltow Handel auf dem eigenen Marktplatz betreiben. Dieser war ursprünglich dreieckig angelegt, erhielt jedoch im 19. Jh. einen Teich zur Verschönerung. In den 1930ern wurde dieser jedoch überpflastert. In der DDR-Zeit bestimmten viele kleine Geschäfte das Bild. Das Stubenrauch-Denkmal wich 1974 dem Denkmal der Verfolgten des Naziregimes. Heute säumen Blumen, Bäume und Bänke den Platz und der Stubenrauch-Brunnen steht wieder im Zentrum des Areals.  

Während es viele berühmte von Stubenrauchs gab, gilt dieses Stubenrauch-Denkmal (6,2 km) mit Brunnen Ernst Leberecht Hugo Georg Colmar von Stubenrauch. Dieser bedeutendste Landrat von Teltow initiierte in seiner Amtszeit 1885–1908 den Bau des Teltowkanals, der einen unvergleichlichen Aufschwung von einer Acker- zu einer Industrie bedeutete. Der Bildhauer Prof. Lepcke schuf das steinerne Gedenken an den visionären Beamten. Leider fehlen zwei seitliche Bronzereliefs in Frauengestalt, die die beiden Flüsse Havel und Spree symbolisierten. Stattdessen ergänzen heute zwei Bänke das Ensemble mit Brunnen und laden zum Verweilen ein. 

Stubenrauch-Denkmal
Der Stubenrauch-Brunnen auf dem Marktplatz.
Schwarze Adler, Heutiges Rathaus.

Der Gasthof „Schwarzer Adler“ (Marktplatz 1, 3) ist heute das „Neue Rathaus“ am Marktplatz. Der denkmalgeschützte Bau aus dem Jahr 1806 wurde umfassend saniert und ist nun die Anlaufstelle für Bürgerangelegenheiten. 


11St.-Andreas-Kirche

Wahrzeichen der Stadt ist die St. Andreas-Kirche (5,9 km; Breite Str.), die auf eine erste Feldsteinkirche aus dem  12. Jahrhundert zurückgeht. Aus dem 13. Jahrhundert stammen jedoch nur noch Grundriss und Außenmauern. Aufgrund von Bränden (1515, 1573, 1711, 1801) erfolgten Neuaufbauten mit entsprechend zeitgenössischen Veränderungen. Zuletzt gab der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel 1810 dem Gotteshaus eine neugotische Form mit klassizistischer Ausrichtung inkl. einer Krone als Turmaufsatz. Sie symbolisiert das weltliche Patronat der Markgrafen von Brandenburg über die Kirche. Bauliche Mängel führten 1910 zu einer Neugestaltung des Innenraumes. Seitdem schwebt über den Besucher ein bemaltes Tonnengewölbe anstelle einer Kassettendecke. Auch kam eine Orgelempore hinzu. Der Tiroler Holzbildschnitzer Franz Tavella zeichnet für das große Kruzifix im Altarraum verantwortlich. Daran passte der Bildhauer August Mattausch die Holzschnitzereien an Kanzel, Taufe, Empore und Gestühl an. Bemalung und farbliche Gestaltung besorgte der Berliner Künstler Prof. August Öttken.

Die Orgel stammt aus der Potsdamer Werkstatt von Alexander Schule und 2011 erhielt die Kirche bei einer Sanierung zusätzlich drei neue Glocken. Der ursprünglich zur Kirche gehörende Friedhof wurde 1805 am Weinsbergweg neu angelegt. Der Maler Lyonel Feininger verewigte die Kirche übrigens in seinem Bild „Teltow II“, das nun in der Nationalgalerie in Berlin hängt, jedoch als Kopie im Heimatmuseum bewundert werden kann. Gottesdienst Sonntags 10:30. kirche-teltow.ekbo.de

Kirche Teltow
Inmitten von Teltow: Kirchturm der St-Andreas-Kirche.

12Kriegerdenkmal

Das Kriegerdenkmal am Zickenplatz (6 km) von 1913 erinnert an die Schlacht von Großbeeren (1813, s.o.). Der Teltower Bildhauer August Mattausch (s.u.) verwendete Steinfindlinge aus der Mark Brandenburg und dem Harz. Ein griechischer Helm bedeckt den höchsten Findling und ein runder Schild mit Medusenhaupt ziert den Sockel. Als Attribut der Göttin Athene steht sie für den geordneten Kampf zur Verteidigung der Heimat. Ursprünglich kreuzten sich hinter dem Schild noch Schwert und Lanze, die jedoch verloren gingen. Auf der Bronzetafel sind Teltower Bürger verzeichnet, die in den Befreuungskriegen (1813–1815), dem Deutsch-Dänischen Krieg (1864), dem Deutsch-Österreichsichen Krieg (1866) und dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) gefallen sind. Direkt hinter dem Denkmal können Sie eine bronzene Ziege entdecken, die den inoffiziellen Namen des Platzes und den „Kühen des kleinen Mannes“ gewidmet ist. Die ortsansässigen Handwerker hielten sie sich einst zur Aufbesserung von Einkommen und Ernährung. 

Zickenplatz Teltow

Pfarrhaus Teltow

13Alte Pfarrhaus

Das Alte Pfarrhaus (Ritterstr. 11) mit symmetrischer Gliederung der Fassade und klassizistischen Details wurde 2001/02 umfassend saniert.  Teltow muss bereits 1545 existiert haben, denn eine Kirchenvisitation protokollierte: „Und soll zu jeder Zeit ein Pfarrherr allhier den Pfarrhof zu seiner Wohnung haben und behalten.“ Allerdings brannte es im 17. Jahrhundert zwei Mal ab und als der Pfarrer Andreas Macher 1737 einzog, gefiel ihm der Bau von 1673 nicht. Macher verlangte ein neues – sehr Verdruss der Bauern und Handwerker, die nicht nur finanziell gefordert wurden, sondern auch zu Fuhr- und Arbeitsdiensten verpflichtet waren. Sie forderten folgerichtig Machers Ablösung. Als dieser dann 1747 die Stadt verließ war der Neubau noch nicht fertig, sonder erst 1749. Jedoch auch dieses Gebäude brannte nieder und zwar 1801. Zwei Jahre später war das jetzige Pfarrhaus errichtet. Das barocke Gebäude und das Kellergewölbe kann besichtigt werden. Mo/Do 09:00–12:00, Di 09:00–18:00.


14Bürgerhaus

Das Bürgerhaus (Ritterstrasse 10) ist in dem alten Feuerwehrgerätehaus untergebracht, das auf dem Gelände der ehemaligen Schule von Teltow entstand. Nach zweijähriger Sanierung kann es die Bevölkerung nutzen v.a. die Senioren und Teltower Vereine, wobei in der oberen Etage die Jugendkunstschule die Kreativität junger Bürger anregen soll. Wechselnde Ausstellungen, Kurse und der Veranstaltungsort für 60 Personen beleben das kulturelle Leben des Ortes. kultur.teltow.de/kunst-kultur/kultureinrichtungen/buergerhaus.html

Bürgerhaus Teltow

Heimatmuseum Teltow

15 Heimatmuseum

Das Heimatmuseum (Hoher Steinweg 13) ist seit 1997  im sogenannten „Ältesten Haus“ von 1711 untergebracht. Die Ausstellungsstücke berichten detailliert über Stadt, Handwerk und Landwirtscht. Sie zeichnen das Bild eines mühsamen Lebens und Arbeitens der Teltower Ackerbürger. Über dem Eingang des Hauses prangt eine Tafel, die von der Geschichte des Hauses berichtet: „Nachdem das Städtlein Teltow den 16. Juni 1711 nachmittags um 6 Uhr in Zeit von ca. 4 Stunden bis auf 4 Häuser gänzlich in Asche gelegt, hat Herr Johann Christoph Bürger dieses Haus mit guter Leute Hilfe aus dem Grunde neue erbauet, welche Gott lange in Segen setzen wird.“ Sonntags 14:00–18:00. heimatverein-teltow.de

Zum Heimatmuseum (s.u.) gehörig und ebenso vom Heimatverein betrieben ist die Ausstellung Historische Waschtechnik (6,1 km; Ritterstraße 14) . Sie veranschaulicht, was Waschen früher einmal bedeutet hat und welcher Aufwand dazu ohne Strom und fließendes Wasser notwendig war. Exponate wie Waschbrett, Wurzelbürste, Kessel können teils selbst ausprobiert werden. Eine umfangreiche Waschpulversammlung und auch neuzeitlichere Gerätschaften wie die erste „Schwarzenberg“ des gleichnamigen VEB Wachgerätewerks vervollständigen den Eindruck. Besuch auf Anfrage: +49 175 /5 59 46 12 oder rolltuch @web.de

Zweiter Teil des Museum: Historische Waschtechnik.

August-Mattausch-Haus in Teltow

16 August-Mattausch-Haus

Das August-Mattausch-Haus (Alte Potsdamer Str. 5)ist eigentlich ein Kolonistenhaus  aus dem Jahr 1731. Es wird jedoch aufgrund seines zeitweisen Bewohners so genannt: Der Bildhauer und Grafiker August Mattausch (1877–1945) zog 1906 hier ein.

Die Stadt Teltow benannte zudem ihren mit 0,7 ha größten Park 2010 in August-Mattausch-Park um. Der vom Bodensee stammende Bildhauer und Grafiker gestaltete für die Stadt nicht nur 1910 die neue Innenausstattung der Pfarrkirche St. Andreas (s.o.), das neue Stadtwappen (1912), sondern zudem das Kriegerdenkmal am Zickenplatz (s.o.). Als 29jähriger war der frisch verheiratete in das aufstrebende Teltow gekommen, designte Porzellan in der neuen Porzellanfabrik, dann bei der Firma Lohse Falcons, Puderschachtel und Pillenboxen etc.  Grab auf dem Friedhof wurde 2011 in eine Erinnerungsstätte umgewandelt. 


17 Opfer des Faschismus

Der Gedenkstein für die Opfer des Faschismus (6,1 km; Potsdamer Straße / Sandstraße im Park). Er steht auf der Denkmalschutzliste.

Gedenkstätte Opfer des Faschismus in Teltow
Für die Opfer des Faschismus.

Diana-Lichtspiele, Teltow

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Diana Lichtspiele

Das Kino Diana-Lichtspiele (Potsdamer Str. 54)  entstand 1935 zu Propagandazwecken. Das Lichtspielhaus mit der damaligen Adresse Adolf-Hitler-Str. 53 hatte ursprünglich 511 Sitzplätze (nach Umbau 1997 dann 295 und schließlich 228 nach Renovierung 2006) und eine Bühne für Veranstaltungen. Zur DDR-Zeit wurde die HO-Gaststätte „Diana Klause“ dort betrieben. Nach der Wende startete in 2006 wieder der Filmbetrieb, jedoch nur kurzfristig. Dann stand das Gebäude leer und der Abriss drohte, bis die Stadt Teltow es erwarb und unter Denkmalschutz stellte. Ein Unternehmer übernahm es 2014 und sanierte es zu einem Hotel mit regionaler und deutscher Küche, das „Landhotel Diana“. Der Kinosaal ist nun Veranstaltungsraum  +49 3328 / 3 35 38 00, landhotel-diana.de


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Friedhof Teltow

Der Friedhof Teltow (6,5 km; Weinsbergweg 1) wurde 1805 angelegt. Zuvor waren Tote rund um die St. Andreaskirche (s.o.) bestattet worden. Eine neue Bestattungsordnung Preußens und die Verwüstung des Gottesackers durch Bau- und Brandschutt nach dem großen Krichenbrand 1801 machte die die Entwicklung eines neuen Friedhofes notwendig.  Mehrfach erweiterter (1850, 1867 und noch drei Mal im 20. Jh.) kam 1867 eine Leichenhalle hinzu, in der heute die Friedhofsverwaltung untergebracht ist. Der Bildhauer Joachim Karsch, verheiratet mit der Tochter des Industriellen Friedrich Correns (s.o.), schuf das Relief auf dem Eingangsportal 1934. Ganz in der Nähe der Wendlandkapelle (s.u.) befindet sich die Gedenktafel für Tschechische Zwangsarbeiter. Ebenso befindet sich ein sowjetisches Ehrenmal und Massengräber mit Gedenktafel auf dem Friedhof. Zudem sind auf dem Friedhof die Teltower Bürgermeister Max Liebig und Viktor Palleske (1860–1935), vormals Bürgermeister in Höchst, bestattet. 

Die Wendlandkapelle (6,5 km; Weinsbergweg 1) im Zentrum des Teltower Friedhofes aus Klinker mit kreuzförmigen Grundriss wurde von 1933/34 gebaut. Der Architekt Prof. Winfried Wendland, der auch die Siedlungskirche (s.o.) entwarf, plante den Bau. Licht fällt  durch kleiner und größere Rundfenster sowie zusätzlich durch gruppierte kleine Rechteckfenster ins Innere.Der Boden ist mit Solnhofener Platten beelgt. Ein Mosaikkreuz ist hinter dem Altar aus Tuffstein angebraucht. Die Glocke ist eine Dauerleihgabe der Stiftung Bethesda, gegossen 1929 vom Bochumer Verein. 

Friedhofskapelle Teltow

Schulhaus Bruno-H.-Bürgel

20Schulhaus Bruno-H.-Bürgel

Das Schulhaus Bruno-H.-Bürgel (6,4 km; Potsdamer Str. 51) wurde 1870 eingeweiht, nachdem die Schule am Platz des heutigen Bürgerhauses (vormals Feuerwehrgerätehaus als Nachfolgebau de Schule) zu klein geworden war; denn ca. 80 Kinder wurden in einem Raum unterrichtet – von einem einzigen Lehrer (!), später zweien.  Demnach lagen dem Magistrat 1868 die Pläne des Bau-Inspektor Vogel aus Charlottenburg für einen Neubau vor.

Im Jahr 1870 fertiggestellt zogen 370 Kinder am 15. August zur Einweihung ins neue Gebäude. 1904 erfolgte ein Anbau mit Zentralheizung und Sanitäranlagen. Zwar hatte es auf dem Gelände eine Abortanlage gegeben, später eine zweite für Mädchen, jedoch war Händewaschen nicht möglich gewesen. Im Ersten Weltkrieg kommt es zu Unterrichtsausfällen da viele Lehrer eingezogen wurden und ab 1919 ersetzte elektrische Licht die Gasbeleuchtung. Durch ausländische Spenden finanzierte Schulspeisungen und Verabreichungen von Lebertran milderten ab 1924 die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Kinder.

Für die Mädchen wurde 1925 das Fach Hauswirtschaftslehrer eingeführt und für alle ab 1931 „Lebenskunde“ statt des Religionsunterrichtes. Die nationalsozialistische Verwaltung schaffte dies 1934 wieder ab. Auch mussten einige Lehrer die Schule verlassen und der Rektor wechselte mehrfach bis ein politisch liebsamer gefunden war. Der Schultag begann mit Aufstehen und Hitlergruß. Davon abgesehen erfolgte 1934 ein weiterer Anbau, da für 18 Klassen nur zwölf Zimmer zur Verfügung standen. Teils unterrichtete das Personal in Nazi-Uniform. Bombentreffer gegen Ende des Krieges wurden notdürftig instand gesetzt. Am 22. April 1945 besetzt die Rote Armee Teltow und alte Unterrichtsmaterialien werden verboten, neue Lehrpläne erarbeitet, zu denen Staatsbürgerkunde und Russisch gehörten. Der „Freundschaftspionierleiter“ erhält ein eigenes Arbeitszimmer, denn Junge Pioniere und Feie Deutsche Jugend werden fest mit der Schule verankert. 

Bruno H Bürgel
Bruno H. Bürgel

Anfang der 1950er wurde die Stadtschule nach dem Schriftsteller und Wissenschaftspublizist Bruno Hans Bürgel (1875–1948) benannt. Ab 1978/79 kommt Wehrunterricht als Schulfach hinzu. Sanierungen 1965 1981 und 1985 verändern die Gebäudestruktur, da beispielsweise Toiletten ins Haus gelegt werden. Weiter Umbau- und Sanierungsmaßnahmen erfolgen 2020/21, nachdem zeitweise der Fortbestand in Frage stand. Heute bietet die Staatliche Oberschule Haupt- und Realschule an.


Ehem. Katasteramt Teltow

21Katasteramt

Das Stadthaus (6,6 km; Potsdamer Str. 49) war ursprünglich ein Katasteramt. Nach Plänen des Berliner Architekten Ernst Paulus (1868–1936), der neben Wohnhäusern in erster Linie für seine Kirchenbauten bekannt war, 1927/28 errichtet, nutzten ab 1935 vor allem Bürgermeister und Stadtverwaltung das Gebäude. Ab 1940/41 heisst es dann offiziell „Stadthaus der Stadt Teltow“. Nach einer denkmalgerechten Sanierung nach 2010 durch eine Berliner Immobilienunternehmen sind nun 18 private Wohnungen auf 1.000 qm dort untergebracht. 


Eingang Lohse-Fabrik, heute Seniorenresidenz

22Lohse-Fabrik

Die Lohse-Fabrik (7 km; Elbestr. 2) wurde 1913 mit eigener Wasserförderung und eigenem Gleisanschluss erbaut. Der Sohn eines Frisör und Perückenmachermeisters, August Robert Gustav Lohse (1801–1881), hatte bereits 1831 in der Berliner Jägerstraße seine Parfüm- und Seifenfabrik gegründet, wobei er noch vor allem französischen und englische Produkte importierte. Aufgrund seines Erfolges – Lohse wurde Hoflieferant zahlreicher Adliger in Deutschland, Österreich, Ungarn und baute einen Stab von Vertretern sowie Niederlassungen in allen Ländern auf – verlagerte er 1872 die Produktion in die Möckernstraße 69. Die erste Adresse diente dann nur noch als Verkaufsstation, zu der Läden in der Leipziger Str. 123a und Unter den Linden 16 hinzukamen. Nach Gustav Lohses Tod führte sein dritter Sohn Oscar die Geschäfte weiter.

Der Künstler August Mattausch (s.o.) entwarf 1910 die grüne Kugelflasche des Eau de Cologne „Uralt Lavendel“, ein Verkaufsschlager neben dem bekanntesten Produkt, dem „Eau de Lys“. Der Gebrauchsgrafiker und Plakatkünstler Jupp Wiertz, einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Reklamekunst,  entwarf dafür 1925 das Werbeplakat. Die Schwierigkeiten der Produktion im Ersten Weltkrieg meisterte die Firma; doch musste 1918 die Petersburger Filiale aufgegeben werden. Das Privatunternehmen im Familienbesitz wurde 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Dann erwarb 1929 G.A. Pfeiffer die Aktien im Familienbesitz und fasste sie mit der Gödecke & CO, Chemische Fabrik AG zusammen. Pfeiffer brachte in dem Teltower Gebäude auch weitere Firmen unter, so die Fa. Richard Hutnut Kosmetische Präparate und die Warner GmbH Pharmazeutische Präparate. Vorwiegend Frauen bildeten die Belegschaft von ca. 300 Beschäftigten.

Uralt Lavendelwasser
Lavendel-Wasser Lohse

Von 1923 bis 1927 arbeitete der Apotheker Dr. Phil. Carl Blumenreuter (1881–1969) als Abteilungsleiter, der später unter den Nazis Karriere macht und als SS-Gruppenführer, Generalleutnant der Waffen-SS und Sanitätszeugmeister beim Reichsarzt SS die Konzentrationslager mit Gift belieferte. Aufgrund von Personalmangel und Rohstoffknappheit litt die Produktion im Zweiten Weltkrieg. Der „Feindvermögensklausel“ entging der Konzern durch Übertragungen, Schenkungen und einem „Feindvermögensverwalter“, wobei nach dem Krieg die ursprüngliche Verhältnisse wieder hergestellt werden konnten. Gegen Ende des Krieges führten Bombenangriffe zu Zerstörungen.

Doch Unterlagen und Materialien konnten in die Niederlausitz und ins Allgäu verbracht werden. Nach 1945 wurde die Produktion wieder aufgenommen.

Die Firma gab den Standort Teltow 1952 jedoch auf, da Westberliner Mitarbeiter nicht mehr in die sowjetische Besatzungszone durften und die Anlagen unter staatliche Verwaltung kamen gemäß der „Verordnung über die Verwaltung und den Schutz ausländischen Eigentums in der DDR“ (1951). Doch stellte die DDR Arznei sowie Parfüm- und Kosmetikartikel stellte her, ab Mitte der 1950er dem Ministerium für Gesundheitswesen, Hauptverwaltung Pharmazeutische Industrie, unterstellt und ab 1958 der VVB Pharmazeutische Industrie Berlin.

Doch 1961 wurde das Werk ohne Rechtsnachfolger aufgelöst und das Geräte und Reglerwerk Carl von Ossietzky nutzte das Gebäude. Im Westen konnte Oscar Lohse seine Firma wieder aufbauen, wobei sie 1973 an das Kosmetikunternehmen L’Oreal verkauft wurde. In die denkmalgeschützte „Parfüm- und Toilettenseifenfabrik“ in Teltow zog nach einer grundlegenden Sanierung im Jahr 2000 eine Seniorenresidenz ein.

Uralt Lavendel von Lohse
Leila by Gustav Lohse

23Direktorenvilla

Die denkmalgeschützte Direktorenvilla (6,6 km; Potsdamer Str. 16) gehörte zur Porzellanmanufaktur Conrad, Schomburg & Co. Die Firma geht ganz ursprünglich auf Friedrich Adolph Schumann zurück, der 1834 die väterliche Porzellanmanufaktur vom Rittergut Kehnert bei Wolmirstedt nach Berlin-Moabit verlegt. Mit Alltagsporzellan (Geschirr, Nachttöpfe, Klingelgriffe etc.) erfolgreich, im Design ausgezeichnet, ahmte Schumann dennoch die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM) nach. Nach seinem Tod 1851 wurde die Firma verkauft und in Berliner Porzellanmanufaktur (BPM) umbenannt, schließlich 1880 liquidiert.

Direktorenvilla, Teltow

Der Porzellanmaler Carl Schomburg, der zuvor bei Schumann gearbeitet hatte, gründete 1853 dann dort seine eigene Manufaktur, spezialisierte sich jedoch vor allem auf Industrieporzellan, das u.a. in Form von Isolatoren für das rasch wachsend Telegraphennetz besonders benötigt wurde. Zur Vergrößerung der Produktionsstätten verlegte Schomburg im Jahr 1903 nach Teltow, dann dort 1908 als eine der ersten Unternehmen an den neuen Teltow-Kanal.  Er gibt 1911 die Gebrauchsgeschirrsparte vollkommen auf und fokussiert unter dem Namen Porzellanfabrik Teltow rein auf Industrieprodukte. Die Stealit-Magnesia AG kauft 1930 das Werk. Weiteres siehe unten Denkmal „Die Forderung“.


Denkmal "Die Forderung", Teltow

24Denkmal „Die Forderung“

Das Denkmal „Die Forderung“ (7,3 km) ist zielgerichtet am Hamburger Platz platziert worden: Am Tor des dortigen Dralowid-Werkes hatte sich am 17. Juni 1953 die Belegschaft versammelt, um ein Forderungsschreiben an den damaligen DDR-Ministerpräsidenten Otto Grothewohl zu formulieren. Dralowid, ein elektrokeramisches Unternehmen für – daher der Name – drahtlose Widerstände hatte seine Produktion 1932–1935 von Berlin-Pankow in die Räumlichkeiten der Porzellanfabrik Teltow GmbH verlegt, mit der sie fusioniert hatte. Im II: Weltkrieg produzierten französische Kriegsgefangene und später auch polnische und sowjetische Frauen Rüstungsgüter wie Zünder für Granaten, Bomben sowie die V1 und V2.

Nach Kriegsbeschädigung, Demontage durch die Rote Armee und Neubeginn wurde das Werk 1948 in Volkseigentum überführt und 1953 in VEB-Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik „Carl von Ossietzky“ umbenannt. Am Folgetag der Arbeitsniederlegung und des Protestes gegen schlechte Versorgungslage, Wohnsituation und stetige Normerhöhungen verhaftete die Volkspolizei nach Umstellung des Werkes 25 Arbeiter. Die verbliebenen Arbeiterinnen kündigten an, erst wieder arbeiten zu wollen, wenn die Kollegen wohlbehalten zu Hause sind. Die Staatsmacht beugte sich und der Arbeiter kamen frei.

Nach der Berichterstattung eines Zeitzeugen im Jahr 2011 über diesen Vorfall in der 10. Klasse des Teltower Kant-Gymnasium erarbeiteten die Schüler in Zusammenarbeit mit dem Geschichtslehrer Gregor Wilkening und dem Kunstschmied Thorsten Theel diese Skulptur, die anhand der gebündelten Stäbe Stärke durch Gemeinsamkeit ausdrücken soll. 


25Biomalz-Fabrik

Das Biomalz-Fabrik (7,5 km; Iserstr. 8–10) ist ein roter Backsteinbau aus dem Jahr 1911, den Myro Patermann mit seinen Brüdern für Malzerzeugnisse errichten ließ. Es ist eine der bedeutendsten Industriedenkmale der Region. Der Ursprung ist auf ein Stärkungsmittel für Schwangere, entwickelt in einer Berlin-Schöneberger Apotheke, zurückzuführen. Die „Verjüngungskur“ gegen Blutarmut, Bleichsucht und nervöse Beschwerden war in Dosen und später in braunen Flaschen mit gelb-blauem Etikett erhältlich.

Biomalz-Fabrik, Teltow
Biomalz-Fabrik

Das Nahrungsergänzungsmittel aus Gerste, 1907 patentiert und als „Urquell aller Schönheit“ angepriesen, wurde dann zunächst in Friedenau produziert, später in Steglitz.Der Teltow-Kanal bot jedoch eine verkehrsgünstiger Lage, so dass der Ingenieur J.J. Meyer für Patermann eine neue Fabrikanlage entwarf inklusive eines Gleisanschlusses mit Drehscheibe auf dem Gelände, durch das Züge das Werk in gerader Richtung befahren konnten – ein Prinzip, das deutschlandweit hier erstmalig eingesetzt wurde. Die Werksgebäude bildeten platzsparend den Produktionsablauf ab: Auf dem Dachboden lagerte die Gerste und wurde geschrotet, um eine Etage tiefer mit Wasser zu einer kochenden Maische verarbeitet zu werden. Sobald gefiltert, entzogen Vakuumpumpen schonend das Wasser und der Saft konnte abgefüllt werden. Für die Produktion versorgte sich die Fabrik mit eigener Dampfmaschine mit drei Kesseln im nebenstehenden Kesselhaus selbst. Den Durchbruch schaffte die Firma mit Event-Marketing beim Sechs-Tage-Rennen in Berlin und zudem mit dem Spruch „Mein Kind, ich rate dir gut: Nimm Biomalz!“.

Nimmst Du auch echt Biomalzu

Durch Staatsaufträge zur Verteilung an Kranke und Kinder überstand die Firma den Ersten Weltkrieg; auch wurde Biomalz in Feldpostpäckchen an die Front geschickt. Allerdings gingen die zuvor gegründeten Produktionsstätten in der Schweiz, London und Wilna verloren. Nachdem Myros beiden Brüder im Ersten Weltkrieg gefallen waren, übernahm er die alleinige Leitung. Neben Biomalz-Bonbons erweitern Backzusätze wie das „Hellegold“ (ab 1926), ein Malzextrakt für Bäckereien, die Produktpalette. Und geschickt nutzte Paterman die Werbung mit Hauptzielgruppe Frauen für sein „Konzentriertes Sonnenlicht in Büchsen“: Neben selbstklebenden Reklamemarken wurden strahlende Kinder propagiert („Wer seine Kinder lieb hat, gibt ihnen Biomalz.“) und die Eitelkeit angesprochen („Jünger aussehen als Gleichaltrige“).

Biomalz-Fabrik
Biomalz jung und alt

Als kriegswichtiger Betrieb „zur Ernährung des deutschen Volkes“ und mit Aufträgen für Heer und Luftwaffe erhält die Firma 1942 rund 40 russische Zwangsarbeiter, die in einer Baracke untergebracht werden. Trotz Bombenbeschädigung und Großbrand im April 1945 entsteht in der Fabrik bereits einen Monat nach Kriegsende wieder Sirup, vorwiegend aus Rüben teils aus Rhabarber hergestellt, und Nährmittel aus Mehl und Graupen. Die DDR enteignet 1953 den Betrieb. Als VEB (K) Biomalz „Walter Schütz“ produzieren einhundert Angestellte jedoch weiterhin Biomalz-Produkte, die es bis zur Wende in allen Drogerien und Apotheken zu kaufen gab, und auch das Sandwich-Eis „Moskauer Sahneeis“.  Paterman startete nach der Enteignung in Kim an der Nahe die Vitaborn-Werke. Die Familie erhielt 1991 ihr Eigentum zurück und führte die Herstellung auch mit neuen Produkten fort, wobei nach der Sanierung der Fabrik zusätzlich an rund 40 Unternehmen aus Produktion, Handwerk und Kultur  vermietet wird. Seit 1994 ist die Anlage denkmalgeschützt. biomalz-fabrik.de 


26Schifferkinderheim

Das Schifferkinderheim (6,8 km Oderstr. 28) ließ 1907 die Evangelische Schifferfürsorge bauen. Schließlich benötigt der Nachwuchs von Binnenschiffern im schulpflichtigen Alter eine Lehranstalt mit Unterbringungsmöglichkeit. Dazu wurde die Lage am damals neuen Teltow-Kanal gewählt, um 30 Kindern eine vom Wasserweg erreichbare Schule zu geben.

Schifferkinderheim, Teltow
Einst nur für den Nachwuchs von Binnenschiffern, heute für alle.

Schifferkinderheim Teltow
Alte Ansicht des Schifferkinderheims.

Heute gibt es bundesweit nur noch drei solcher Heime und das in Teltow gehört nicht dazu; denn es wurde bereit 1926/27 zu einem Altersheim umgebaut. Die 1991 gegründete Projektgruppe JOB (Jugend – Orientierung – Beruf) nutzte das nach der Wende zum Abriss freigegebene Haus als Jugendzentrum. Die Eigentümer schenkten es daraufhin der Stadt Teltow. Land sowie EU finanzierten die Sanierung, die 26 schwer vermittelbar Jugendliche ausführten und dabei in Bauberufen ausgebildet wurden. Im Jahr 1995 wiedereröffnet, steht das ehemalige Kinderschifferheim mittlerweile unter Denkmalschutz. Die Stiftung JOB führt nun es nun als Jugendhaus „Schiffer“ Teltow.


Industriemuseum, Teltow
Aus allen Industriezweigen: Exponate des Museums.

27Industriemuseum

Das Industriemuseum Region Teltow e.V.  (6,7 km; Oderstr. 23–25) hat sich 2005 gegründet, um zuerst eine Sammlung über die Geschichte der Region zu bewahren. Seitdem hat es sich ständig weiterentwickelt und bietet jungen Menschen Informationen zur Berufs- und Studienorientierung. Im Jahre 2012 zog es an seinen jetzigen Standort.

Dort präsentieren sie unter dem Motto „Von der Dampfmaschine zur digitalen Welt – 150 Jahre Industriekultur“ sechs Bereiche: Elektronik, Kommunikationstechnik, Automatisierungstechnik, Polymerchemie, Infrastruktur und digitale Welt. Öffnungszeiten: Di–Sa 10:00–16:00. +49 3328 / 3 36 90 88. imt-museum.de


28 Marina

Die Teltower Hafen (Zeppelinufer 1) entstand 1906 im Zuge des Bau des Teltow-Kanals in der Badstraße. Insbesondere nach Bahnanschluss zum drei Kilometer entfernten Bahnhof 1909 wurde der Hafen zum Motor der Industrialisierung, so dass 1928 eine Erweiterung notwendig wurde. Die vorhandenen Dampfkräne wurden um einen elektrischen Greiferdrehkran erweitert. Und noch bis in den Zweiten Weltkrieg zogen elektrische Treidellokomotvien die Lastkähne hierher. Danach waren Brücken Treidelgleise und Oberleitungen zu sehr beschädigt und sie wurden nach dem Krieg abgebaut. Allerdings sind noch zwei ca. 60 cm hohe Prellböcke am Westende des Krangleises zu sehen und 40 m östlich davon Reste der Schienen der Industriebau zu erkennen. 

Marina Teltow

Im Mai 2019 wurde nur wenige Meter westlich die Marina Teltow eingeweiht. Nach 15 Mio € Baukosten hat der Stadthafen mTeltow 39 Liegeplätze (6–17 m) bei einer Tiefe von 3,20 m. Hafenmeister +49 170 / 7 30 46 68. Zudem bietet das Café-Bistro „Kleine Freiheit“ von Mai bis Oktober (11.00–20:00) Erfrischungen an. kleine-freiheit-teltow.de